COVID-19 im südlichen Afrika: exponentielle Ausbreitung, hochansteckende Variante, kein Impfstoff

05.02.2021
In Malawi, Mosambik, Eswatini sind die Gesundheitssysteme wegen COVID-19 überlastet, überall wüten ansteckendere Virusvarianten. Zugang zu Impfstoffen gibt es hier nicht.

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Matsanjeni health centre
MSF/Jakub Hein
Social distancing

Wir fordern dringend COVID-19-Impfstoffe für Malawi, Mosambik, Eswatini und andere stark von der Pandemie betroffene Länder. In allen drei Staaten, in denen Ärzte ohne Grenzen die überlasteten Krankenhäuser unterstützt, wütet die ansteckendere Virusvariante.

Gesundheitsmitarbeiterinnen und Gesundheitsmitarbeiter und besonders gefährdete Menschen müssen dringend geschützt werden, doch die Aussichten auf baldige Impfungen sind gering. Die Situation zeigt, dass eine solidarische und schnelle globale Verteilung der COVID-19-Impfstoffe dringend nötig wäre. 

Malawi

„In Malawi beobachten wir einen dramatischen exponentiellen Anstieg an COVID-19-Infektionen“, sagt der deutsche Arzt Tankred Stöbe, der seit wenigen Tagen als medizinischer Notfallkoordinator des Einsatzteams von Ärzte ohne Grenzen in der Großstadt Blantyre arbeitet. „Im Januar hat sich die Zahl der Neuinfektionen alle vier bis fünf Tage verdoppelt, jede Woche verdoppeln sich nun die Klinikeinweisungen. Das Queen-Elizabeth-Krankenhaus ist bei der Versorgung der COVID-19-Patientinnen und Patienten am Limit. Wir bauen deshalb in Windeseile eine zusätzliche Behandlungsstation mit 40 Betten in Zelten auf. Enorm wichtig wäre es nun, das medizinische Personal zu schützen, das gegen das Virus kämpft. Schon jetzt haben sich fast 1.300 Gesundheitsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter infiziert und neun sind gestorben. Ohne Impfstoff wird die Situation zunehmend untragbar.“

Eswatini

In Eswatini, einem Staat mit 1,1 Millionen Einwohnern, wo der steirische Arzt Bernhard Kerschberger den Einsatz von Ärzte ohne Grenzen leitet, ist die Lage dramatisch: „Hier werden täglich 200 Neuinfektionen registriert. Die Anzahl der Todesfälle hat sich im Vergleich zur ersten Welle vervierfacht. Die Betroffenen haben dieses Mal einen schwereren Krankheitsverlauf. Um die Gesundheitseinrichtungen zu entlasten, haben wir in der Nhlangano-Klinik zusätzliche Abteilungen in Zelten eingerichtet und stellen medizinisches Personal zur Behandlung von schwerkranken COVID-19-Patientinnen und Patienten zur Verfügung.“

Mosambik

In Mosambik liegen die Fallzahlen gegenwärtig fast sieben Mal so hoch wie am Höhepunkt der ersten Welle. „Viel Gesundheitspersonal erkrankt selbst, und jene, die noch arbeiten, sind erschöpft“, berichtet Natalia Tamayo Antabak, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen. Die Teams der Organisation helfen bei der Umsetzung von Maßnahmen zum Infektionsschutz in öffentlichen Behandlungszentren in Maputo, um Ansteckungen beim Personal gering zu halten.

Ungleiche Verteilung von COVID-19-Impfstoffen

„Wir sind schockiert über die ungleiche Verteilung der COVID-19-Impfstoffe in der Welt“, sagt Christine Jamet, Leiterin der Einsätze von Ärzte ohne Grenzen in Genf. „Viele wohlhabende Länder haben schon vor zwei Monaten begonnen, ihr Gesundheitspersonal und andere Gruppen zu impfen. Währenddessen haben Länder wie Eswatini, Malawi oder Mosambik, die die Pandemie nicht in den Griff bekommen, noch keine einzige Impfdosis erhalten und können nicht einmal besonders gefährdete Menschen schützen. Dazu gehört auch das Gesundheitspersonal. Die Menschen in den ärmsten Ländern stehen am Ende der Impfstoff-Warteschlange. Doch in den Staaten Subsahara-Afrikas, die mit der aggressiven Ausbreitung der neuen Virusvariante zu kämpfen haben, besteht ein dringender Bedarf an Impfungen. Ihre Gesundheitssysteme sind damit überfordert.“

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