Die aktuelle Situation in Madagaskar
Die Felder sind verdorrt, Ernten fallen aus. Sand überall, wo Nahrungsmittel wachsen sollten. Im Süden Madagaskars erleben die Menschen eine der schwersten Dürren seit 30 Jahren. Nahrung ist so knapp, dass die Kriminalität steigt. Plündernde Banden ziehen umher und überfallen die Dörfer, stehlen Vieh und letzte Essensreserven. Trockenheit, Mangel und Kriminalität erleben die Menschen seit Jahren, doch durch die extreme Dürre hat sich die Situation verschärft: Es droht eine Hungersnot.
Unsere Teams haben festgestellt, dass in manchen Dörfern bis zu 28 Prozent der Kinder unter fünf Jahren mangelernährt sind - einige so schwer, dass sie in Lebensgefahr schweben. In der Region fehlt es nicht nur an Nahrung, sondern auch an sauberem Wasser. Viele unserer Patient:innen sind als Folge dessen an parasitären Magenerkrankungen und Durchfall erkrankt.
Wie wir in Madagaskar helfen
- Wir behandeln akut mangelernährte Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene.
- Wir besuchen entlegene Orte mit mobilen Einsatzteams und bieten vor Ort medizinische Hilfe an.
- Wir richten Wasserstellen ein, reinigen bestehende Quellen und verteilen Kanister an die Menschen.
- Wir verteilen Lebensmittelrationen in den am stärksten von der Ernährungskrise betroffenen Regionen.
1987
Beginn der Arbeit
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Warum wir in Madagaskar helfen
Im Südosten Madagaskars leiden die Menschen unter der schwersten Dürre seit 30 Jahren. Trockenheit und Sandstürme, die sich ungebremst über die Felder legen, nachdem Wälder abgeholzt wurden, führen zu ausfallenden Ernten. Das hat schwerwiegende Folgen. Denn Landwirtschaft ist die Lebensgrundlage der meisten Madagass:innen in der Region. Zehntausende Kinder im Süden des Landes sind akut von Mangelernährung betroffen.
Wenn die Saison gut ist, bauen wir Reis und Süßkartoffeln an. Aber in den vergangenen drei Jahren gab es keinen Regen, deshalb können wir nichts anbauen. Wir hoffen, dass der Regen kommt, sonst werden wir sterben.

Hinzu kommt die Covid-19-Pandemie: Die Wirtschaftslage in Madagaskar hat sich infolgedessen verschlechtert, wichtige Wirtschaftszweige wie Tourismus sind weggebrochen. Armut und Kriminalität sind gestiegen. Zudem hat die Pandemie zur Folge, dass die Vereinten Nationen weltweit viel Geld für die Bekämpfung von Covid-19 verwendet haben. Für Nahrungsmittelhilfen blieb deutlich weniger übrig. Tagesrationen wurden halbiert. Dies spüren die Menschen in Madagaskar deutlich.
Sehr viele Menschen akut mangelernährt
74.000 Kinder im Süden Madagaskars sind akut mangelernährt, 12.000 davon schwer: So lauteten die Zahlen der Behörden von Madagaskar, von UN-Agenturen und anderen Organisationen, als wir im März 2021 das Hilfsprojekt eröffneten. Um diese hohen Zahlen zu senken, reisen seitdem unsere mobilen medizinischen Teams durch die Regionen Anôsy und Androy.
Seit März haben wir unsere Hilfe ausgeweitet und bieten inzwischen in 15 Orten in den Distrikten Amboasary und Ambovombe medizinische Hilfe an. Unsere Teams untersuchen und behandeln jeden Tag Hunderte mangelernährte Menschen. Seit Beginn des Projekts bis Anfang Juli haben wir 4.339 Menschen wegen moderater oder schwerer Mangelernährung behandelt, die meisten von ihnen Kinder. Ihr Zustand verschlimmert sich häufig noch durch weitere Erkrankungen, wie Malaria (22 Prozent der Patient:innen), Atemwegsinfektionen (18 Prozent) und Durchfall (14 Prozent).
Besonders alarmierend: Unter den Menschen, die wir seit Ende März wegen schwerer Mangelernährung behandelt haben, waren nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene. Normalerweise sind sie weniger stark betroffen.
Abhängig von ihrem Gesundheitszustand nehmen wir sie dann in unser Ernährungsprogramm auf. Im Krankenhaus der Kleinstadt Ambovombe betreiben wir seit Juni 2021 ein Behandlungszentrum mit 40 Betten für schwer mangelernährte Kinder. Wir arbeiten dort mit den lokalen Gesundheitsbehörden zusammen, um die Behandlung zu verbessern. Bereits jetzt ist eine Erweiterung der Station geplant, um die doppelte Zahl Patient:innen versorgen zu können. Der Bedarf ist groß.

Medizinische Hilfe allein reicht nicht
Im Süden Madagaskar sind Hunderttausende Menschen auf die Lieferung von Nahrungsmitteln angewiesen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zuletzt jedoch die täglichen Rationen halbiert. In einige betroffenen Dörfer kommt gar keine Hilfe.
Die medizinische Hilfe, die wir anbieten, und die halben Rationen, die andere Organisationen verteilt haben, reichen einfach nicht, um eine Trendwende herbeizuführen. Es gibt viel zu wenig Essen.
Im Juni haben wir begonnen, Essensrationen an Familien mangelernährter Patient:innen zu verteilen. Eine Ration besteht aus etwa 66 Kilogramm Reis, Bohnen, Öl und Salz – genug, um eine Familie rund einen Monat zu ernähren. Unsere Teams verteilten bis Mitte Juli 1.588 Rationen, also rund 104 Tonnen Nahrungsmittel. Wir planen, diese Lieferungen auch über die kommenden Monate aufrecht zu erhalten.
Die Situation im Süden Madagaskars erfordert jedoch noch viel größere Nahrungsmittellieferungen, die Ärzte ohne Grenzen nicht leisten kann. Andere Organisationen, die auf Nahrungsmittelversorgung spezialisiert sind, müssen dringend aktiv werden. Wir fordern: Die Ernährungshilfe muss sofort massiv verstärkt werden.
Fehlendes sauberes Wasser - weitere Krankheiten
Mangelernährung führt zu einem geschwächten Immunsystem. Mangelernährte Kinder und Erwachsene sind somit besonders anfällig für beispielsweise Durchfall- und Hauterkrankungen. Das wenige Wasser, das den Menschen in der Region im Süden von Madagaskar zur Verfügung steht, ist oft verschmutzt und von minderer Qualität: ein Nährboden für Krankheiten wie parasitäre Magenerkrankungen und Durchfall. Um sauberes Wasser zu finden, sind die Menschen oft stundenlang unterwegs.
Seit März haben unsere Logistiker:innen rund 190 Kubikmeter sauberen Wassers zur Verfügung gestellt und 2.872 Kanister verteilt, mit denen die Familien das Wasser nach Hause transportieren können. Außerdem verteilten wir 3.870 Stücke Seife, um den Menschen eine bessere Hygiene zu ermöglichen.