Malawi: Tausende Menschen nach Überschwemmungen gestrandet

19.01.2015
Interview mit Julien Lefèvre nach seinem Erkundungsflug im Süden des Landes

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Ein Junge mit einem Moskitonetz im Evakuierungszentrum in Chambumbuluka.
Wilfred Masebo/MSF
Chambumbuluka, Malawi, 18.01.2015: Ein Junge mit einem Moskitonetz im Evakuierungszentrum in Chambumbuluka.

Julien Lefèvre ist stellvertretender Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Malawi. Er ist soeben von einem Erkundungsflug via Helikopter in Gebieten im Süden des Landes zurückgekehrt, die von den Überschwemmungen am schwersten betroffen sind. In einem Interview berichtet er von der Situation in den dutzenden Evakuierungszentren im Bezirk.

Wie sieht die Situation momentan aus der Luft aus?

Die weiten Flächen haben sich in Seen verwandelt. Mittlerweile geht das Wasser langsam zurück und es tauchen hie und da einzelne Inseln auf. Doch am meisten schockiert hat mich der Anblick von Menschen, die Mitten im Nichts gestrandet sind – manche waten durch das Wasser oder versuchen mit Kanus, trockenere und höher gelegene Bereiche zu erreichen.

Du kommst gerade aus Makhanga – das Dorf ist vom Rest des Landes abgeschnitten. Wie ist die Lage dort?

Makhanga ist jetzt eine Insel, wo rund 5.000 Menschen völlig mittellos gestrandet sind. Die meisten von ihnen mussten nahe gelegene Dörfer oder Siedlungen aufgrund der Überschwemmungen verlassen – Makhanga ist der einzige Platz, wo sie Zuflucht finden konnten. Rund tausend Menschen halten sich nun in der Grundschule des Dorfers auf, die quasi in ein Auffanglager für Vertriebene umfunktioniert wurde. Die Menschen dort erzählen, dass zwei von fünf Brunnen in der Gegend noch sauberes Wasser haben. Doch die Nahrungsmittel werden knapp und nachdem die Klinik ebenfalls überschwemmt wurde, gibt es keinerlei medizinische Hilfe.

Was wird jetzt am meisten benötigt?

Nahrung. So viele Menschen haben kaum oder gar keine Möglichkeit, an Essen zu kommen. Ich habe einen alten  Mann gesehen, der die Straße entlang ging – er hatte ein völlig verzerrtes Gesicht. Er ging gemeinsam mit 15 anderen Leuten und bettelte um etwas zu essen. Die Menschen haben absolut alles verloren, und suchen jetzt nur noch nach einem Platz zum Schlafen und etwas zu essen.

Ein weiterer Grund zur Sorge ist das hohe Malaria-Risiko. Wir haben bereits erste Fälle bei Kleinkindern festgestellt und jetzt mit dem Wasser überall hat sich das Brutgebiet für Moskitos vervielfacht. Wir können bereits einen Anstieg der Fälle in der nächsten Woche vorhersehen. Weil die Menschen alles verloren haben ist daher eine unserer Prioritäten momentan die Verteilung von Moskitonetzen.

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