Syrien: Willkürliche Angriffe auf Zivilbevölkerung in Idlib

SYRIEN
Alleine in die von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Spitäler kamen 185 Verletzte, 18 Menschen starben. Die humanitäre Nothilfeorganisation appelliert an die syrische Regierung, die Opposition sowie deren Unterstützer, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten.
27.02.2020
Humanitarian distribution
MSF
Since 1 December, MSF teams have distributed in different locations in rural northern Idlib province essential relief items to respond to the needs of newly displaced people who had fled the offensive conducted by the Syrian armed forces.

Alleine in die von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Spitäler kamen 185 Verletzte, 18 Menschen starben. Die humanitäre Nothilfeorganisation appelliert an die syrische Regierung, die Opposition sowie deren Unterstützer, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten.

„Dieser willkürliche Beschuss mit Bomben und Granaten am Dienstag kann praktisch nur von der syrischen Regierung und ihren Verbündeten ausgegangen sein“, sagt Meinie Nicolai, Geschäftsführerin des Einsatzzentrums von Médecins sans frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Brüssel.

„Wir wissen nicht, wie wir erreichen können, dass sie diese wahllosen Angriffe stoppen. Wir wissen nicht, wie wir erreichen können, dass sie humanitäres Völkerrecht einhalten. Wir haben viele Male von den Kriegsparteien in Syrien und ihren Verbündeten gefordert, die Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht einzustellen, auch vor dem UN-Sicherheitsrat. Wir verlangen mit äußerster Dringlichkeit, dass die Regeln des Krieges endlich eingehalten werden. Zivilisten und zivile Infrastruktur müssen geschützt werden. Dieser Appell richtet sich an die syrische Regierung und ihre Unterstützer, inklusive ihres wichtigsten militärischen Verbündeten Russland, ebenso wie an die oppositionellen Gruppen und die Türkei.“

Schulen und Kindergärten als Ziele

Am Nachmittag und Abend des 25. Februar fielen Bomben und Granaten auf Gebiete in und um die Städte Idlib und Maarat Misrin, in denen sich sehr viele Vertriebene aufhielten. Mindestens zwei Schulen und zwei Kindergärten, die geflohene Familien beherbergten, wurden getroffen.

Drei von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhäuser in der Gegend versuchten, mit dem außergewöhnlich hohen Zustrom an Verletzten klarzukommen. Ein Chirurg im „Idlib Surgical Hospital“ berichtete dem Team von Ärzte ohne Grenzen: „Einige der Verletzten hatten abgetrennte Gliedmaßen, es gab neurologische und viele andere Verletzungen. Es war eine dramatische Situation in der Stadt. Dazu das Geräusch von Bombeneinschlägen und Sirenen, die Menschen hatten Panikattacken. Es war ein schwieriger, blutiger Tag.“

Zwei der Krankenhäuser – „Idlib Central“ und Maarat Misrin – schickten erste Auszüge aus den Patientenregistern. Darin sind 66 Patientinnen und Patienten mit schweren oder lebensbedrohlichen Verletzungen aufgeführt, die größere chirurgische Eingriffe erforderten. Mindestens 14 der Schwerverletzten waren Kinder.

Zudem wurde auch die direkte Umgebung von beiden Krankenhäusern beschossen. Geschosse schlugen weniger als 100 Meter entfernt ein. Vier Angehörige des medizinischen Personals im  Krankenhauses „Idlib Central“ erlitten durch die Explosionen leichte Verletzungen.

Sinkende Hoffnung auf Überleben

„Wie viele Mütter müssen ihr Baby im Arm halten, während überall Bomben fallen? Wie viele Väter müssen ihre Kinder beruhigen und sie zum Lachen bringen, während überall Feuer ausbricht", fragt Cristian Reynders, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen für Nordwestsyrien. „Die Menschen in Idlib hoffen nur noch, am Leben zu bleiben. Ihre Hoffnungen werden von Minute zu Minute, von Tag zu Tag geringer."