Kachowka-Staudamm: WIr sind vor Ort
Nach dem Angriff auf den Staudamm Kachowka sind zehntausende Menschen in der Region Cherson von den Folgen der Überflutungen betroffen. Behörden, NGOs und Freiwillige haben die Menschen aus den betroffenen Gebieten evakuiert. Viele sind jetzt auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Unsere Teams leisten medizinische und psychologische Hilfe in der Region Cherson und Mykolaiv. Wir verteilen Medikamente, Hygiene-Produkte und andere Dinge, die die Menschen vor Ort gerade am dringendsten brauchen. Dazu arbeiten wir eng mit den lokalen Behörden und den Krankenhäusern in der Gegend zusammen.
Kein Zugang zu Trinkwasser
Viele Menschen hatten über Tage hinweg kein sauberes Trinkwasser. Unsere Teams haben daher Wasser verteilt und Tanks in entlegeneren Dörfern in der Region installiert. Mit mobilen Kliniken versorgen wir die Menschen und klären sie über die Gesundheitsrisiken auf.
Wir waren bereits vor der Zerstörung des Staudamms in der Region Cherson im Einsatz. Wegen der andauernden Kämpfe hatten viele Menschen in der Region über Monate hinweg keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.
Die Ukraine, das siebtgrößte Land Europas, befindet sich derzeit in einem militärischen Konflikt, der durch einen russischen Angriff am 24. Februar 2022 verschärft wurde. Viele der 41 Millionen Einwohner:innen des Landes benötigen medizinische und humanitäre Hilfe.
Ärzte ohne Grenzen stellen seit über 20 Jahren Hilfe für die Ukraine bereit. Wir haben diese Hilfe im Laufe der Jahre an die Bedürfnisse der Menschen in der Ukraine angepasst.
So helfen wir in der Ukraine
- Wir liefern humanitäre und medizinische Hilfsgüter in die Ukraine.
- Wir schulen und beraten Personal in Krankenhäusern. Unser Fokus liegt auf dem Umgang mit Kriegsverletzten und Notfällen.
- Mit einem medizinischen Zug evakuieren wir Patient:innen aus überlasteten Kliniken nahe der Front.
- Wir helfen bei der Versorgung von Überlebenden sexualisierter Gewalt.
- Wir versorgen Menschen in mobilen Kliniken.
- Wir helfen Menschen mit chronischen Krankheiten ihre Behandlung fortsetzen zu können.
- Wir bieten Physiotherapie zur Rehabilitation für Kriegsverletzte an.
Unsere Hilfe für die Ukraine auf einer Karte
Durch den Krieg in der Ukraine sind viele Menschen dazu gezwungen, ihr Land zu verlassen. Viele sind bereits aus der Ukraine geflüchtet. Gleichzeitig sind jedoch viele Vertriebene innerhalb der Ukraine gefangen, vor allem ältere Menschen, Menschen mit Behinderung und solche, denen es an finanziellen Mitteln für die Reise fehlt.
5,3
Mill.
Vertriebene in der Ukraine ¹
8
Mill.
in europäische Lander geflüchtet ²
5,5
Mill.
Ukrainer:innen sind wieder zurückgekehrt ³
Charles Gaudry, stellvertretender Leiter der Nothilfeeinsätze von Ärzte ohne Grenzen, war in Ukraine. Hier berichtet er von den Menschen, die er getroffen hat:
Medizinisches Personal schulen und Hilfsgüter in die Ukraine liefern
Seit Kriegsbeginn herrscht ein Mangel an Medikamenten. Wir statten deshalb Gesundheitseinrichtungen in verschiedenen Teilen der Ukraine mit dringend benötigten Hilfsgütern aus.
Wir haben Mitarbeiter:innen ukrainischer Krankenhäuser geschult. Diese können eine Vielzahl an Verletzten behandeln, die gleichzeitig eingeliefert werden. Dieses Verfahren nennt sich Triage.
