Kenia: Neu errichtetes Flüchtlingslager steht leer

20.01.2011
Zehntausende somalische Flüchtlinge leben weiter unter inakzeptablen Bedingungen.
Kenia 2010
Nenna Arnold/MSF
Dadaab, Kenia, 15.11.2010: Siedlung außerhalb des überfüllten Flüchtlingslagers in Dagahaley.

Nairobi/Wien, 20. Jänner 2011: Ärzte ohne Grenzen und andere Hilfsorganisationen stehen für die Versorgung der täglich über 400 aus Somalia ankommenden Flüchtlinge bereit. Doch die Verhandlungen über die Eröffnung des neuerrichteten Lagers Ifo II sind blockiert.

Das Flüchtlingslager Ifo II soll den Strom von Menschen aufnehmen, die wegen des Krieges und der anhaltenden Trockenheit aus Somalia fliehen. Bereits am 2. November 2010 hätten die ersten Flüchtlinge, die rund um das überfüllte Lager Dagahaley in Dadaab leben, umgesiedelt werden sollen. Doch fast drei Monate später steht Ifo II noch immer leer, während tausende Menschen weiterhin unter prekären humanitären Bedingungen außerhalb des anderen Lagers leben.

Allein in den ersten zwei Wochen dieses Jahres haben fast 6.000 Flüchtlinge die gefährliche Reise von Somalia nach Dadaab auf sich genommen. Doch statt der erhofften Hilfe und dem nötigen Schutz müssen die Neuankömmlinge unter inakzeptablen und menschenunwürdigen Bedingungen außerhalb des Lagers ausharren, während die Verhandlungen stagnieren.

„Die internationalen humanitären Mindeststandards werden nicht erfüllt. Die Flüchtlinge haben weder ausreichenden Zugang zu Wasser und Lebensmitteln noch akzeptable Unterkünfte. Da es keine Latrinen gibt, sind die Menschen gezwungen, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, wodurch die Gefahr von Krankheitsausbrüchen steigt. Diese Krise trifft eine ohnehin schon geschwächte Bevölkerung, die von einem jahrelangen Krieg gezeichnet ist“, berichtet Elena Estrada, Verantwortliche für humanitäre Angelegenheiten bei Ärzte ohne Grenzen.

Die schlechte Sicherheitslage ist ein weiteres Problem, mit dem die Flüchtlinge konfrontiert sind. Die Mehrheit der Neuankömmlinge sind Frauen, Kinder und ältere Menschen. Außerhalb der Lager sind sie kaum geschützt und somit gefährdet für gewaltsame Übergriffe.

Hilfsorganisationen sind bereit

Die Hilfsorganisationen warten darauf, die Flüchtlinge ins neue Lager Ifo II umzusiedeln, ein Gebiet, in dem der Zugang zu Trinkwasser, ebenso wie zu Sanitäreinrichtungen, Schulen und medizinischer Versorgung unter sicheren Bedingungen gewährleistet ist. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen steht seit Oktober bereit, Patienten in einer temporären Gesundheitseinrichtung zu behandeln und baut an einem 45-Betten-Spital.

Die 1991 errichteten Flüchtlingslager von Dadaab waren für 90.000 Flüchtlinge vorgesehen. Heute leben hier über 308.000 Menschen. Ende 2009 erhielt das UNHCR die Bewilligung, das Lager Ifo für zusätzliche 80.000 Flüchtlinge zu erweitern; im Juli 2010 sagte Ärzte ohne Grenzen zu, im Lager Ifo II Gesundheitsversorgung zu leisten. Doch obwohl das Team startbereit ist, konnten die Flüchtlinge bis jetzt nicht versorgt werden, weil Ifo II immer noch nicht in Betrieb ist.

Ärzte ohne Grenzen fordert die an den Verhandlungen beteiligten Verantwortlichen dringend dazu auf, die sofortige Umsiedlung der Flüchtlinge aus dem Lager Dagahaley ins erweiterte Lager Ifo II zu ermöglichen.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt die somalische Bevölkerung seit 1992. Die Organisation leistet im Lager Dagahaley seit März 2009 medizinische Versorgung, unter anderem auch Chirurgie und Geburtshilfe in einem Spital mit 110 Betten. Die vier Gesundheitsposten von Ärzte ohne Grenzen bieten zudem Impfungen, Mutter-Kind-Untersuchungen und psychologische Betreuung an. Die Teams führen durchschnittlich 10.000 Konsultationen pro Monat durch.

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