Malawi: Tausende Flutopfer von Hilfe abgeschnitten

15.01.2015
Bis zu 20.000 Menschen im Süden Malawis von Überschwemmungen betroffen

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Die Straße von Blantyre nach Nsanje, wo sich ein Projekt von Ärzte ohne Grenzen befindet.
Julien Lefèvre/MSF
Bangula, Malawi, 13.01.2015: Die Straße von Blantyre nach Nsanje, wo sich ein Projekt von Ärzte ohne Grenzen befindet.

Die medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat heute davor gewarnt, dass bis zu 20.000 Menschen im Süden Malawis von den aktuellen Überschwemmungen betroffen und vom Rest des Landes nach wie vor abgeschnitten sind – ohne Nahrungsmittel, Gesundheitsversorgung und ohne Schutz vor möglichen Krankheitsausbrüchen.

Die Hilfe erreicht nun langsam die Distrikte von Chikwawa, wo das Wasser nach und nach zurückzugeht. Aber einige der am meisten betroffenen Gebiete flussabwärts sind nur per Helikopter erreichbar. Dies erschwert die Hilfseinsätze. Ärzte ohne Grenzen ist seit 9. Jänner im Einsatz und konzentriert seine Hilfe um die Stadt Nsanje, wo die Organisation seit langem ein reguläres Hilfsprogramm betreibt. Außerdem suchen die Teams nach Wegen, einen Zugang zum weiter entfernten East Bank zu finden.

 „Die Überschwemmung ist wie ein langsamer Tsunami: Sie nimmt Richtung Süden und Mosambik nach und nach zu“, erklärt Amaury Grégoire, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Malawi, der sich derzeit in Nsanja befindet und die Folgen der Überschwemmungen untersucht. „Der Großteil von Nsanje und East Bank stehen zwei bis drei Meter unter Wasser. Dadurch wurden ausgedehnte Flächen in einen großen See verwandelt, der Häuser und Brücken verschlungen hat. Obwohl diese Region zu Überschwemmungen neigt,  konnten sich alte Menschen, mit denen ich gesprochen habe, nicht an Fluten dieser Größenordnung erinnern.“

Ernte verloren und Trinkwasser verunreinigt

 Nachdem der Regen in den letzten paar Tagen nachgelassen hat, geht man davon aus, dass der Wasserstand nach und nach abnehmen wird. Dennoch muss eine langfristige Lösung für jene Menschen gefunden werden, die all ihren Besitz und ihre Ernte in den Fluten verloren haben. 85 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft.

„Es wurden einige Lager für Menschen errichtet, die ihr Zuhause verloren haben, aber die Mehrheit von ihnen hat in noch intakten Häusern von Freunden oder Verwandten Zuflucht gefunden. Die kleinen Lehmhäuser sind sehr überfüllt, und die hygienischen Bedingungen sind schlecht, da die meisten Brunnen mit Flutwasser verunreinigt sind“, erklärt Amaury Grégoire.

  Ärzte ohne Grenzen hat Zelte aufgebaut, Hilfsgüter, Moskitonetze und Kits zur Wasseraufbereitung verteilt und Latrinen gebaut, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern, die über das Wasser übertragen werden. Die Organisation ist seit 1986 in Malawi und betreibt dort derzeit drei HIV/Aids-Hilfsprogramme – eines davon in Nsanje. In den letzten Jahren hat Ärzte ohne Grenzen 2011, 2012 und 2013 Hilfseinsätze nach Überschwemmungen durchgeführt.