D.R. Kongo: Mein Ziel? Die Übertragung von Ebola zu stoppen

21.11.2018
"Ich habe meine Angst überwunden." Alpha Diallo arbeitet als Wasser- und Sanitärspezialist in unserem Ebola-Projekt in der D.R. Kongo. Als sogenannter "Watsan" ist er für die die Infektionsprävention und -kontrolle zuständig.

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Nordkivu, D.R. Kongo, 11.2018: Das ist Alpha Diallo, Wasser- und Sanitärspezialist bei Ärzte ohne Grenzen

Alpha Diallo, Wasser- und Sanitärspezialist


Am 01. August kam es in der Demokratischen Republik Kongo zu einem neuerlichen Ebola-Ausbruch. Die Epidemie in Nordkivu ist immer noch nicht unter Kontrolle – im Gegenteil, es ist der größte bisher verzeichnete Ausbruch im Land. Damit wir Ebola-Behandlungszentren betreiben können, sind wir auf erfahrene Einsatzkräfte angewiesen, die ihr Knowhow im Kampf gegen diese tödliche Krankheit teilen. Einer von ihnen ist Alpha Diallo aus Guinea –  unser Experte für Wasser und Abwasserentsorgung. Er war bereits beim großen Ausbruch in Westafrika für Ärzte ohne Grenzen im Einsatz.

„Ich habe 2011 bei Ärzte ohne Grenzen angefangen, lange vor der Epidemie im Jahr 2014 -  und zwar in einer Geburtsklinik in Conakry. Als der Ausbruch Mitte März 2014 offiziell bestätigt wurde, arbeitete ich in einem Ebola-Projekt in Macenta, Conakry. Dort hatte ich die Gelegenheit, die Verhaltensregeln und Schutzmaßnahmen für die Arbeit in einem Ebola-Behandlungszentrum zu lernen.

Ich bin ein "Watsan"

Die sogenannten „Watsans“ (englisch für: Experten im Bereich Wasser und sanitäre Einrichtungen) sind essentiell bei einem Ebola-Ausbruch. Wir unterstützen die medizinischen Teams – unsere Arbeit ist untrennbar miteinander verbunden. Wir sind für die Infektionsprävention und -kontrolle verantwortlich und müssen daher sicherstellen, dass alles, was nach außen gelangt - vor allem aus dem Behandlungszentrum - nicht kontaminiert ist. Wenn man dabei nicht sorgfältig vorgeht, kann ein Ebola-Behandlungszentrum leicht zu einer neuen Quelle für die Ausbreitung der Epidemie werden. Meine Aufgabe ist es, die Übertragungskette zu durchbrechen. Ich sorge in erster Linie dafür, dass niemand infiziert wird. Aber leider müssen wir oft auch verstorbene Personen dekontaminieren, die ihren Kampf gegen Ebola verloren haben.

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Nordkivu, D.R. Kongo, 11.2018: Alpha Diallo vor dem Ebola-Behandlungszentrum.

Der Ebola-Schutzanzug fühlt sich fast wie eine zweite Haut an

Ich erinnere mich, als ich zum ersten Mal in die Hochrisikozone eines Ebola-Behandlungszentrums ging. Ich war schockiert. Zuvor hatte ich schon einige Zeit im Behandlungszentrum gearbeitet, aber ich habe immer versucht, mein erstes Mal in der Hochrisikozone hinauszuzögern. Eines Tages war es dann soweit. Mein Kollege, ein Logistiker, bemerkte, dass ich nervös war, mit ihm mitzukommen, um eine Lampe zu wechseln. Er sagte: „Wenn wir diese Lampe nicht wechseln, können die Menschen nachts nicht behandelt werden und werden womöglich sterben.“ Ich habe mich entschieden, meine Befürchtungen zu überwinden, da ich Menschen helfen möchte. Also ging ich hinein und verlor sofort meine Angst. Heute fühlt sich der Ebola-Schutzanzug fast wie eine zweite Haut an.

Jetzt bin ich hier in Mangina im Kongo, um Menschen zu helfen. Immer noch trainiere ich jeden Tag mit meinen Kollegen und Kolleginnen und stelle sicher, dass alle Abläufe angepasst sind und den aktuellen Standards entsprechen. Meine Arbeit ist erst erledigt, wenn alle Betroffenen sich intensiv und aufmerksam damit befasst haben und alles zu 100 Prozent sicher ist.

Bei Ebola darf man keinen Fehler machen

Bei Ebola können wir es uns nicht leisten einen Entschuldigungsbrief zu senden, wenn ein Fehler unterlaufen ist. Daher bin ich sehr streng und direkt - manchmal kann das für einige Menschen irritierend sein. Aber bei einem so ernsten Thema kann man sich keinen Fehler erlauben. Wenn man die Abläufe nicht befolgt und nicht aufpasst, kann man dafür verantwortlich sein, dass das nächste Epizentrum der Epidemie entsteht.

Diese Epidemie ist hier noch lange nicht vorbei. Im Moment zögern einige Menschen, die Bekämpfung von Ebola zu unterstützen. Ich denke, das ist normal. Diese Abneigung und dieses Misstrauen war in Guinea selbst am Ende der Epidemie noch immer vorhanden, aber an allen öffentlichen Orten und bei privaten Transporten gab es Möglichkeiten zum Händewaschen z.B. alle Taxis waren mit alkoholischen Lösungen ausgestattet. Die Menschen sind sich der Notwendigkeit dieser vorbeugenden Maßnahmen bewusst. Diese Verhaltensänderung ist ein deutlicher Hinweis auf ein Verständnis der Gefahr der Krankheit.

Ich bin immer bereit zu helfen, wenn meine Hilfe benötigt wird. Darum bin ich hier. Ich werde auch anderen helfen, Leben zu retten – wo und wann auch immer.