Ein Jahr nach Masern-Ausbruch im Tschad ist noch kein Ende in Sicht

13.05.2019
TSCHAD
Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verstärkt den Einsatz im Tschad und impft 107.000 Kinder gegen Masern. Der Österreicher Georg Geyer ist als Logistik-Koordinator vor Ort.

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MSF Response Measles Vaccination (Am Timan District)
Juan Haro
The MSF CERU vaccination teams reach daily different nomad camps to make sure that the children receive their vaccines against measles during the mass campaign in Djouna, Am Timan. as part of the mass measles vaccination carried by MSF in Southeast Chad. MSF is supporting the population in Am Timan district, Salamat region, with a mass measles vaccination after a new peak of the measles outbreak declared in May 2018 arises in January 2019.

Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verstärkt den Einsatz im Tschad und impft 107.000 Kinder gegen Masern. Der Österreicher Georg Geyer ist als Logistik-Koordinator vor Ort.

Teile des Tschad, darunter die Hauptstadt N'Djamena und die Stadt Am Timan, sind von einem Masern-Ausbruch betroffen, der seit einem Jahr andauert und sich zunehmend verschärft. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, hat ein Notfallteam der internationalen Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) eine großräumige Impfkampagne im Distrikt Am Timan durchgeführt. Damit sollen 107.000 Kinder vor der potenziell lebensbedrohlichen Krankheit geschützt werden.


Der Österreicher Georg Geyer ist Logistik-Koordinator für Ärzte ohne Grenzen im Tschad. „Die besonderen Herausforderungen bei Masern-Impfkampagnen sind der Transport, die Kühlkette und der Nachschub. Um unsere zehn Impf-Teams an 180 Orte zu bringen, haben wir innerhalb von vier Wochen mehr als 60.000 Kilometer zurückgelegt“, erzählt er. „Das war eine große Herausforderung. Noch dazu im Freien, bei 45 Grad Celsius.“

9000 Erkrankungen, 68 Todesfälle


Der Tschad werde Jahr für Jahr im Frühjahr von Masern-Ausbrüchen heimgesucht. „Diese klingen üblicherweise im Juni mit Beginn der Regenzeit ab“, erklärt Theresa Berthold, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. Diesmal sei es jedoch anders: „Der Masern-Ausbruch von 2018 hält immer noch an. Die Epidemie konnte bis heute nicht unter Kontrolle gebracht werden.“
 
Der Masern-Ausbruch im Tschad wurde im Mai 2018 offiziell bekannt gegeben und hat 69 der 126 Distrikte des Landes erfasst. Seit Januar 2019 verschärfte sich das Ausmaß der Epidemie: Schon in den ersten Monaten dieses Jahres wurden 9000 Masernfälle und 68 Todesfälle gemeldet.
 

1677 Kinder behandelt


Das Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen kam im Januar, als der Masern-Ausbruch einen neuen Höchststand erreichte, nach Am Timan. Binnen vier Wochen impften 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen 107.000 Kinder in der Stadt Am Timan und der Umgebung. Das Notfallteam unterstützt auch die Betreuung von Masernkranken im Spital Am Timan und in drei kostenlosen Gesundheitszentren. Innerhalb von drei Monaten wurden 1677 Kinder mit kompliziertem Krankheitsverlauf behandelt.
 
In den Tagen vor der Massenimpfkampagne informierte das Team von Ärzte ohne Grenzen in Am Timan die verschiedenen Gemeinschaften über die Schutzmaßnahmen. „Nachdem sie von unserer Kampagne gehört hatte, reisten Nomadenväter kilometerweit an, um ihre Kinder impfen zu lassen“, sagt Notfallkoordinatorin Berthold.
 

Nur jedes dritte Kind ist geimpft


Obwohl Ärzte ohne Grenzen nicht die einzige vor Ort tätige Hilfsorganisation ist, scheinen die Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie nicht ausreichend zu sein. Um eine sogenannte „Herdenimmunität“ zu erreichen, müssen 95 Prozent der Kinder geimpft sein. In Tschad kann davon nicht die Rede sein: Laut den Gesundheitsbehörden ist nur eines von drei Kindern unter fünf Jahren (37 Prozent) gegen Masern geimpft. Nur eines von vier Kindern ist immun gegen die häufigsten Kinderkrankheiten. Besonders gefährlich sind Masern in Kombination mit Mangelernährung.
  
Ärzte ohne Grenzen ist seit 37 Jahren im Tschad tätig. Die Nothilfeabteilung reagiert auf Epidemie-Ausbrüche, leistet kostenlose medizinische Hilfe und führt Notfall-Impfkampagnen durch. Ärzte ohne Grenzen leitet außerdem medizinische Projekte in Moissala (Region Mandoul).