Jedes Leben zählt – Bericht aus dem Erdbebengebiet in Nepal
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„Ich hatte Glück, dass die Ärzte mich gefunden haben. Ich hatte große Schmerzen. Ich dachte, ich werde sterben“, erzählt der 26-jährige Maila Gurung. Er lebt in Nepal, das am 25. April und 12. Mai von zwei schweren Erdbeben erschüttert wurde. „Die meisten Gesundheitsposten in der Umgebung waren zerstört und der einzige, zu dem ich hätte gehen können, war eine Stunde Fußmarsch entfernt. Unmittelbar nach dem zweiten Beben war der Posten geschlossen – aber ich hätte ohnehin nicht hinlaufen können.“
Entlegene Dörfer ohne Grundversorgung
Maila Gurung’s Dorf in Diol, im Distrikt Gorkha, liegt hoch oben in den Bergen, abgeschieden von jeglicher Grundversorgung. Maila brach sich sein Bein, als er gerade dabei war, mit anderen Masten für elektrische Leitungen den Berg hinauf zu tragen, um die Elektrizitätsfirma davon zu überzeugen, das Dorf mit Strom zu versorgen - was eine große Erleichterung für die dort Lebenden wäre. Doch Maila hatte Pech, ein Mast fiel auf ihn und brach sein Bein. Direkt danach erschütterte das zweite Erdbeben die Region und hinderte ihn daran, in ein Krankenhaus zu gelangen.
Heute liegt Maila in einem Bett im Arughat-Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen und hört der Krankenschwester Aloise Vimard zu, die ihm Ratschläge mit auf den Weg gibt. Mit einem Gipsverband kann er nun laufen, wenn er vorsichtig ist und nicht zu viel Gewicht auf das gebrochene Bein verlagert. Maila wird den Gips rund fünf Wochen tragen und in der Zeit von unseren Teams, die in den umliegenden Dörfern mit mobilen Kliniken unterwegs sind, betreut werden. Sie werden am Ende auch den Gips wieder entfernen.
Maila kann mit Frau und Tochter nach Hause zurückkehren
„Ich werde mich um ihn kümmern, ich werde für ihn kochen und auf den Feldern arbeiten, damit er sich ausruhen und gesund werden kann“, so Maila’s Frau, Maili Gurung. Ihre kleine Tochter Ranjana spielt derweil arglos mit dem Handy ihres Vaters neben dem Krankenhausbett. Die beiden haben Maila auf seinem Weg ins Krankenhaus begleitet und sind während seiner Behandlung bei ihm geblieben. Nun sind auch sie froh, dass es ihm gut geht und sie wieder nach Hause zurückkehren können.
Als der Helikopter in Diol landet, warten die Dorfbewohner schon aufgeregt auf die Rückkehr von Maila. Sie bereiten die Landefläche vor und leiten den Piloten. Dr. Hani Khalifa, medizinischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen, erinnert Maila und seine Familie noch einmal daran, was dieser in den fünf Wochen, in denen er den Gips trägt, tun muss: „Du muss auf dein Bein aufpassen. Pass auch auf, dass der Gips nicht nass wird, und du musst ausruhen und gut essen.“
Einsatzteams evakuieren Schwerverletzte
Wenn man sieht, wie weit weg und isoliert das Dorf Diol liegt, fragt man sich, was mit Maila passiert wäre, wären die Einsatzkräfte von Ärzte ohne Grenzen nicht zu ihm gelangt. Unsere Teams waren in der Gegend unterwegs, um nach dem Beben von 25. April die Lage zu erkunden. Diol liegt im Distrikt Gorkha, dem Epizentrum des zweiten Bebens. „Wenn wir die Lage erkunden und mit mobilen Kliniken unterwegs sind, behandeln wir diejenigen, die wir direkt vor Ort behandeln können und evakuieren diejenigen mit schweren Verletzungen, egal ob sie sich diese beim Erdbeben zugezogen haben oder anderswo“, so Dr. Khalifa.
Wenn Sie sich für eine Mitarbeit im Erdbeben-Gebiet in Nepal interessieren, beachten Sie bitte unseren Hinweis.