Hilfe in Gaza bald nicht mehr möglich – Ärzte ohne Grenzen, Caritas und Rotes Kreuz fordern dringendes Handeln

14.05.2025
Die humanitäre Situation im Gazastreifen hat ein katastrophales Ausmaß erreicht. Nahrungsmittel und Hilfsgüter gehen zur Neige, dem Gesundheitssystem droht der komplette Zusammenbruch und nirgendwo gibt es einen sicheren Ort für die Menschen. Drei österreichische Hilfsorganisationen – Ärzte ohne Grenzen, Caritas und das Rote Kreuz – wenden sich mit einem dringenden Appell an die politischen Entscheidungsträger:innen in Österreich und der Europäischen Union, sich für ein sofortiges Ende der Blockade von Hilfsgütern einzusetzen.

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Seit fast 600 Tagen beobachten wir im Gazastreifen eine humanitäre Katastrophe – ausgelöst durch den schrecklichen Angriff der Hamas im Oktober 2023. Mehr als 52.000 Menschen wurden seither in Gaza getötet, mehr als 118.000 verwundet und etwa 1,9 Millionen Menschen – etwa 90 Prozent der Bevölkerung – wurden vertrieben, viele davon schon mehrfach.

Lebensnotwendige Hilfsmittel seit mehr als zwei Monaten blockiert

Seit Anfang März 2025 blockieren die israelischen Behörden lebensnotwendige Lieferungen in den Gazastreifen. Der Bedarf an Nahrungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern ist enorm. Die Menschen leben unter katastrophalen Bedingungen. Personen mit schweren Verletzungen oder chronischen Krankheiten – viele davon Kinder – haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Ein Großteil Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört, viele mussten den Betrieb komplett einstellen.

Humanitäre Hilfsorganisationen können ihre Arbeit nicht mehr machen

Humanitären Organisationen, die bereit und organisatorisch in der Lage wären, wird es immer schwerer gemacht, prinzipientreue humanitäre Hilfe zu leisten. Ärzte ohne Grenzen Österreich, Caritas Österreich und das Österreichische Rote Kreuz gehen daher mit einem Appell an die Öffentlichkeit. Sie fordern die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, ein sofortiges Ende der Blockade, Sicherheit für die Helfer:innen und einen dauerhaften Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien.

Ärzte ohne Grenzen: Helfen muss ohne Wenn und Aber möglich sein

„Das Gesundheitssystem in Gaza steht kurz vor dem absoluten Kollaps. Nahezu alle Krankenhäuser und medizinischen Einrichtungen wurden entweder zerstört oder schwer beschädigt – sie werden nur teilweise durch notdürftige Strukturen ersetzt. Nun geht auch noch der Treibstoff aus, mit dem lebensnotwendige Systeme in den Spitälern betrieben werden – etwa Inkubatoren für Neugeborene auf Intensivstationen. Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht länger zulassen, dass die israelische Regierung grundlegende Prinzipien des humanitären Völkerrechts missachtet. Es darf keine kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung geben. Medizinische Einrichtungen dürfen keine Zielscheiben sein. Hilfe darf nicht politisiert werden. Sie muss wieder diejenigen erreichen, die sie am dringendsten benötigen. Ohne Wenn und Aber.“
Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich

Caritas Österreich: Menschengemachte Ernährungsunsicherheit ist einfach zu lösen

„Das ist eine menschengemachte Hungerproblematik, die ganz einfach zu lösen ist. Die Lastwagen mit Nahrungsmitteln und dringend benötigten Hilfsgütern stehen hinter den Grenzen bereit. Die Blockierung von humanitärer Hilfe ist schlicht und ergreifend völkerrechtswidrig. Überlebenswichtige Hilfsgüter dürfen nicht als militärisches Druckmittel gegen die hungernde Zivilbevölkerung eingesetzt werden. Als Caritas appellieren wir an die nationale und internationale Politik, endlich konkrete Maßnahmen zu setzen, damit humanitäre Hilfe im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht durchgeführt werden kann – und die Menschen in Gaza wieder ein Stück Würde und Normalität zurückgewinnen.“
Alexander Bodmann, Vizepräsident der Caritas Österreich

Rotes Kreuz: Regeln der Menschlichkeit einhalten

„Das Humanitäre Völkerrecht ist eindeutig: Zivilbevölkerung sowie humanitäre Helferinnen und Helfer sind zu schützen, Hilfe muss zugelassen werden, Geiselnahmen sind verboten. Daher fordern wir auch die bedingungslose Freilassung aller Geiseln. – Diese Regeln wurden geschaffen, um Menschlichkeit selbst im Krieg zu bewahren. Stattdessen erleben wir, wie Kinder in Gaza verhungern, Kolleginnen und Kollegen im Einsatz unter dem Schutzzeichen des Roten Halbmondes getötet werden und Familien in Israel noch immer um das Schicksal ihrer Angehörigen bangen. Als Rotes Kreuz bekennen wir uns zum Humanitären Völkerrecht und sind gemäß unserem Auftrag für alle Menschen in Not da. Wir fordern von den Konfliktparteien, dass auch sie ihren Verpflichtungen nachkommen und die Regeln im Krieg einhalten!“
Michael Opriesnig, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes

Bilder vom Medientermin finden Sie hier.

Werner Reiter | Ärzte ohne Grenzen

Werner Reiter

Press Officer