Mehr medizinische Hilfe für die Menschen in Tanganjika

24.01.2017
Im Osten des Kongo herrscht weiterhin Gewalt, Tausende Menschen auf der Flucht, die Zahl der Verletzten steigt. Wir stocken unsere Hilfe im regionalen Referenzspital auf - Einsatzleiter Gaudia Sironi erzählt, was unsere Teams leisten.
DRC: Paediatric care in Manono General Hospital
Natacha Buhler/MSF
Antoine, MSF health promotor, with a mother whose child is hospitalized in the neonatology ward of Manono General Hospital for severe malnutrition.

Seit November 2016 kommt es in der Provinz Tanganjika im Osten der Demokratischen Republik Kongo immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen. In der Region sind Tausende Menschen auf der Flucht, die Zahl der Verletzten steigt. Gaudia Sironi leitet den Einsatz in Manono, wo Ärzte ohne Grenzen das derzeit überfüllte Allgemeine Krankenhaus unterstützt, und berichtet über unsere Hilfe:

Wie sieht die Lage in der Provinz Tanganjika derzeit aus?

Seit einigen Monaten nimmt die Gewalt zwischen Bevölkerungsgruppen in der gesamten Region zu. Im Gesundheitsbezirk Manono flammten die Kämpfe bereits im November auf; seit Dezember hat sich die Lage jedoch dramatisch verschlimmert und viele Verletzte wurden in das Allgemeine Referenzspital eingeliefert. Die Auseinandersetzungen begannen im ländlichen Gebiet einige Dutzend Kilometer vor Manono und haben inzwischen die Stadt erreicht. Die Bewohner der von den Kämpfen betroffenen Dörfer sind geflohen; ein Großteil fand im Zentrum von Manono Zuflucht.

Natacha Buhler/MSF
Das allgemeine Krankenhaus in Manono wird von Ärzte ohne Grenzen unterstützt.

Unter welchen Bedingungen leben die Vertriebenen in Manono?

Mehrere Tausend Menschen sind bei Gastfamilien oder in öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Kirchen untergekommen. Ende Dezember waren insgesamt 40 Gebäude von Vertriebenen besetzt. Für die ansässige Bevölkerung sind die Lebensbedingungen genauso prekär. Aufgrund der engen Wohnverhältnisse steigt die Gefahr von Infektionskrankheiten wie etwa Durchfallerkrankungen. Es gibt nicht genügend Latrinen; zudem befinden wir uns mitten in der Regenzeit.

Der Konflikt hindert die Menschen daran, sich frei zu bewegen und ihre Felder zu bestellen oder abzuernten. Auf dem Markt werden weniger Lebensmittel angeboten; die Preise sind stark gestiegen. Im Fokus stehen für uns deshalb die unsichere Ernährungslage und das Risiko von Infektionskrankheiten. Wir sorgen uns aber auch um die Menschen, die sich vor der Stadt niedergelassen haben. Sie haben keinen Zugang zum Spital, so dass wir mit einer steigenden Zahl von Todesfällen rechnen müssen, vor allem bei Kindern.

Natacha Buhler/MSF
Unser Team während einer Besprechung auf der Kinderstation des Spitals in Manono.

Was kann Ärzte ohne Grenzen in dieser Krise tun?

Ärzte ohne Grenzen hat die Unterstützung für das Spital in Manono aufgestockt. Dort wurden seit Ende November über 200 Verletzte behandelt. Der Großteil der Verletzungen stammt von Hieb- und Stichwaffen wie Macheten, Pfeilen oder Beilen. Ende November haben wir deshalb in den Allgemeinen Referenzspitälern von Manono und Ankoro eine Schulung zur Triage von Verletzten durchgeführt. Das vom Gesundheitsministerium abgeordnete medizinische Personal verfügt jetzt über bessere Kompetenzen und ein System für die Notaufnahme mit Bereichen zur gezielten Aufnahme und Behandlung von Patienten je nach Verletzungsgrad.

Im Dezember war die Chirurgische Abteilung vollkommen überlastet. Es fehlte an Betten, medizinischem Material und Personal zur Versorgung der vielen Patienten; überall lagen und saßen Verletzte am Boden. Das Personal arbeitete ohne Unterlass, um das Patientenaufkommen zu bewältigen. Daraufhin verstärkte Ärzte ohne Grenzen das Team im Spital von Manono mit einem Chirurgen, zusätzlichem Pflege- und Hilfspersonal, Hygienespezialisten und Wachleuten.

Natacha Buhler/MSF
Krankenpfleger Jean-Baptiste Mukenge bereitet in der Notaufnahme den Tropf für ein Kind vor, das an schwerer Malaria leidet.

Da die chirurgische Abteilung zu klein geworden war, haben wir zusätzliche Zelte aufgestellt. Wir stellten auch Geräte und Medikamente, Verbandssets, Nahtmaterial, Antibiotika und Schmerzmittel zur Verfügung. Zudem haben wir den Operationssaal saniert, die dortigen Wasseranschlüsse repariert und einen funktionierenden Sterilisationsprozess eingerichtet. Auf dem Höhepunkt der Krise waren im Spital insgesamt 44 Mitarbeitende zur Verstärkung im Einsatz.

Darüber hinaus unterstützt Ärzte ohne Grenzen in der Stadt vier Gesundheitszentren bei der kinderärztlichen Versorgung und Ernährungshilfe von Kindern unter fünf Jahren, wobei auch die Malariabehandlung ausgebaut wurde. Und wir haben damit begonnen, an den Orten, an denen sich Vertriebene spontan niederlassen, Latrinen aufzubauen, damit die Hygienebedingungen wenigstens den Mindeststandards genügen.

Ärzte ohne Grenzen ist seit Ende 2015 im Gesundheitsbezirk Manono vertreten, als eine Masernepidemie ausbrach. Seither unterstützt Ärzte ohne Grenzen die kinderärztliche Abteilung im Allgemeinen Referenzspital des Bezirks. Derzeit werden hier rund 200 Kinder versorgt. Etwa ein Drittel sind schwer mangelernährte Kinder mit Komplikationen, die Mehrheit leidet an Malaria mit gleichzeitiger schwerer Anämie. Ärzte ohne Grenzen unterstützt außerdem das Gesundheitszentrum von Muyumba Port.