Südsudan: Ärzte ohne Grenzen intensiviert Kampf gegen Cholera

26.05.2014
Bisher 315 Krankheitsfälle - Teams bauen erstes Behandlungszentrum

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Einer unserer Mitarbeiter bereitet den oralen Impfstoff gegen die Infektionskrankheit Cholera vor.
Corinne Baker/MSF
Maban, Südsudan, 17.01.2013: Einer unserer Mitarbeiter bereitet den oralen Impfstoff gegen die Infektionskrankheit Cholera während einer Impfkampagne im südsudanesischen Maban vor.

Am 15. Mai hat das südsudanesische Gesundheitsministerium einen Cholera -Ausbruch in der Hauptstadt Juba offiziell bestätigt. Seitdem sind mehr als 315 Krankheitsfälle verzeichnet worden. Aus anderen Teilen des Landes gibt es Verdachtsfälle, die bislang noch nicht durch Labortests bestätigt wurden. Ärzte ohne Grenzen hat umgehend reagiert und mit der Unterstützung medizinischer Einrichtungen der Gesundheitsbehörden begonnen. Um den Cholera-Ausbruch so schnell wie möglich einzudämmen, haben Teams von Ärzte ohne Grenzen außerdem ein erstes Cholera-Behandlungszentrum aufgebaut. Nach passenden Orten für weitere Behandlungszentren wird gesucht. Neben der Behandlung liegt der Schwerpunkt der Teams auf der Bereitstellung von sauberem Wasser und Aufklärung der Bevölkerung. Hinzu kommen Impfungen gegen Cholera in den Vertriebenenlagern. 

„Angesichts von fünf Monaten heftiger Konflikte, katastrophaler Bedingungen in vielen Vertriebenenlagern und immer stärkerer Regenfälle sind wir sehr besorgt über die Auswirkungen, die der Ausbruch haben könnte“, sagt Brian P. Moller, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan. „Wenn die Krankheit früh genug erkannt wird, kann Cholera jedoch einfach und wirksam behandelt werden. Unser Ziel ist es daher, schnell und effizient zu reagieren, um den Ausbruch soweit wie möglich einzudämmen. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die  Behandlung der Kranken, sondern auch auf Präventionsmaßnahmen.”

Unterstützung des Gesundheitsministeriums  

In der vergangenen Woche hat Ärzte ohne Grenzen mehrere staatliche Kliniken in Juba medizinisch unterstützt, insbesondere das Lehrkrankenhaus, in dem sich gegenwärtig das einzige Cholerabehandlungszentrum befindet. Ärzte ohne Grenzen stellte spezielle Betten, Testkits, Chlorlösung und Rehydrationssalze zur Verfügung. Zur Unterstützung des Krankenhauspersonals entsandte Ärzte ohne Grenzen außerdem Ärzte, die Erfahrung in der Behandlung von Cholera haben, sowie einen Experten für Wasser- und Sanitärversorgung.

Gleichzeitig bauten die Teams von Ärzte ohne Grenzen ein Cholerabehandlungszentrum mit 50 Betten im Distrikt Gudele auf, einer Gegend, die besonders stark vom Ausbruch betroffen ist. Dieses Cholerabehandlungszentrum kann, sofern Bedarf besteht, auf 100 Betten erweitert werden.

Um in den kommenden Wochen die Behandlungskapazität zu erhöhen, plant Ärzte ohne Grenzen  in der Hauptstadt weitere Cholerabehandlungszentren zu öffnen. In den Vertriebenenlagern in Juba , wo Ärzte ohne Grenzen seit Dezember medizinische Hilfe leistet, haben die Notfallteams für den Fall eines Choleraausbruchs Standorte für Behandlungszentren festgelegt.

Versorgung der Vertriebenen

Im Vertriebenenlager in Malakal, in der Provinz Upper Nile, richtete Ärzte ohne Grenzen präventiv ein Behandlungszentrum ein, nachdem die Teams im April und Mai dieses Jahres 17.000 Menschen gegen Cholera geimpft hatten. Auch nach Kaka, einem Ort, der in derselben Provinz liegt, sandte Ärzte ohne Grenzen ein Notfallteam, um die Situation in einer lokalen Klinik zu beurteilen und Ausrüstung sowie medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen. Die Organisation bereitet auch in Melut einen Notfallplan vor, für den Fall, dass es dort zu Cholerafällen kommt. Im Vertriebenenlager in Bentiu in der Provinz Unity wirkt Ärzte ohne Grenzen bei der laufenden Cholera-Impfkampagne mit und bietet Unterstützung bei der Behandlung der Krankheit.

In der Provinz Lakes State, in Minkamman, wo Ärzte ohne Grenzen seit Dezember ungefähr 80.000 Vertriebene medizinisch betreut, führte die Organisation im Lager eine zusätzliche Choleraimpfkampagne durch. Diese Kampagne betraf Vertriebene, die früher im Jahr durchgeführte Impfungen verpasst hatten. Damit der Impfschutz gewährleistet ist, braucht es zwei Impfrunden. Doch auch dann sind nur etwa 65 Prozent der Geimpften vor der Krankheit geschützt.

Sauberes Wasser, Hygiene und Impfungen

Die Impfung ist neben der Versorgung mit sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen eine der wenigen präventiven Methoden, um einen Ausbruch von Cholera zu verhindern. Ärzte ohne Grenzen liefert dem Vertriebenenlager in Minkamman täglich 500.000 Liter chloriertes Wasser - das wirksamste Mittel gegen die Übertragung der Krankheit. Im Falle eines Ausbruchs können die dortigen MitarbeiterInnen eine Isolierstation mit 20 Betten und ein Cholerazentrum einrichten.

Cholera ist eine akute Magen-Darm-Infektion, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird. Cholera tritt häufig auf, wenn viele Menschen auf engem Raum in schlechten sanitären Verhältnissen leben und keinen sicheren Zugang zu sauberem Wasser haben. Heftiger Durchfall und Erbrechen können schnell zu völliger Austrocknung und zum Tod der PatientInnen führen. Cholera ist einfach und wirksam zu behandeln, falls dies frühzeitig genug geschieht: Die Behandlung besteht darin, die ausgeschiedene Flüssigkeit und die fehlenden Elektrolyten (Potassium und Sodium) zu ersetzen. Die PatientInnen erhalten eine Rehydrationslösung, die ihnen oral oder – bei den schweren Fällen  intravenös verabreicht wird.