Demokratische Republik Kongo: Ärzte ohne Grenzen verurteilt Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung

Nach gewalttätigen Angriffen ruft Ärzte ohne Grenzen zu Respekt des humanitären Völkerrechts auf
01.10.2013

Nach Zusammenstößen bewaffneter Gruppen in der Region Masisi in Nord-Kivu am 27 September, im Zuge derer es zu Übergriffen auf die Bewohner der Dörfer Butemure, Lwibo, Bikudje, Majengo und Katiri gekommen ist, ruft Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) die Konfliktparteien dazu auf, die Zivilbevölkerung gemäß dem humanitären Völkerrecht zu respektieren. Die internationale Hilfsorganisation hat sofort mobile Kliniken in der Region eingerichtet, um den Betroffenen erste Hilfe zu leisten.

Der Angriff am vergangenen Freitag hat Berichten zufolge mehrere Dutzend Opfer gefordert, darunter Frauen und Kinder. Viele Menschen wurden verletzt. Die genaue Anzahl der Toten, Verletzten und Verschwundenen ist schwer zu schätzen, da viele Bewohner der Dörfer aus Angst vor neuen Angriffen in den Busch geflohen sind. „Ich habe gehört, wie die Nachbarn geschrien haben, dass die Milizen kommen. Ich bin aufs Feld zu meinem Mann gelaufen. Aber als ich dort ankam, war er weg. Nur sein Hut und blutverschmiertes Werkzeug war dort“, erklärt eine Dorfbewohnerin. Andere Menschen haben Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen erzählt, dass 46 Schüler und  drei Lehrer entführt wurden, nachdem ihre Schule in Brand gelegt worden war.

Während der  Kämpfe wurde auch eine Brücke zerstört, als die Bewohner sie gerade überquerten, um zu fliehen. „Ich habe meinen Sohn von der Brücke stürzen sehen. Bewaffnete Männer haben Macheten eingesetzt, um die letzten Seile zu zerstören, die die Brücke noch hielten. Außerdem haben sie mehreren Männern die Kehle durchgeschnitten und sie dann ins  Wasser geworfen“, erzählt ein Bewohner von Lwibo.

Gewalttaten gegen Zivilbevölkerung

Am Tag nach dem Angriff hat Ärzte ohne Grenzen in Lwibo über 80 Patienten behandelt und neun Opfer sexueller Gewalt betreut. Ein Team ist auch  nach Bikudje gefahren, wo von zwei Verletzten und etwa 30 Verschwundenen die Rede war. Die Teams sind noch damit beschäftigt, die Tragweite dieser Angriffe und die Anzahl der Verletzten abzuschätzen, um darauf entsprechend reagieren zu können. „Mehrere Dörfer sind nur zu Fuß erreichbar, und wir fürchten, zu spät zu kommen. Dennoch scheint bereits jetzt klar zu sein,  dass auch hier gegen die Zivilbevölkerung Gewalttaten verübt wurden und wir daher nicht schweigen können“, empört sich Bertrand Perrochet, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo. „Die bewaffneten Gruppen in der Region müssen die Zivilbevölkerung gemäß dem internationalen humanitären Völkerrecht respektieren“, fügt er hinzu.

Die Region Masisi ist immer wieder Schauplatz von Gewalt, die die Bevölkerung zwingt, aus ihren Dörfern zu fliehen. Im August wurden in Nord Kivu über eine Million Vertriebene registriert.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt das allgemeine Referenzkrankenhaus von Masisi seit 2007 und bietet dort kostenlose Gesundheitsversorgung an. Zwischen Jänner und August 2013 hat Ärzte ohne Grenzen über 8.800 Patienten stationär behandlelt, 1717 chirurgische Eingriffe und 86.000 Behandlungen durchgeführt. Ärzte ohne Grenzen errichtet auch je nach Bedarf immer wieder mobile Kliniken in der Region.

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