Zentralafrikanische Republik: Ärzte ohne Grenzen schränkt Hilfe nach tödlichem Angriff auf Krankenhaus stark ein

05.05.2014
Organisation fordert Respekt gegenüber Zivilbevölkerung und humanitären Helfern
MitarbeiterInnen von MSF in Bangui
Juan Carlos Tomasi
Bangui, Zentralafrikanische Republik, 11.01.2014: MitarbeiterInnen von Ärzte ohne Grenzen sind auf dem Weg in das Gesundheitszentrum Castor in der Hauptstadt Bangui, als sie vor Gewehrfeuer in Deckung gehen müssen. Der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen ist eine große Herausforderung für die Teams.

Bangui/Wien, am 5. Mai 2014 – Nach dem brutalen Angriff auf ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) im Norden der Zentralafrikanischen Republik reduziert die Hilfsorganisation die medizinische Hilfe im gesamten Land. In der kommenden Woche werden die Teams ausschließlich Notfälle behandeln. Bei dem Massaker in der Stadt Boguila waren am 26. April 16 Zivilisten im Krankenhaus getötet worden, darunter drei Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen . Es war der schlimmste von insgesamt 115 Vorfällen seit Dezember 2012, die Mitarbeiter der Organisation betrafen. Ärzte ohne Grenzen fordert von allen Konfliktparteien und von der Regierung, Angriffe gegen Zivilisten und Helfer öffentlich klar zu verurteilen.

Die drastische Einschränkung der medizinischen Hilfe betrifft alle dreizehn Projekte im Land ebenso sowie die Hilfe für die Flüchtlinge in den Nachbarstaaten. Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter werden neu bewertet und alle Projekte auf den Prüfstand gestellt.

Stellungnahme von Konfliktparteien gefordert

„Wir fordern alle bewaffnete Gruppen und die Übergangsregierung der Zentralafrikanischen Republik dringend auf, diesen entsetzlichen Angriff sofort öffentlich zu verurteilen“, sagte Arjan Hehenkamp, Geschäftsführer der niederländischen Sektion von Ärzte ohne Grenzen , am Montag auf einer Pressekonferenz in Bangui. „Ein Angriff auf Ärzte ohne Grenzen ist ein Anschlag auf eine der wichtigsten medizinischen Hilfsorganisationen im Land, auf eine Organisation, die in einigen Gebieten als einzige überhaupt hilft. Wir fühlen uns der Bevölkerung weiterhin verpflichtet, doch auch die Konfliktparteien müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.“

Bevölkerung benötigt dringend Schutz

Bislang haben weder Vertreter der bewaffneten Milizen noch die Übergangsregierung der Zentralafrikanischen Republik das Massaker in Boguila verurteilt – ebenso wenig wie andere Gewaltakte. „Alle bewaffneten Gruppen müssen in den von ihnen kontrollierten Gebieten ihre Verantwortung gegenüber der Zivilbevölkerung wahrnehmen und sich öffentlich dazu verpflichten, ihre Bewaffneten in Schranken zu halten und die Bevölkerung sowie humanitäre Helfer zu respektieren“, sagte  Hehenkamp. „Wir fordern auch, dass die Übergangsregierung, unterstützt durch die internationalen  Streitkräfte, ihre Aufgabe erfüllt und der Bevölkerung den dringend nötigen Schutz bietet.“

In den vergangenen 18 Monaten wurden Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen   wiederholt Opfer von gewalttätigen Angriffen, mehrheitlich in der Präfektur Ouham, in der auch die Stadt Boguila liegt. Auch Personal der staatlichen Gesundheitseinrichtungen sowie Mitarbeiter anderer humanitärer Organisationen wurden Opfer gezielter Gewalt.

In der Zentralafrikanischen Republik arbeiten derzeit mehr als 300 internationale und über 2.000 zentralafrikanische Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in dreizehn Projekten. Die Organisation leistet auch Hilfe für Flüchtlinge im Tschad, in Kamerun und der Demokratischen Republik Kongo. Seit 2006 betreibt die Organisation in Boguila ein Krankenhaus mit 115 Betten für 45.000 Menschen. Jeden Monat werden dort zwischen 9.000 und 13.000 Patienten behandelt.