COVID-19: Ärzte ohne Grenzen weitet Aktivitäten in Europa aus

28.03.2020
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verstärkt seine Hilfsmaßnahmen im Kampf gegen COVID-19 in Italien, Spanien, der Schweiz, Frankreich, Norwegen, Griechenland und in Belgien. 

Themengebiete:

Verstärkte Hilfe gegen Covid-19
Olmo Calvo

Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verstärkt seine Hilfsmaßnahmen im Kampf gegen COVID-19 in Italien, Spanien, der Schweiz, Frankreich, Norwegen, Griechenland und in Belgien. 

„Als Hilfsorganisation unterstützt Ärzte ohne Grenzen hilfsbedürftige Menschen mit medizinischer Hilfe während der aktuellen Krise und in einer Zeit gesellschaftlicher Einschränkungen. Gut ausgestattete Gesundheitssysteme in Europa leiden unter der angespannten Situation der COVID-19-Pandemie. Die Bekämpfung von Epidemien ist der Kern unserer Arbeit. Wir starten Hilfseinsätze, wenn Systeme überfordert sind und wir mit unserer Expertise im Umgang mit Notfallsituationen Hilfe leisten können”, beschreibt Dr. Christos Christou, der internationale Präsident von Ärzte ohne Grenzen die verstärkten Hilfsmaßnahmen gegen COVID-19 in Europa. 

Hilfe für ältere Menschen 

Ältere Menschen zählen zu den meistgefährdeten Gruppen. In Italien, Belgien und Spanien hat Ärzte ohne Grenzen bereits seine Hilfe in Pflegeheimen verstärkt. Die Menschen leben dort oft auf engem Raum, und die Einrichtungen haben nur selten die notwendige medizinische Ausrüstung.  

In der Marche Region in Italien unterstützen Ärztinnen und Ärzte, Krankenpfleger und Krankenschwestern sowie Gesundheitsexperten die lokalen Gemeinden bei Infektionskontrolle und Präventionsmaßnahmen. In Spanien berät Ärzte ohne Grenzen alle Pflegeheime in Notfallplanung, Risikoanalyse und der Einführung von Präventionsmaßnahmen. In Belgien führt Ärzte ohne Grenzen Gesundheitsaufklärung und Präventionsmaßnahmen in Pflegeheimen durch, die in Brüssel und Umgebung liegen. 

Unterstützung für Spitäler und Schutz des medizinischen Personals 

In Spanien hat Ärzte ohne Grenzen zwei medizinische Versorgungszentren mit einer Kapazität von mehr als 200 Betten eingerichtet, um Krankenhäuser in Madrid zu entlasten. Um die Rettungsdienste der Spitäler zu unterstützen, werden dort vor allem Patientinnen und Patienten mit moderatem Krankheitsverlauf behandelt. Die Notaufnahme und die Intensivstationen können sich so auf diejenigen konzentrieren, die am stärksten von COVID-19 betroffen sind. Koordiniert vom medizinischen Personal der Krankenhäuser bietet Ärzte ohne Grenzen logistische Unterstützung an und stellt Teams zur Verfügung, die die Patientinnen und Patienten überwachen. Ärzte ohne Grenzen berät die spanischen Gesundheitsbehörden auch bei der Entwicklung temporärer medizinischer Versorgungszentren, um die Krankenhauskapazität in Madrid, Katalonien - darunter zwei Krankenhäuser in Barcelona - und in Vitoria zu erhöhen. 

In Belgien unterstützt Ärzte ohne Grenzen fünf Krankenhäuser in den Provinzen Hennegau und Antwerpen, bietet technische Beratung und Schulung an und ist darauf vorbereitet, die Aufnahmekapazitäten zu erhöhen. 

In der Schweiz unterstützt Ärzte ohne Grenzen das Genfer Universitätsklinikum (HUG) mit fachlichem Know-how, um bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 und bei der Organisation von medizinischen Teams und Dienstleistungen im Krankenhaus zu helfen. Unter der Koordination des HUG hat Ärzte ohne Grenzen ein mobiles medizinisches Einsatzteam zusammengestellt, um jene Menschen mit COVID-19 zu Hause zu versorgen, die die Kriterien für die Krankenhauseinweisung nicht erfüllen. In Zusammenarbeit mit der Stadt Genf hat Ärzte ohne Grenzen zudem Empfehlungen an öffentliche und private Bestattungsunternehmen ausgesprochen, um eine Post-Mortem-Übertragung der Krankheit zu vermeiden. 

Ärzte ohne Grenzen bietet außerdem strategische Beratung und Unterstützung für ein Krankenhaus in der Nähe von Oslo in Norwegen. Dieses Gebiet ist eines der am stärksten betroffenen Spitäler im ganzen Land.  In Griechenland unterstützen Teams die Isolationsmaßnahmen im Lager Samos und evaluieren das Ausmaß der Unterstützung, die die Krankenhäuser benötigen. In Lesbos hat Ärzte ohne Grenzen einen Notfallplan für das Flüchtlingslager Moria vorbereitet, falls sich die Epidemie ausbreiten sollte. 

Restliche Welt 

Abseits von Europa unterstützt Ärzte ohne Grenzen außerdem auch COVID-19-Aktivitäten in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden von Afghanistan, Libyen, Nigeria, Syrien und Hongkong

Das Coronavirus hat einige der fortschrittlichsten Gesundheitssysteme in Ländern mit einem guten sozialen Sicherheitsnetz lahmgelegt. Dort haben die meisten Menschen Zugang zu fließendem Wasser und Raum zur Verfügung, um sich selbst zu isolieren. Dies ist für Menschen in vielen Ländern, in denen Ärzte ohne Grenzen normalerweise arbeitet, nicht möglich. Die größte Sorge von Ärzte ohne Grenzen ist, dass sich das Virus in Ländern mit schwächeren Gesundheitssystemen stärker ausbreitet, wo sich gefährdete Personen nicht schützen können. Internationale Solidarität wird von entscheidender Bedeutung sein. Gleichzeitig muss die Reaktion auf COVID-19 auf alle Rahmenbedingungen, Gemeinschaften und lokalen Möglichkeiten zugeschnitten sein. 

„Heute sind alle Ebenen von Ärzte ohne Grenzen betroffen, das bringt neue Herausforderungen mit sich und erfordert noch mehr Zusammenarbeit und Kreativität, um Lösungen zu finden. Wir passen uns so schnell wie möglich an, um uns auf COVID-19 vorzubereiten – und das in unseren Projekten auf der ganzen Welt, trotz der Reisebeschränkungen und der Lieferengpässe”, schließt Dr. Christou. 

Überall auf der Welt arbeitet Ärzte ohne Grenzen daran, die Aktivitäten im Gesundheitswesen in einem zunehmend herausfordernden Kontext von Reisebeschränkungen und Einschränkungen des Warenverkehrs aufrechtzuerhalten.