Cholera im Südsudan: „Haltet alles sauber!“

10.06.2014
Mary und ihre beiden Kinder in unserem Cholera-Behandlungszentrum in Juba
Mary hat ihre beiden Kinder in das Cholera-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen gebracht.
Andreea Campeanu
Juba, Südsudan, 01.06.2014: Mary hat ihre beiden Kinder in das Cholera-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen gebracht: „Meine Nachricht an all die Menschen da draußen ist: Haltet alles sauber!"

Am 15. Mai hat das südsudanesische Gesundheitsministerium den Cholera-Ausbruch in der Hauptstadt Juba offiziell bekannt gegeben. Seitdem wurden mehr als 1.306 PatientInnen behandelt, 29 Menschen verstarben.

Vergangene Woche brachte Mary Keji ihre beiden Kindern Matthew (4) und Ludia (2,5) in unser Cholera-Behandlungszentrum in Gudele in der Stadt Juba: Beide waren kurz nacheinander krank geworden – Matthew begann zu erbrechen und litt wenige Stunden später an schwerem Durchfall, kurz darauf erkrankte auch Ludia.

„Ich begann mir Sorgen zu machen, als sich Matthews Zustand verschlimmerte. Dann wurde auch Ludia krank, und ich bekam es mit der Angst zu tun. Ich hatte bereits gehört, dass es in Juba die Cholera gibt, und ich wusste, wie ernst sie ist. Einige berichteten, dass man im Krankenhaus eine Behandlung erhalten könnte, aber es lag für mich zu weit weg – ich lebe am anderen Ende der Stadt und habe kein Geld, um einen Fahrer zu bezahlen, der mich und meine Kinder in das Krankenhaus bringen könnte.

Ich lief zu meinem benachbarten Onkel und borgte mir 5 SSD aus (weniger als 2 US-Dollar), um für meine Kinder chloriertes Wasser zu kaufen. Doch ihr Zustand verschlechterte sich weiter. Ich machte mir unheimliche Sorgen, aber ich hatte nicht genug Geld für den Bus oder ein Taxi. Dann erzählten mir einige Nachbarn, dass sie gehört hätten, eine Organisation hätte ein spezielles Behandlungszentrum für Cholera in unserer Gegend aufgebaut. Ich nahm meine Kinder und trug sie dorthin – Matthew auf meinem Rücken und Ludia im Arm.

Als ich das Zentrum erreichte, gaben die Ärzte ihnen beiden spezielles Wasser zu trinken. Ludia erholte sich, aber Matthew nicht. Er wollte nicht mehr trinken und wurde immer schwächer. Daher brachten sie uns ein dieses Zelt. Sie setzen eine Nadel in Matthews Arm mit einer stärkeren Flüssigkeit, um ihm zu helfen. Sie sagten mir, dass er sich bald erholen würde.

Meine Nachricht an all die Menschen da draußen ist: Haltet alles sauber! Lasst eure Kinder nicht mit schmutzigem Wasser spielen oder welches trinken, das ihr nicht aufbereitet habt. Kocht das Wasser lang. Seid immer vorsichtig, auch wenn ihr Früchte wie Mangos oder Bananen esst. Jetzt, wo die Cholera in Juba ist, müsst ihr auf eure Kinder aufpassen. Wenn ihr Symptome bemerkt wie Erbrechen oder Durchfall, geht mit ihnen sofort in eines der speziellen Behandlungszentren wie dieses hier.

Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn es dieses Zentrum nicht gäbe. Ich hätte einfach warten müssen – und darauf hoffen, dass es ihnen von selbst wieder besser geht.“

Matthew und seine jüngere Schwester Ludia wurden wenige Tage beide später aus dem Behandlungszentrum von  Ärzte ohne Grenzen  entlassen. Sie sind gemeinsam mit ihrer Mutter Mary wieder nach Hause zurückgekehrt.

Cholera führt zu schwerem Durchfall und Erbrechen, was auf Grund der schweren Dehydrierung zum Tod führen kann – manchmal innerhalb von Stunden. Kinder sind besonders verletzlich und benötigen sofortige Behandlung. Cholera kann einfach und erfolgreich behandelt werden indem man sofort die durch das Erbrechen und den Durchfall verlorene Flüssigkeit und die fehlenden Salze ersetzt. Mit einer sofortigen Rehydrierung sterben weniger als 1% der Cholera-PatientInnen.

Cholera-Betroffene werden mit speziellen oralen Rehydrierungs-Lösungen behandelt. Die im Voraus abgepackten Kombinationen aus Zucker und Salzen werden mit Wasser gemischt und in großen Mengen getrunken. Schwere Fälle müssen mittels Infusionen via Tropf medizinisch rehydriert werden, und manchmal ist auch die Gabe von Antibiotika notwendig.