NATO-Statement gefährdet Patienten in Afghanistan

11.03.2010
Ärzte ohne Grenzen weist Aussage von NATO Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen aufs Schärfste zurück

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Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) weist aufs Schärfste eine Aussage von NATO Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen zurück, die impliziert, dass NGOs die „soft power“ einer militärischen Strategie sein sollten.

Niemals arbeitet MSF in Konfliktgebieten als Teil von oder gemeinsam mit einer militärischen Strategie; unsere vollkommene Unabhängigkeit und Neutralität ermöglichen uns erst den Zugang zu der Bevölkerung, die medizinische Hilfe benötigt.

Aussagen wie jene der NATO schaffen ein zusätzliches Risiko für unsere Patienten und Mitarbeiter, in dem sie den Eindruck schaffen, medizinische Arbeit sei Teil einer militärischen Strategie. Als MSF im Jahr 2009 zum Zeitpunkt des eskalierenden Konflikts nach Afghanistan zurückkehrte, war es das Ziel der Organisation, Gesundheitsversorgung für Menschen, die in den Konfliktzonen gefangen sind, zu leisten. Um das zu ermöglichen, hat Ärzte ohne Grenzen mit allen kriegführenden Parteien, sowohl mit Afghanischen und internationalen  Sicherheitskräften als auch mit Oppositionsgruppen, verhandelt, damit die Krankenhausanlagen, in denen Ärzte ohne Grenzen in Kabul und Lashkargah arbeitet, waffenfrei sind. Nur so fühlen sich Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, sicher genug eine Gesundheitseinrichtung zu betreten, weil die Absenz sämtlicher militärischer Mittel bedeutet, dass die Einrichtung von keiner der Seiten attackiert wird.

Der Vorschlag von NATO Generalsekretär Rasmussen, dass zivile Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen in irgendeiner Weise mit den NATO Kräften kollaborieren oder als deren „soft power“ fungieren sollen, gefährdet dieses Verständnis und erhöht die Gefahr, dass Krankenhäuser, Patienten und Mitarbeiter zu Zielen oppositioneller Kräfte werden.

NATO Generalsekretär Rasmussen schlägt vor, dass Afghanistan der „Prototyp“ für das Engagement zwischen der NATO und NGOs sein sollte. Ärzte ohne Grenzen fordert den NATO Generalsekretär, sowie alle anderen in den Konflikt involvierten Parteien, auf, die notwendige Unterscheidung zwischen politischen und militärischen Zielen und unabhängiger medizinischer Hilfe zu respektieren.