Intensivstation im Zug
Wir haben einen medizinischen Zug entwickelt, um Patient:innen aus stark umkämpften Gebieten zu evakuieren. Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit der ukrainischen Bahn und dem Gesundheitsministerium.
Während der Fahrt überwachen Pflegepersonal und Ärzt:innen kontinuierlich die Patient:innen. Im Jahr 2022 hat der Zug 2.558 Patient:innen evakuiert.
Mobile Hilfe in Kherson und Mykolajiw
Ältere Menschen und Patient:innen mit chronischen Krankheiten werden häufig ohne jegliche medizinische Versorgung in stark umkämpften Städten und Dörfern allein gelassen.
Wir haben seit September 2022 ein mobiles Team in Kherson und Mykolajiw eingerichtet, um diese Menschen zu unterstützen.
Zu den häufigsten körperlichen Beschwerden zählen Bluthochdruck, Asthma und Diabetes. Auch psychische Erkrankungen treten verstärkt auf.
Sicherung der Versorgung im Osten der Ukraine
Die Bevölkerung in Luhansk und Donezk ist schon seit neun Jahren dem Krieg ausgesetzt. Deshalb war der Bedarf an medizinischer Hilfe hier schon vor Februar 2022 besonders groß.
Wir unterstützen Krankenhäuser und Gesundheitszentren in der Oblast Donezk. Dazu gehören die medizinische Grundversorgung, die Behandlung von chronischen Krankheiten und die Traumabehandlung.
Außerdem statten wir einige Krankenhäuser mit Solaranlagen, Generatoren und Wasservorräten aus. So kann das dortige medizinische Personal die Arbeit auch dann fortsetzen kann, wenn die Strom- oder Wasserversorgung unterbrochen ist.
Mit Krankenwägen bringen wir Patient:innen weg von der Frontlinie in Krankenhäuser, wo sie die notwendige medizinische Hilfe erhalten können. In der Region Donezk machen wir Krankentransporte in Zusammenarbeit mit 16 Gesundheitseinrichtungen.
Hilfe für Vertriebene im Südosten der Ukraine
In Dnipro und Saporischschja bieten wir Unterstützung für Tausende Vertriebene aus konfliktbelasteten Gebieten, wie Mariupol. Mobile Teams arbeiten in mehreren Notunterkünften und stellen medizinische und psychologische Hilfe, sowie Hilfsgüter zur Verfügung.
Ein Notfallteam für schnelle Hilfe an der Frontlinie
In Zusammenarbeit mit ukrainischen Behörden haben wir einen Notfallplan konzipiert, für den Fall, dass sich die Frontlinie verschiebt.
Ein mobiles medizinisches Team von Ärzte ohne Grenzen kümmert sich um die medizinische Grundversorgung der Menschen, die in der Nähe der Frontlinie leben. Das Team kann auch Evakuierungen durchführen, falls nötig.
Psychologische Hilfe für Gesundheitspersonal in Kharkiv
Unsere Teams betreuen lokales Gesundheitspersonal, das unter enormem Druck und Anspannung steht. Viele arbeiten am Limit. Unsere Psycholog:innen bieten Einzel- und Gruppensitzungen und Trainings zur Stressbewältigung an.
Hilfe in weiteren Landesteilen
In Kiew unterstützen unsere Teams Überlebende von Folter mit psychologischer Hilfe und Physiotherapie. Auch im Westen des Landes stellen wir eine medizinische Grundversorgung zur Verfügung.
Insgesamt unterstützen wir die Menschen in der Ukraine von 20 Orten aus und sind auch in den Nachbarländern Belarus, Polen und Russland präsent.
Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine
Wir sind seit 1999 in der Ukraine im Einsatz – damals zur Behandlung von HIV. Wir hatten laufende Projekte zur Behandlung von Tuberkulose, Hepatitis C und HIV und waren seit 2014 verstärkt in der Ostukraine. Im Februar 2022 haben wir unsere Hilfsaktivitäten an die neue Situation angepasst und mussten andere laufende Projekte unterbrechen.