Erfolgsstory: Preis von Tuberkulose-Medikament Bedaquilin gesenkt

06.07.2020
Gerade heute wird anlässlich der herrschenden Corona-Pandemie neuerlich klar, wie wichtig leistbare Medikamente für alle sind. Die Preissenkung von Bedaquilin ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
50th Union World Conference on Lung Health - Protest
Siddharth Singh/MSF
Indien, 1.11.2019: Immer wieder hat Ärzte ohne Grenzen gefordert, dass Johnson & Johnson den Preis für Bedaquilin senkt.

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) kündigte endlich einen reduzierten Preis von 1,50 US-Dollar pro Tag und Person für das Tuberkulose-Medikament Bedaquilin an. Dadurch haben mehr Menschen mit arzneimittelresistenter Tuberkulose Zugang zu diesem lebensrettenden Medikament. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist das aus Sicht von Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) ein sehr wichtiges Zeichen.

J&J ist derzeit der einzige Hersteller von Bedaquilin. Das Monopol hindert andere Unternehmen daran, bezahlbare generische Versionen herzustellen. Der neue gesenkte Preis liegt 32 Prozent unter dem bisher niedrigsten Preis, der für eine festgelegte Reihe von Ländern zur Verfügung steht.

Marcus Bachmann, Berater für humanitäre Angelegenheiten von Ärzte ohne Grenzen Österreich betont:

„Die Preisreduktion des Tuberkulose-Medikaments Bedaquilin auf 1,50 Dollar pro Tag ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Seit es 2012 auf den Markt kam haben wir uns dafür eingesetzt. Allein letztes Jahr hat Ärzte ohne Grenzen gemeinsam mit über 120.000 Menschen, die eine Petition unterzeichnet haben, Druck auf den Pharmakonzern aufgebaut. Mit dem Ziel, allen Tuberkulose-Patientinnen und -Patienten Zugang zu lebensrettender Behandlung zu ermöglichen.

Gerade heute wird anlässlich der herrschenden Corona-Pandemie neuerlich klar, wie wichtig leistbare Medikamente für alle sind. Immer wieder fordern wir daher: Es braucht Bedingungen, die garantieren, dass auch künftige COVID-19-Impfstoffe und - Medikamente erschwinglich sind und gerecht auf der ganzen Welt verteilt werden. So wie im Fall von Bedaquilin werden wir auch jetzt nicht müde, uns dafür einzusetzen. Anstelle einer Zweiklassengesellschaft brauchen wir ein wirklich faires und transparentes System zur Verteilung künftiger COVID-19-Medikamente und -Impfstoffe.“

Weitere Preissenkung für alle Länder gefordert

Im Unterschied zu einer Behandlung mit Bedaquilin erfordern andere Therapien von arzneimittelresistenter Tuberkulose (DR-TB), dass die Menschen über einen Zeitraum von fast zwei Jahren bis zu 14.000 Tabletten einnehmen und bis zu acht Monate lang täglich schmerzhafte Injektionen und Nebenwirkungen wie Taubheit ertragen mussten.

Der neue Preis für Bedaquilin ist an Abnahmeverpflichtungen gebunden, die über die Global Drug Facility eingegangen wurden - eine Organisation, die TB-Medikamente an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen liefert. Länder, die nicht darüber kaufen, kommen für den niedrigeren Preis nicht in Frage. Russland etwa zahlt mehr als acht Dollar pro Tag je Patientin oder Patient für Bedaquilin.

Bedaquilin wurde mit beträchtlicher Unterstützung durch Steuerzahler und gemeinnützige Organisationen entwickelt. J&J erhielt öffentliche Investitionen in Höhe von Hunderten Millionen US-Dollar, darunter Zuschüsse der US-Regierung und verschiedene finanzielle Anreize, und Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen trugen zur Erforschung des Medikaments bei. Daher fordert Ärzte ohne Grenzen dass das Medikament allgemein billiger angeboten wird, nicht nur in einzelnen Ländern. Der Preis sollte weiter gesenkt werden, und mehr Länder sollten das Mittel zu diesen Konditionen kaufen können.