Myanmar/Rakhine: Regierung beeinträchtigt Zugang zu Gesundheitsversorgung

28.05.2013
Ein Jahr nach den ethnischen Ausschreitungen

Yangon/Wien, am 28. Mai 2013. Ein Jahr nach den ethnischen Ausschreitungen im Bundesstaat Rakhine in Myanmar mit vielen Todesopfern ist die Gesundheitsversorgung stark eingeschränkt. Grund dafür sind laut Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) die Lebensbedingungen in den Vertriebenenlagern, verbunden mit den Bewegungsbeschränkungen und der anhaltenden Trennung der Gemeinden der Muslime und buddhistischen Mehrheit in Rakhine. Ärzte ohne Grenzen fordert die Regierung von Myanmar auf, sicherzustellen, dass Vertriebene und diejenigen, die von der Hilfe abgeschnitten sind, Unterkünfte und Zugang zu Gesundheitsversorgung bekommen. Die Menschen müssen sich außerdem frei bewegen können, ohne Angst vor Übergriffen.

Schätzungsweise 140.000 Menschen leben immer noch in behelfsmäßigen Unterkünften. Nach offiziellen Einschätzungen gehört die überwiegende Mehrheit der Vertriebenen der muslimischen Minderheit an, die oft als Rohingya bezeichnet wird. Die Rohingya sind eine staatenlose Minderheit, die von der Regierung Myanmars nicht als Bürger anerkannt wird. Die unmittelbaren Opfer von Gewalt sowie zehntausende Rohingya, die immer noch in ihren Häusern leben, sind vollständig von Nahrung, Märkten, ihren Feldern, Gesundheitseinrichtungen und in einigen Fällen auch von der Trinkwasserversorgung  abgeschnitten.

Zugang eingeschränkt

„Ärzte ohne Grenzen ist aus Gegenden zurückgekehrt, in denen Dörfer komplett von der Grundversorgung abgeschnitten sind”, berichtet  Ronald Kremer, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Bundesstaat Rakhine. „Bewegungseinschränkungen haben schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. Das betrifft zum Beispiel TB-Patienten, die nicht zur lebensnotwendigen Behandlung kommen können. In den Gemeinden rund um Sittwe, der Hauptstadt von Rakhine, wurden im Juni 2012 infolge der ersten Zusammenstöße Bewegungsbeschränkungen für Muslime eingeführt und nach den Gewaltausbrüchen im Oktober verstärkt, bei denen weitere Tausende vertrieben wurden. „Wir können nur hin und wieder  auf unsere Felder gehen, und dann nur zu zweit oder zu dritt zur gleichen Zeit und nur mit militärischer Begleitung. Wir können nicht ins Krankenhaus gehen, nicht in die Schule, nicht zum Fischen oder Feuerholz-Sammeln“, sagt ein Mann aus der Gemeinde Myebon.

Angst vor Gewalt

In anderen Gegenden haben die Menschen zu große Angst, sich von ihren Dörfern zu entfernen. „Ärzte ohne Grenzen wurde berichtet, dass Menschen über Monate zusammengeschlagen wurden, wenn sie versucht hatten, ihr Dorf zu verlassen. Nachdem dies 14-mal passiert war, haben sie einfach aufgehört, wegzugehen“, berichtet Kremer. „Sie erzählten uns, dass mindestens drei Menschen gestorben sind, weil sie das Krankenhaus nicht erreichen konnten.“Mit dem Beginn der Monsunzeit sind Vertriebene besonders gefährdet. Auch wenn der Tropensturm Mahasen glücklicherweise nicht die befürchteten verheerenden Auswirkungen hatte, ist das Risiko für weitere tropische Stürme und Zyklone nach wie vor hoch. So hat Ärzte ohne Grenzen beobachtet, wie Notunterkünfte und Klinikgebäude bereits nach relativ leichten Regenfällen zerstört wurden.Ärzte ohne Grenzen leistet bereits seit 1992 Gesundheitsversorgung in Myanmar und hat bisher Millionen Menschen unterschiedlichster ethnischer Herkunft medizinisch versorgt. Die Organisation bietet seit zwanzig Jahren im Bundesstaat Rakhine medizinische Grundversorgung sowie Versorgung im Bereich reproduktiver Gesundheit und Behandlungen gegen HIV/Aids und Tuberkulose an.