"Business as usual" in Arua

Kommentar von Tanja Rau
29.08.2013
"Business as usual" in Arua

Letzte Woche habe ich intensiv mit unserem kürzlich angereisten Architekten Matteo zusammengearbeitet. Gemeinsam entwarfen wir Baupläne für unser Behandlungszentrum für multiresistente Tuberkulose (MDR).

Bauvorschriften und Hygienebestimmungen wurden eingehend diskutiert. Matteo entwarf mehrere Optionen. Jede Option bringt andere Vor- und Nachteile. Nach der Präsentation entschied sich der Spitalsdirektor für eine dieser Möglichkeiten. Nun wird Matteo nach Kampala reisen, der Hauptstadt von Uganda, um diese Entscheidungen mit der Projektkoordination zu besprechen.

Architekt Matteo in Uganda

Neben dem Organisieren der Flüchtlingslager (dem Behelfslager nahe Bundibugyo an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo sowie das etwas nördlicher gelegene Lager im Bezirk Hoima) hat sich eine neue Aufgabe für Ärzte ohne Grenzen in Kampala ergeben. Es dürfte einen neuen Krankheitsfall von Ebola in Uganda geben. Das bedeutet für das Koordinationsteam zusätzliche Managertätigkeit. Es ist nicht einfach Personal für alle drei Arbeitsfelder einzuteilen: Die Klinik in Arua, die beiden Flüchtlingslager und den Ebola-Ausbruch. Wo immer man versucht eine Lücke zu füllen entsteht woanders ebenfalls eine Lücke. Es wird diskutiert ob ich im Flüchtlingslager aushelfen werde. Ich würde mich sehr freuen auch diese Erfahrung machen zu dürfen.

Rau_Tanja_Uganda_Labor_2013-08_web

Ansonsten ist hier „business as usual“: Aufnahmen in der Tuberkulose-Klinik, neue MDR-Fälle im MDR-Behandlungszentrum, fortlaufende Schulungen für das Personal, Planungen für die Einführung eines neuen Diagnostikgerätes und intensive Arbeit für unser Projekt, auch Patienten in peripheren Gesundheitszentren versorgen zu können.

Rau_Tanja_Uganda_Training_2013-08_web

Abschließend für heute möchte ich mich ganz herzlich für Euer Interesse und Eure lieben Worte bedanken. Auch wenn die Arbeit hier erfüllend ist, viel Freude bereitet und wenig Zeit zum Nachdenken bleibt ist es sehr schön von der „Außenwelt“ Nachricht zu erhalten. Ich wünschte jeder könnte diese Erfahrungen machen, aber leider ist es nur wenigen möglich. Vielleicht kann ich Euch einen kleinen Einblick geben. Durch Eure Unterstützung fällt es mir leichter an das Positive für die Menschheit zu denken und nicht aufzugeben.

Vielen Dank und passt auf Euch auf!

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16.09.2013
10:35
Avi Z.

Liebe Tanja,

Habe letzte Woche schon gepostet, scheint aber irgendwie abhanden gekommen zu sein. :(
Finde Deine Berichte unglaublich interessant. Klingt so als müsste man nicht nur sehr gut in seinem Fach sein, sondern auch ein guter Improvisationskünstler. Du scheinst aber, gemeinsam mit Deinem Team, alles sehr gut zu im Griff zu haben. Jemand der sich für diese Sache einsetzt, und da unten im Einsatz ist, muss wohl echt aus besonderem Holz geschnitzt sein. Hey und Btw, Dein beruflicher Werdegang liest sich einfach unglaublich, wow!

Vor einiger Zeit hätte ich geschäftlich nach Südafrika fliegen müssen, und beim recherchieren über gewisse tropische Gefahren und eventuelle Vorsorgemöglichkeiten, bin ich unter anderem auch auf die msf Seiten (auch die .org) gestoßen. Ich schau da seitdem ab und zu gerne rein (und in letzter Zeit immer öfter, warum wohl?!). Weil mich diese Thematik schon immer interessiert hat, und auf diesen Blogs ist das ganze sehr authentisch und ungefiltert. Als ich hier dann Deinen Namen entdeckt habe war ich komplett verblüfft. Ohne Foto hätte ich es eh nicht geschnallt. Ich wollte, als ich noch ein kleiner Junge war ;), auch Arzt werden (wer nicht?), und irgendwann in meiner Jugend habe ich im Fernsehen eine Reportage über ÄoG gesehen, und seitdem bin ich ein großer Bewunderer, Fan, und (leider ein viel zu kleiner) Unterstützer.

