Sudan: Das tödlichste Wochenende in Khartum seit Beginn des Konflikts

12.09.2023
Nach Angriffen an zwei verschiedenen Orten in der sudanesischen Hauptstadt am Wochenende haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen über 100 Verletzte behandelt. Mindestens 49 Menschen wurden getötet.

Es war das tödlichste Wochenende, das die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Khartum seit Beginn des Konflikts vor fünf Monaten erlebt haben.

Bei einer Explosion auf dem belebten Gorro-Markt am frühen Sonntagmorgen wurden 43 Menschen getötet und über 60 Verletzte im von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Bashair-Lehrkrankenhaus im Süden Khartums behandelt. „Der Schrecken war überwältigend“, sagt Marie Burton, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Khartum. „Stundenlang lagen Dutzende Leichen unter Laken im Innenhof des Krankenhauses, bis die Angehörigen kamen, um sie zu identifizieren. In der Zwischenzeit versuchten unsere Mitarbeitenden ihr Bestes, um das Leben der Verletzten zu retten: abgetrennte Gliedmaßen, aufgerissene Bäuche.” 

Am Nachmittag des Vortages war auch das Wohnviertel Al Haj Youssef in Khartum getroffen worden. In das ebenfalls von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus Alban Al-Jadeed wurden 45 Verletzte eingeliefert, sechs Menschen waren bei der Ankunft bereits tot. „Das Krankenhaus liegt ganz in der Nähe des Anschlagsortes“, sagt Christian Mas Bouilloud, der medizinische Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Khartum. „Unsere Teams hörten eine laute Explosion und eilten herbei, um sich auf den Notfall vorzubereiten. Kurz darauf trafen die Patient:innen ein. Die meisten hatten Verletzungen durch Granatsplitter, viele von ihnen waren kritisch. Es ist schrecklich, dass Wohngebiete und Märkte zum Ziel werden.“ 

Die Zahlen beziehen sich nur auf Patient:innen, die direkt von Ärzte ohne Grenzen behandelt wurden. Andere Organisationen berichteten von weiteren Opfern in der Hauptstadt.

Nicht nur in Khartum wurden am Wochenende die tragischen Auswirkungen des Konflikts auf die Bevölkerung deutlich. In al-Faschir, der Hauptstadt von Nord-Darfur, arbeiten Teams von Ärzte ohne Grenzen im South Hospital mit dem Gesundheitsministerium zusammen. Dort wurden nach schweren Kämpfen in der Stadt am Samstag 48 Patient:innen behandelt. Die meisten hatten Verletzungen, die durch Explosionen und Kugeln verursacht wurden. Vier Patient:innen verloren ihr Leben. 

Für die Teams von Ärzte ohne Grenzen ist der Einsatz bei Massenanfällen von Verletzten nach extremen Gewalttaten inzwischen nahezu alltäglich geworden. Am Wochenende zuvor, am 2. September, nahm das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Türkische Krankenhaus ebenfalls nach einem Angriff auf einen Markt im Süden Khartums zahlreiche Menschen auf. 21 Menschen starben, sechs Schwerverletzte wurden in der Notaufnahme behandelt. Am 3. September behandelten medizinische Teams in Omdurman mehr als 50 gewaltbedingte Verletzungen nach erneuten Kämpfen in Umbada. Acht Patient:innen starben an Verletzungen durch Kugeln oder Explosionen.