Eine der weltweit größten Kinderkliniken ist überfüllt

Der Großteil der Patienten und Patientinnen leidet unter Malaria und Mangelernährung. In den letzten Wochen starben rund zehn Kinder pro Tag.
28.09.2018
Niger - Magaria Paediatric Unit
MSF/Laurence Hoenig
Dr Nicolas Peyraud, paediatrician examines a patient in the intensive care unit.

Die pädiatrischen Teams der international tätigen medizinischen Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen berichten von einer alarmierenden Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren in Magaria, im Süden Nigers. Gemeinsam mit dem nigerianischen Gesundheitsministerium wurden bisher 730 Kinder behandelt, wobei 208 ernsthaft erkrankt sind und in die Intensivstation überwiesen wurden. Der Großteil der Patienten und Patientinnen leidet unter Malaria und Mangelernährung. In den letzten Wochen starben rund zehn Kinder pro Tag.

„So etwas haben wir hier noch nie zuvor erlebt und wir befürchten, dass es nur die Spitze des Eisbergs ist”, sagt Dorian Job, der für Ärzte ohne Grenzen die Einsätze in Niger leitet. „Jedes Jahr um diese Zeit erreichen die Mangelernährungs- und Malariafälle einen Höhepunkt. Aber noch nie haben wir hier im Spital so viele Patienten und Patientinnen versorgen müssen.“

Aufgrund der Vergleichsdaten, die in den vorigen Jahren während dieser Monate zwischen Juni und Dezember, wenn Malaria und Mangelernährung massiv ansteigen, gesammelt wurden, gehen die Teams davon aus, dass nur ein Sechstel aller Kinder, die medizinische Hilfe benötigen würden, das Krankenhaus erreichen. Viele Kinder, die mit Malaria und Mangelernährung diagnostiziert werden, leiden auch an anderen Krankheiten.

„Unser Krankenhaus ist völlig überfüllt"

„Unser Krankenhaus ist völlig überfüllt, und wir gehen davon aus, dass weitere Hunderte Kinder ernsthaft krank sind, jedoch keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Jene Kinder, die ins Spital kommen, erreichen dieses erst sehr spät. Leider sind viele dann bereits so krank und leiden unter Komplikationen, dass sie sich nicht mehr erholen“, erklärt Dorian Job.

Obwohl Malariaprophylaxen an Familien mit Kindern zwischen drei Monaten und fünf Jahren verteilt werden, bleibt die Sterblichkeitsrate während der Zeit des saisonalen Anstiegs von Malaria-Infektionen alarmierend hoch. Ärzte ohne Grenzen hat über 240 Einsatzmitarbeiter und –mitarbeiterinnen in der Region Zinder im Einsatz, um den Patienten und Patientinnen im Krankenhaus in Magaria die bestmögliche medizinische Versorgung zu bieten. Außerdem betreiben die Teams auch eine mobile Klinik, um Kinder in ihren Gemeinschaften ambulant zu versorgen.

Einzige Gesundheitseinrichtung für 700.000 bis eine Million Menschen

„Das Krankenhaus in Magaria ist die einzige Gesundheitseinrichtung in der Region für rund 700.000 bis eine Million Menschen. 20 Prozent von ihnen sind unter fünf Jahre alt. Während der Malaria-Saison ist die Situation am schlimmsten, aber auch in den anderen Monaten ist das Gesundheitssystem in der Region chronisch überbelastet. Es gibt zu wenig Mittel und zu wenig gut ausgebildetes Personal.“

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 2005 zusammen mit dem Gesundheitsministerium Nigers in der Region Zinder. Die Teams arbeiten daran, die medizinische Versorgung von Kindern zu verbessern, Kinderkrankheiten zu diagnostizieren, vorzubeugen und zu behandeln.

In der Stadt Magaria betreibt Ärzte ohne Grenzen eine Kinderklinik mit 435 Betten in der zwischen dem 1. Januar und 31. August dieses Jahres 11.100 Kinder behandelt wurden. Alleine im August wurden über 3.300 Kinder unter fünf Jahren in die Klinik überwiesen.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt außerdem elf Gesundheitszentren, 14 Gesundheitsposten und sechs Stabilisierungsräume für Kinder unter fünf Jahren in der Region Magaria. Vom 1. Januar bis 31. August hat das Ärzte ohne Grenzen Team 93.530 Behandlungen durchgeführt, (davon 31.390 im August) und 13.284 Kinder (davon 3.629 im August) an das therapeutische Ernährungszentrum überwiesen.