Ich wollte diese Plattform eigentlich aus Respekt nicht hijacken, um Dir auf Deinem letzten Kommentar ausführlich zu Antworten und habe das Büro in Wien gebeten, Dir meine Mail Adresse zu senden, damit wir hier on-topic bleiben und uns nicht vertratschen. Mir gehts jedenfalls sehr gut. Pass bitte weiterhin gut auf Dich auf, bleib gesund, und hör nie auf an Deine Träume zu glauben und sie zu leben.
Meld Dich mal. Lg, Avi

23.09.2013
15:11
Tanja Rau

Lieber Avi,
Ich dank' dir fuer deine lieben und aufbauenden Worte. Ja es ist alles sehr spannend und aufregend hier, vor allem weil man nie weiss was als naechstes kommt, besonders dann, wenn man sich eine kleine Verschnaufpause ersehnt hat.
Ich denke, wenn man etwas mit Herz und Seele macht, dann schafft man sehr vieles. Ausserdem habe ich ein grosses Glueck mit meinem Expat- Team hier (wir arbeiten und leben gemeinsam), wir verstehen uns gut und unterstuetzen uns gegenseitig.
Vielleicht kann ich Dich ja auch dazu bewegen, Dich bei MSF zu bewerben !? Ueberleg's Dir, die Erfahrungen, die man macht sind einzigartig und kostbar.
Ich wuensche dir auf deinem weiteren Weg auch alles, alles Gute!
stay healthy and take care !
tanja

29.08.2013
22:52
Patricia

Hallo Tanja,

ich verfolge deinen Blog mit großem Interesse und mit viel Respekt für deine Kraft und Motivation!
Mich würde auch noch sehr interessieren, wie dein Werdegang bis zur Tuberkuloseärztin war, wie du zu MSF gekommen bist... Ich werde im Dezember fertig mit meinem Medizinstudium... deswegen frag ich =)
Also, nur wenn du Zeit hast!
Mach weiter so, pass auf dich auf!
Viele Grüße
Patricia

09.09.2013
15:56
Tanja Rau

liebe patricia,
danke fuer deine lieben worte. gerne antworte ich auf deine fragen. vielleicht wirst du auch bald auf mission gehen, wenn du Unterstuetzung dazu brauchst gib mir nur bescheid, vielleicht kann ich dir ja helfen.
mein werdegang war folgender:
Schon in meiner Kindheit wollte ich nach Afrika, um dort als Aerztin taetig zu sein. Mein Wunsch ist also in Erfuellung gegangen. Nach meiner Matura began ich das Medizinstudium, ich habe nebenbei immer gearbeitet. Nach dem Studium habe ich meinen Turnus in einer Praxis fuer Allgemeinmedizin begonnen, kurz darauf machte ich fuer 3 Jahre meine ersten Erfahrungen im Krankenhaus Baden. In den letzten Jahren absolvierte ich die Pruefung zum Notarzt, machte eine Akupunkturausbildung in China, lernte Tropenmedizin in Hamburg, arbeitete als Vertretungsaerztin in diversen Ordinationen und fuer die Caritas- im Louisebus (medizinische Erstversorgung fuer wohnungslose Menschen). Im letzten Jahr fand ich dann viel Freude an der Arbeit in der Notfallsmedizin bei der Wiener Rettung. Nichts desto trotz war es mir sehr wichtig wieder ins Ausland zu gehen.
Um als Allgemeinmediziner bei Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten ist es notwendig Grundlagen in Tropenmedizin zu wissen. Wenn du also nach deinem Turnus entschliesst in Entwicklungslaendern zu arbeiten empfehle ich einen mindestens 3 monatigen Kurs fuer Tropenmedizin zu absolvieren.
Lass es mich wissen, wenn Du noch weitere Fragen hast.
Fuer Deinen weiteren Weg wuensche ich Dir alles, alles Gute.
take care of you!!!
alles Liebe
Tanja

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