16.12.2021
Obwohl nun kaum mehr in den Medien berichtet wird, herrscht in Madagaskar weiterhin eine enorme Ernährungskrise. Wir sind weiterhin vor Ort, helfen und berichten. Lesen Sie hier, wie.

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Ärzte ohne Grenzen nimmt die Verteilung von Nahrungsmitteln im Süden Madagaskars wieder auf. Dort herrscht schon seit längerem eine schwere Ernährungskrise. Die Menschen - darunter viele Familien - in der Wüstenregion werden nur durch Unterstützung mit Nahrungsmitteln und Wasser überleben.

Es herrscht Dürre. Die Ernten sind aufgebraucht und es wird bis zum nächsten Frühjahr nichts mehr zu ernten geben. Ohne Nahrungsmittelhilfe haben die Familien nichts.

Anaïs Prudent, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Madagaskar

Kere - Hunger als Folge von Dürre

Seit Mitte November werden wieder Lebensmittel verteilt, immer in der Nähe einer der sechs mobilen Kliniken von Ärzte ohne Grenzen, die in den Bezirken Amboasary und Ambovombe im Süden Madagaskars eingerichtet wurden. Die Lebensmittelrationen helfen, einen Teil des Ernährungsbedarfs der Familien zu decken, deren Kinder in den Kliniken behandelt werden.

Ärzte ohne Grenzen begann im März auf die Ernährungskrise in Madagaskar zu reagieren. Im Juli, als kleine Mengen Süßkartoffeln geerntet wurden, wurde die Situation kurzfristig besser. Doch der Beginn einer neuen Dürreperiode und die aufgebrauchten Nahrungsmittelvorräten verschlimmerten die Lage erneut.

Lebensmittelpreise stark gestiegen

Derzeit leben viele Familien von Kakteenwurzeln und -blättern, die sie häufig krank machen. Einige Märkte in der Region - zum Beispiel in Ambovombe - sind gut versorgt, doch die Lebensmittelpreise haben sich drastisch erhöht. Der Großteil der Bevölkerung kann sich keinen Einkauf leisten. "Wenn wir vermeiden wollen, dass wir in den nächsten Monaten Tausende von unterernährten Kindern behandeln, müssen wir die Verteilung von Nahrungsmitteln fortsetzen. Es geht ums Überleben", so der Nothilfekoordinator weiter. Bis Ende November wurden fast 9.500 Kinder unter 10 Jahren in den mobilen Kliniken von Ärzte ohne Grenzen behandelt.

Die Bevölkerung im Süden Madagaskars, der größtenteils aus Wüste besteht, lebt verteilt in kleinen Gruppen bestehend aus wenigen Dutzend Menschen. Je weiter sie von den Städten entfernt sind, desto gefährdeter sind sie, von Unterernährung betroffen zu sein.

Wir haben Kinder behandelt, die mehr als 24 Stunden lang nichts getrunken hatten und keine Kraft mehr hatten, sich zu ernähren. Ich erinnere mich an ein Baby, das 8 Monate alt war und nur 3,6 Kilo wog.

Anaïs Prudent, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Madagaskar

Versorgung mit Wasser essentiell

Einige der ohnehin schon chronisch unterernährten Kinder entwickeln schnell eine schwere akute Unterernährung, sobald die ersten Nahrungsmittelengpässe auftreten.

Der Kampf gegen die Unterernährung ist ein Wettlauf mit der Zeit, die Versorgung mit Wasser ist entscheidend. Zwei Teams von Ärzte ohne Grenzen sind derzeit im Süden unterwegs, um Handpumpen zu überprüfen, die Wasserqualität zu testen und bei Bedarf Reparaturen durchzuführen. "So wissen wir, dass die Gemeinden mindestens zwei bis drei Jahre lang Zugang zu Wasser haben werden", erklärt Anais Prudent.

40

Handpumpen

...wurden repariert und funktionieren wieder.

10

Tiefbohrungen

...wurden vogenommen, um zu Wasserquellen zu gelangen.

400

Wasser

...wurden per Lastwagen angeliefert und verteilt.

Wir gehen davon aus, dass sich die Lage in den nächsten Wochen nicht bessern wird. Unsere Hilfe hier ist lebenswichtig, um die Zeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken.

Anaïs Prudent, Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Madagaskar

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