Die medizinisch-humanitäre Situation
Drei Jahre, nachdem der Krieg in der Ukraine im ganzen Land eskaliert ist, sind unsere Teams weiterhin vor Ort und versorgen Patient:innen.
Kämpfe und Bombardierungen haben tiefe Spuren im Land und bei den Menschen hinterlassen. Ein Ende des Krieges ist nach wie vor nicht in Sicht. Unzählige Gesundheitseinrichtungen und Wohnhäuser wurden bisher zerstört. Fast 10 Millionen Menschen haben ihr Zuhause verloren. Viele leben in beschädigten Häusern ohne Strom, Heizung oder fließendem Wasser. In einigen Teilen des Landes ist ein großer Teil der Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Im letzten Jahr haben sich unsere Aktivitäten vor allem auf die medizinische und psychologische Versorgung im Osten und Süden des Landes konzentriert. Aber auch in der Zentralukraine haben wir auf die steigenden Bedürfnisse reagiert, vor allem im Bereich Physiotherapie.
Als der Krieg im Februar 2022 eskaliert, haben wir sofort reagiert und unseren Einsatz in der Ukraine angepasst. Seitdem passen wir unsere Hilfsaktivitäten laufend an.
Die Ukraine, das siebtgrößte Land Europas, befindet sich derzeit in einem militärischen Konflikt, der durch einen russischen Angriff am 24. Februar 2022 verschärft wurde. Viele der 41 Millionen Einwohner:innen des Landes benötigen medizinische und humanitäre Hilfe.
Ärzte ohne Grenzen stellen seit über 20 Jahren Hilfe für die Ukraine bereit. Wir haben diese Hilfe im Laufe der Jahre an die Bedürfnisse der Menschen in der Ukraine angepasst.
So helfen wir in der Ukraine
-
Wir liefern medizinische Hilfsgüter.
-
Wir unterstützen Notaufnahmen, Intensivstationen und die Chirurgie von Krankenhäusern in den Regionen Donezk und Cherson.
-
Wir evakuieren Patient:innen aus überlasteten Kliniken nahe der Front.
-
Wir bieten Physiotherapie zur Rehabilitation von Kriegsverletzten.
-
Wir schulen medizinisches Personal im Umgang mit einer großen Zahl an Verletzten, die gleichzeitig eingeliefert werden, in der psychiatrischen Versorgung von Patient:innen und der eigenen psychischen Gesundheit.
-
Wir behandeln Menschen in mobilen Kliniken, beraten sie psychologisch und bieten Hilfe zu sexueller und reproduktiver Medizin an.
Unsere Hilfe für die Ukraine auf einer Karte

Ukraine: Unsere Hilfe im Detail
Wir sind vor Ort und leisten Hilfe. Sie können uns dabei unterstützen und für unsere Arbeit in der Ukraine spenden.
Medizinisches Personal schulen und Hilfsgüter in die Ukraine liefern
Seit Kriegsbeginn herrscht ein Mangel an Medikamenten. Wir statten deshalb Gesundheitseinrichtungen in verschiedenen Teilen der Ukraine mit dringend benötigten Hilfsgütern aus.
Wir haben Mitarbeiter:innen ukrainischer Krankenhäuser geschult. Diese können eine Vielzahl an Verletzten behandeln, die gleichzeitig eingeliefert werden. Dieses Verfahren nennt sich Triage.
Intensivstation im Zug
Wir haben einen medizinischen Zug entwickelt, um Patient:innen aus stark umkämpften Gebieten zu evakuieren. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Bahn und dem Gesundheitsministerium.
Während der Fahrt überwachen Pflegepersonal und Ärzt:innen kontinuierlich die Patient:innen. Von März 2022 bis Oktober 2023 hat der Zug 3.808 Patient:innen evakuiert.
Medizinische Grundversorgung mit mobilen Teams
Unsere mobilen Teams sind flexibel und schnell dort, wo sie gebraucht werden. Unsere Mitarbeiter:innen der mobilen Teams bieten medizinische Grundversorgung, psychologische Unterstützung und Beratung in der sexuellen und reproduktiven Gesundheit an.
In der Nähe der Frontlinien sind ein Großteil der Patient:innen unserer mobilen Teams ältere Menschen, die nicht fliehen können oder wollen. Für viele chronisch kranke Menschen ist die Versorgung durch den Konflikt abrupt abgebrochen. Auf diesen Mangel reagieren wir.
Notfallmedizin
Wir sehen weiterhin viele schwerverletzte Menschen durch Kriegshandlungen. Wir entlasten lokale Gesundheitseinrichtungen, in dem wir Patient:innen stabilisieren, sie zur Folgebehandlung überweisen. Außerdem arbeiten wir in der Triage, für den Fall, dass viele Verletzte gleichzeitig eintreffen.
Seit September 2023 betreiben wir die Notaufnahme in Cherson. Wir haben dort zwei Intensivbetten, liefern medizinische Ausrüstung und unser Personal bietet chirurgische Versorgung.
Psychologische Hilfe für Menschen in der Ukraine
Raketenangriffe, Flucht und Vertreibung, (sexualisierte) Gewalt, Folter und Überlastung – die psychische Belastung im Krieg ist hoch. Auch das ukrainische Gesundheitspersonal ist zunehmend von Burnout-Symptomen betroffen. Deshalb unterstützen wir Patient:innen und Mitarbeiter:innen psychologisch.
In der Region Kirowohrad bieten wir zusätzlich Psychoedukation und Freizeitaktivitäten, damit die psychologische Betreuung eine größere positive Wirkung für die Gemeinschaft hat. In Winnyzja haben wir ein Zentrum zur Unterstützung bei posttraumatischer Belastungsstörung geöffnet. Dort finden Einzelsitzungen und Sitzungen mit Angehörigen statt. Wir erleben einen starken Anstieg an Patient:innen mit posttraumatischer Belastungsstörung. Besonders betroffen sind Männer.
Viele von ihnen sind Kriegsveteranen. Oft suchen sie erst verspätet Hilfe, weil psychische Gesundheit noch immer stigmatisiert ist. Das erschwert die Behandlung. In unserem Zentrum bieten wir niederschwellige Hilfe, um einen Negativkreislauf aus Trauma, Isolation, körperlicher Erschöpfung und chronischen Gesundheitsstörungen zu durchbrechen.
Im Bericht “The invisible scars of war” finden Sie Porträts von Patient:innen aus der Ukraine.
Physiotherapie und Rehabilitation an mehreren Standorten
Viele Kriegsverletzte brauchen frühzeitig eine post-operative Behandlung, um langfristige Folgen zu verhindern und um die vollständige Heilung nicht unnötig zu verlängern. An mehreren Standorten in der Ukraine unterstützen wir das Gesundheitssystem und bilden Personal aus. Die Programme bestehen aus Physiotherapie und psychosozialer Unterstützung.
Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine
Wir sind seit 1999 im Einsatz und helfen in der Ukraine der Bevölkerung – damals zur Behandlung von HIV. Wir hatten laufende Projekte zur Behandlung von Tuberkulose, Hepatitis C und HIV und waren seit 2014 verstärkt in der Ostukraine. Im Februar 2022 haben wir unsere Hilfsaktivitäten an die neue Situation angepasst und mussten andere laufende Projekte unterbrechen. Mit einer Spende für die Ukraine unterstützen Sie unsere Arbeit vor Ort.