Vertriebene in Kasai benötigen dringend Hilfe - Viele Kinder in den Dörfern sind schwer mangelernährt

30.10.2017
Menschen in den Dörfern der Provinz Kasai in der Demokratischen Republik Kongo sind in akuter Not. Viele Kinder leiden unter Mangelernährung.
Responding to the violent conflict in Kasai, DRC
Marta Soszynska/MSF
Malnourished 17-month-old twins brought to the Ditekemena health centre by their grandparents. They have been hiding in the bush for five months after armed militias attacked their village. Both of their parents were killed and the babies suffered knife wounds.

Menschen in den Dörfern der Provinz Kasai in der Demokratischen Republik Kongo brauchen dringend Hilfe. Gut ein Jahr nach dem Ausbruch des Konflikts in der Region kehren die Menschen nach Hause zurück, nachdem sie sich monatelang in den umliegenden Wäldern versteckt hatten, Krankheiten ausgesetzt waren und wenig zu essen hatten. Ärzte ohne Grenzen sieht eine weit verbreitete Mangelernährung bei Kindern. Insbesondere in Städten und Dörfern, die stark unter der Gewalt seit August 2016 gelitten haben, gibt es viele Fälle schwerer Mangelernährung. In einigen Regionen ist jedes zehnte Kind in diesem lebensbedrohlichen Zustand.

Fast 1.000 Kinder unter fünf Jahren wurden zwischen Juni und September in den Ernährungszentren von Tshikapa, der Hauptstadt der Provinz Kasai, und in den umliegenden ländlichen Gebieten von Ärzte ohne Grenzen aufgrund akuter Mangelernährung behandelt. „Die Kasai-Krise wurde völlig vernachlässigt", sagt Gabriel Sánchez, Leiter der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen. „Die Menschen, die in ihre Dörfer und Städte zurückkehren, sind völlig auf sich allein gestellt. Ihre zerstörten Häuser müssen sie oft ohne richtiges Werkzeug wiederaufbauen, sie müssen damit beginnen, wieder Getreide anzubauen. Ohne ihre traditionellen Einkommensquellen sind sie stark eingeschränkt.“

Viele Gesundheitszentren sind nach den Gewaltausbrüchen kaum funktionsfähig. „Die Hälfte der Gesundheitszentren, die wir in den vergangenen drei Monaten aufgesucht haben, sind geplündert, verbrannt oder zerstört worden", sagt Sánchez. „Sie nehmen langsam ihre Arbeit wieder auf, aber es mangelt an Personal, Medikamenten und wichtigen Geräten." In den größeren Städten Tshikapa und Kananga ist humanitäre Hilfe angekommen, während es in anderen Teilen der Region fast keine Hilfe gibt, obwohl Gewalt und Unsicherheit in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen haben.

Mobile Teams sind im Einsatz

Mobile medizinische Teams von Ärzte ohne Grenzen fahren durch die Provinz Kasai und behandeln in den Dörfern Patienten und Patientinnen, besonders mangelernährte Kinder, und statten Gesundheitszentren mit Material sowie Medikamenten aus. Darüber hinaus unterstützen die Teams ein Krankenhaus und drei Gesundheitszentren in Tshikapa und haben geholfen, zehn ambulante Ernährungszentren in den umliegenden Dörfern einzurichten.

„Es gibt auch in den größeren Städten noch immer Menschen in Not. Besonders verletzlich sind Vertriebene, die noch nicht in ihre Dörfer zurückkehren können. Sie benötigen medizinische Versorgung, Unterkünfte, Nahrungsmittel und Unterstützung darin, mit den traumatischen Erfahrungen umzugehen“, sagt Sánchez. „Aber am dringendsten ist, dass auch andere Organisationen in den ländlichen Gebieten der Provinz zu arbeiten beginnen. Die Hilfe kommt zu langsam und ist zu gering für eine Krise dieser Größenordnung.“

Zwischen Juni und September 2017 haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Kasai mehr als 5.000 Kinder behandelt, mehr als 200 Verletzte operiert, 155 Menschen mit Gewaltverletzungen und 30 Überlebende von sexueller Gewalt behandelt. Darüber hinaus unterstützt Ärzte ohne Grenzen in der Nachbarprovinz Kasai-Central seit April das Bezirkskrankenhaus in Kananga und behandelt auch dort Patientinnen nach sexueller Gewalt.