Grosny: Neuer Tuberkulose-Behandlungsplan weckt Hoffnungen

Ein neuer Medikamentenmix zur Behandlung von Menschen mit extrem resistenter Tuberkulose (XDR-TB) in Tschetschenien zeigt deutliche Erfolge.

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14.07.2015
Farida Abdulkadirova/MSF
Die 35-jährige Elena ist eine der 51 Patienten und Patientinnen, die Ärzte ohne Grenzen seit 2014 mit einem neuen Medikamentenmix gegen extrem resistente Tuberkulose (XDR-TB) behandelt.

Ärzte ohne Grenzen versorgt in der Republik Tschetschenien Menschen, die an unterschiedlichen Formen von Tuberkulose (TB) leiden.  Eine Gruppe von Patienten und Patientinnen mit extrem resistenter Tuberkulose (XDR-TB), die sich in ihrer zweijährigen Behandlung gegen die Krankheit befindet, erhält einen neuen Medikamentenmix. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Bei der multiresistenten Form der Tuberkulose (MDR-TB) wirken zumindest zwei der besten TB-Medikamente (Isoniazid und Rifampicin) nicht mehr, die als erste Therapielinie bei jeglicher Form der TB verabreicht werden. Ärzte ohne Grenzen stellte in Grosny 2013 fest, dass immer mehr Patienten und Patientinnen mit multiresistenter Tuberkulose auch nicht mehr auf die Arzneimittel der zweiten Therapielinie ansprachen. Wenn Stränge der MDR-TB auch gegen Medikamente der zweiten Therapielinie resistent werden, entsteht die extrem resistente Form der Tuberkulose (XDR-TB). Im Land gab es jedoch keine alternativen Medikamente, um ihnen zu helfen.

Neuer Medikamentenmix

Ärzte ohne Grenzen stellte daher dem Gesundheitsministerium einen neuen Vorschlag zur Bekämpfung der XDR-TB vor und begann im April 2014 mit der entsprechenden Behandlung: Betroffene werden mit einer Kombination aus Medikamenten der zweiten Therapielinie sowie mit einem neuen Medikament namens Bedaquilin behandelt. Außerdem werden vier Antibiotika eingesetzt, die auch gegen TB-Bakterien wirksam sind. Dieser Medikamentenmix wurde noch nie zuvor in der Russischen Föderation angewendet.

Bisher hat Ärzte ohne Grenzen 51 Patienten und Patientinnen mit dieser neuen Kombinationstherapie behandelt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren erhält jeder von ihnen eine andere Zusammenstellung – je nach der Schwere ihrer Erkrankung. 28 Betroffene werden stationär in einem Krankenhaus versorgt, da ihnen zur Verabreichung der Medikamente operativ ein Katheter gesetzt werden muss.

Exzellente Ergebnisse

Derzeit übergibt Ärzte ohne Grenzen die Aktivitäten zur Behandlung von Patienten und Patientinnen mit multiresistenter Tuberkulose an das Gesundheitsministerium, um sich auf Menschen mit extrem resistenter TB zu konzentrieren. Die ersten Ergebnisse sind laut Dr. Animesh Sinha bereits vielversprechend: „Mit dem neuen Behandlungsplan konnten wir bisher exzellente Ergebnisse erzielen, die bis dato undenkbar waren.“

Elena, 35: „Ich will gesund sein“

Endlich kann sie auf ein neues Leben hoffen: "Ich will gesund sein", sagt die 35-jährige Elena aus Grosny. Ihre Leidensgeschichte begann vor 15 Jahren, als bei ihr eine Tuberkulose-Erkrankung erkannt wurde. Seitdem waren verschiedene Therapien erfolglos. Ärzte ohne Grenzen diagnostizierte 2013 dann eine extrem resistente Tuberkulose bei ihr, die mit keinem der üblichen Medikamente wirksam behandelt werden konnte. Elena durchlebte Phasen, in denen sie lebensmüde war, denn die Behandlung ihrer Krankheit ist sehr langwierig und mit schlimmen Nebenwirkungen verbunden.

Elena gehört zu den Patienten bei denen 2014 mit der Verabreichung des neuen Medikamentenmixes begonnen wurde. Nur zwei Monate nach dieser Umstellung wurde Elena negativ auf TB getestet. Sie ist fieberfrei, hustet nicht mehr und hat 10 Kilo zugenommen. Bis Oktober 2016 muss sie noch durchhalten, bevor sie die Medikamente absetzen kann.

Tuberkulose und Diabetes

Ärzte ohne Grenzen hat kürzlich auch begonnen, Menschen zu behandeln, die sowohl unter Tuberkulose als auch an Diabetes leiden – letztere sind nämlich einem höheren Risiko ausgesetzt, auch an TB zu erkranken. Insgesamt 12 Patienten und Patientinnen werden derzeit in diesem Programm versorgt.