Und täglich grüsst die Ungewissheit

Kommentar von
26.09.2014
Und täglich grüsst die Ungewissheit

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Jeder Tag hier im Südsudan birgt so seine Überraschung.

Zunächst war da der erste richtige Spaziergang, den wir uns für einen Sonntag vorgenommen hatten. Nach  15 Minuten musste dieser wieder abgebrochen werden, weil ein Motorradfahrer im Vorbeifahren versuchte, mir die Tasche zu entreißen und es schaffte, dabei meine Geldbörse zu erwischen, während sich der restliche Tascheninhalt auf der Straße verteilte.

Oder meine 10 Tage als administrative Unterstützung im nördlichen Malakal, wo auch Sonja derzeit als Verantwortliche für Gesundheitsaufklärung im Einsatz ist (auch sie bloggt übrigens). Hier besteht eine nächtliche Ausgangssperre, die auf Grund der Sicherheitssituation strikt eingehalten werden muss. Auch hier ein interessanter Einstand: Am zweiten Abend kommt es zu Schießereien in der Stadt, die ein paar Kilometer von unserer Unterkunft liegt. Ein etwas unruhiges Gefühl.

Und dann kommt plötzlich die Nachricht, dass die Freundin eines Arbeitskollegen in Liberia mit Ebola infiziert wurde und nach Europa evakuiert werden muss (siehe msf.at).

All dies macht jeden Tag hier zu einer neuen Herausforderung – für mich und das gesamte Team, das hier in Juba, Malakal und Mellut jeden Tag sein Bestes gibt.

Und trotz alldem darf man natürlich die positiven Erlebnisse hier nicht unerwähnt lassen: Wie zum Beispiel die Bootsfahrt nach Wau Shilluk, wo von Malakal aus eine Outreach-Klinik betrieben wird:

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Luca, Arzt in Malakal, auf dem Bootsweg nach Wau Shilluk © Anna Deutsch/MSF

Hier ist auch ein motiviertes Team an „Community Health Workers“ im Einsatz, welche die Bevölkerung in den umliegenden Dörfern – großteils Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes – über Gesundheitsthemen aufklären:

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Besprechung der Community Health Worker in Wau Shilluk © Anna Deutsch/MSF

Besonders beeindruckend ist auch das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Harmonie des Teams in Malakal. Dort lebt und arbeitet man auf engstem Raum mit ca. 40 anderen Personen und keinem Platz für Privatsphäre – und das für Einsätze mit einer Dauer von bis zu vier Monaten. Und da es keine Annehmlichkeiten wie Kinos oder Restaurants gibt, wird alles selbst organisiert: von Sing- und Tanzeinlagen mit Einheimischen im Krankenhaus über Movie Night auf zusammengeschobenen Betten bis hin zum großen Sonntags-Dinner mit selbstgemachtem Foccachia und Kuchen.

Und dann ist da auch noch unsere neuste Mitbewohnerin: Tiger, die Katze der Nachbarn, der unsere Gesellschaft besser zu gefallen scheint und die immer in der Laune für eine Schmuseeinheit ist:

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Wer hier wohl wen bewacht? © Anna Deutsch/MSF

Inwischen habe ich die Halbzeit meines Einsatzes hier im Südsudan erreicht – und ich bin mir sicher, die nächsten 7 Wochen werden nicht weniger fordernd, aufregend und abwechslungsreich!

Weitere Beiträge von Anna lesen:
"Welcome to Africa"

 

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26.09.2014
12:24
Elisabeth Geierhofer

Ich lese jedes mal eure Artikel mit großer Hochachtung vor eurer Arbeit und eurem Einsatz. Wünsche euch weiterhin viel Glück, Kraft und Gesundheit.
Mit lieben Grüßen Elisabeth Geierhofer

26.09.2014
13:02
magguieme

Ich kann mich Frau Geierhofer nur anschließen. Gerade in diesem Bericht zeigt sich wieder einmal, wie nah alles zusammenliegt. Angst Schrecken, Krankheit, Freude, Zusammensein, Kreativität. Danke dafür.
Das Katzenbild ist wirklich zum Lachen.

30.09.2014
10:38
Ingrid

Alles Gute für Eure Einsätze, Ihr habt meine Hochachtung und auch meine regelmäßige Unterstützung!!

06.10.2014
11:42
Anna Deutsch

Danke - manchmal fällt es zwar schwer, für alle Erlebnisse hier die Worte zu finden. Aber es freut uns zu sehen, dass unser Alltag hier im Südsudan durch diesen Blog auch in Österreich etwas miterlebt werden kann!

Ganz liebe Grüße,
Anna

06.10.2014
11:43
Anna Deutsch

Danke für die Worte! Die Katze liegt momentan übrigens genau am selben Platz :) Liebe Grüße aus Juba!

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