Leistbare Therapie für zwei Millionen Hepatitis-C-Kranke

25.07.2019
UKRAINE
Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag. Die gute Nachricht: Ärzte ohne Grenzen hat in einem Pilotprojekt in der Südukraine eine besonders erfolgversprechende Behandlung mit Generika entwickelt.

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Out of Darkness- fighting Hepatitis C
Aleksandr Glyadyelov/MSF
MSF peer educators Louiza and Andrii talking with a patient Olena.

Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag. Die gute Nachricht: Ärzte ohne Grenzen hat in einem Pilotprojekt in der Südukraine eine besonders erfolgversprechende Generika-Behandlung entwickelt. 

Eine Kombination aus Generika gegen Hepatitis C in Verbindung mit einem umfassenden Patientenunterstützungsmodell hat bei einem Pilotprojekt von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in der Ukraine vielversprechende Ergebnisse gebracht. Diese könnten die Behandlung der Epidemie erheblich beschleunigen. Schätzungen zufolge sind in der Ukraine zwei Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Das entspricht fünf Prozent der Bevölkerung.

Seit Dezember 2017 hat Ärzte ohne Grenzen in der besonders stark betroffenen südukrainischen Region Mykolaiv fast 900 Patientinnen und Patienten mit den erschwinglichereren generischen Versionen von Daclatasvir und Sofosbuvir behandelt. Die Behandlung weist eine Heilungsrate von mehr als 97 Prozent auf. Auch das ukrainische Gesundheitsministerium hat unlängst ähnliche Medikamente angeschafft. Diese sollen nun landesweit verteilt werden.


Hohe Heilungsrate, kaum Nebenwirkungen
 

Hepatitis C tritt auf, wenn das Hepatitis-C-Virus (HCV) die Leber infiziert. Es kann zu einer Zirrhose, Leberkrebs und sogar zum Tod führen. Hepatitis C ist aber heilbar. Mit der Einführung neuer, oraler Medikamente mit hoher Heilungsrate und wenigen Nebenwirkungen hat sich in den letzten Jahren der Behandlungsstandard weltweit dramatisch verbessert.

„Wir freuen uns, dass das Gesundheitsministerium bezahlbare Hepatitis-C-Medikamente für Tausende ukrainischer Patientinnen und Patienten bereitstellt. Nun gilt es, eine Lösung zu finden, um Millionen von Menschen, die infektionsgefährdet sind, den Zugang zu Diagnose und Behandlung zu ermöglichen“, sagt Grigor Simonyan, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenze in der Ukraine.

Der hohe Preis, den Pharmaunternehmen für die Markenversionen neuerer Hepatitis-C-Medikamente verlangen, war für Patientinnen und Patienten sowie für medizinisches Personal in der Ukraine und weltweit ein großes Hindernis. Nach Möglichkeit entscheidet sich Ärzte ohne Grenzen  für den Einsatz kostengünstiger Generika, um mehr Patienten erreichen zu können. Über 90 Prozent der Medikamente, die Ärzte ohne Grenzen weltweit zur Behandlung von Hepatitis und anderen Infektionskrankheiten einsetzt, sind Generika.

Generische Hepatitis-C-Medikamente haben die gleichen Wirkstoffe und Wirkung wie die Markenmedikamente, sind aber viel günstiger. Zuletzt gab es in der Ukraine allerdings eine Informationskampagne mit falschen Angaben über die angebliche Ineffizienz von Generika. Das erwies sich als Hindernis für eine Ausweitung der Generika-Behandlung.
 

Identische Wirkung


„In der Ukraine haben die Menschen Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit von Generika. Ärzte ohne Grenzen hat bei allen Hepatitis-C-Behandlungen in der Region Mykolaiv Generika eingesetzt. Generika und die Markenprodukte haben die gleiche chemische Verbindung, es sind im Grunde die gleichen Medikamente. Der Hauptunterschied sind die Kosten", sagt Karan Kamble, medizinischer Leiter des Hepatitis-C-Projekts von Ärzte ohne Grenzen in Mykolaiv.

Neben diesen hochwirksamen Medikamenten bietet Ärzte ohne Grenzen den Patientinnen und Patienten im Pilotprojekt kostenlose Diagnose und Behandlung sowie Unterstützung, Gesundheitsaufklärung, Beratung und Begleitung durch Sozialarbeiterinnen, Sozialarbeiter und Peer Educators.

Mehr als nur Pillen

Ihor Skalko  wurde durch das Pilotprojekt von Ärzte ohne Grenzen von Hepatitis C geheilt. Er erzählt: „Mir gefiel natürlich, dass die Behandlung von Ärzte ohne Grenzen kostenlos war. Es waren nicht nur die Pillen. Ich bekam regelmäßig Anrufe von einem Gesundheitsförderer sowie einem Sozialarbeiter. Jedes Mal, wenn ich die Medikamente abholen wollte, hatte ich ein Gespräch mit einem Gesundheitsberater", sagt er.

Ihor wurde 2006 erstmals mit Hepatitis C diagnostiziert. Zuvor wurde er im Rahmen eines staatlichen Programms mit älteren Medikamenten. Diese Behandlung hatte keinen Erfolg. Nun aber ist er wieder gesund. „Für mich ist die Genesung der Moment, in dem man von einem Problem erlöst wird, das seit vielen, vielen Jahren an einem nagt und einem nicht erlaubt, in Frieden zu leben", sagt Ihor.

„Als mir nach dem Programm von Ärzte ohne Grenzen schließlich gesagt wurde, dass ich die Krankheit vollständig überwunden habe, war ich überglücklich. Ich hatte Lust, auszugehen, glücklich zu sein, alle anzulachen.“