Somalia: Ärzte ohne Grenzen fordert, die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu respektieren

Am 5. Mai 2010 eskalierte in der Umgebung des Hawa Abdi-Krankenhauses in Somalia ein privater Streit zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Dies führte zur Besetzung der medizinischen Einrichtung.
10.05.2010

Am 5. Mai 2010 eskalierte in der Umgebung des Hawa Abdi-Krankenhauses in Somalia ein privater Streit zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Dies führte zur Besetzung der medizinischen Einrichtung. Eine bewaffnete Gruppe hält sich immer noch in einigen Bereichen des Krankenhausgeländes auf, und einige nicht-medizinische somalische Mitarbeiter werden weiterhin festgehalten. Ärzte ohne Grenzen musste die Patienten, die sich dort befanden, evakuieren und die Aktivitäten einstellen. Dadurch sind Tausende Somalier im Afgooye-Korridor ohne Zugang zu medizinischer Hilfe.

„Wir konnten in den vergangenen 19 Jahren in Somalia arbeiten, weil wir in keinem Konflikt Partei ergreifen“, erklärt Landeskoordinator David Querol. „Wir haben uns verpflichtet, den Menschen in Somalia zu helfen. Wir können das aber nur, wenn den medizinischen Strukturen, in denen wir arbeiten, und unseren Mitarbeitern Respekt entgegengebracht wird.

Ärzte ohne Grenzen ist tief betroffen, dass bei dem Vorfall zwei Menschen ums Leben gekommen sind – darunter ein somalischer Mitarbeiter der Organisation, der als Wachmann im Krankenhaus gearbeitet hat.

Die Organisation fordert ausdrücklich, dass ihre Mitarbeiter freigelassen werden und die Neutralität der medizinischen Einrichtungen und des Personals respektiert werden. Das Gelände des Hawa Abdi-Krankenhauses muss sofort freigegeben werden, damit lebensrettende medizinische Aktivitäten wieder aufgenommen werden können.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 2007 im Afgooye-Korridor tätig. Im Hawa Abdi-Krankenhaus betreibt Ärzte ohne Grenzen eine Ambulanz, eine Station für Kinderheilkunde, ein Cholera- und Durchfallbehandlungszentrum und ein Ernährungsprogramm. Außerdem organisieren die Mitarbeiter Wassertransporte und verteilen Decken und andere Gebrauchsgegenstände. In Afgooye betreibt Ärzte ohne Grenzen ebenfalls eine Ambulanz sowie ein Ernährungsprogramm. Die Organisation unterstützt das Krankenhaus mit Medikamenten und medizinischem Material und zahlt Prämien an die Mitarbeiter.

Im Jahr 2009 haben die Mitarbeiter in diesen beiden medizinischen Einrichtungen mehr als 162.000 Menschen behandelt und mit kostenlosen Medikamenten versorgt. Mehr als 14.000 mangelernährte Kinder wurden behandelt und über 31.000 Kinder gegen Masern geimpft.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1991 in Somalia tätig und bietet kostenlose medizinische Versorgung derzeit in den Regionen Bandir, Bay, Hiraan, Lower Juba, Middle Shabelle, Lower Shabelle und Mudug an. Unterstützt von ungefähr 100 Mitarbeitern in Nairobi stellen mehr als 1.300 somalische Mitarbeiter medizinische Behandlung in den Bereichen Basisgesundheitsversorgung, Mangelernährung und Chirurgie bereit, versorgen und unterstützen Vertriebene und verteilen Wasser und Hilfsgüter.