Elfenbeinküste: Ärzte ohne Grenzen behandelt Verletzte in Abidjan

17.03.2011
Schusswunden und Verletzungen durch Granatsplitter
Liberia 2011
Gaël Turine/VU'
Bahn, Liberia, 17.03.2011: Maika aus der Elfenbeinküste und ihre fünf Kinder beziehen ihr Zelt im Flüchtlingslager.

Ärzte ohne Grenzen reagiert auf die jüngsten Gewaltausbrüche in Abidjan, Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste).

Am 17. März behandelten Ärzte ohne Grenzen-Teams in Zusammenarbeit mit dem ivorischen Gesundheitsministerium 66 Verwundete im Spital Abobo Süd, nachdem gewaltsame Auseinandersetzungen im dicht besiedelten Distrikt Abidjan ausgebrochen waren. Das Spital ist die einzig noch funktionierende medizinische Einrichtung in diesem Distrikt von Abobo.

„Die Patienten – Männer, Frauen sowie Kinder – erlitten Schusswunden und Verletzungen durch Granatsplitter,“ berichtet Dr. Mego Terzian, Noteinsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „Acht von den 66 eingelieferten Menschen verstarben kurz nach ihrer Ankunft im Spital. Neun weitere Tote wurden ins Spital gebracht, was insgesamt 17 registrierte Todesfälle in diesem Spital macht.“

Schlimme Folgen für die Bevölkerung

In den letzten paar Wochen haben die zunehmend intensiveren Auseinandersetzungen schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung gehabt, von der ein Grossteil im Konflikt gefangen ist. Seit Ende Februar leistet Ärzte ohne Grenzen medizinische Nothilfe im Spital Abobo Süd und steht dabei in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium. In den zwei Wochen vor dem 16. März behandelten die Teams 129 Patienten. Doch es ist nicht einfach für die betroffenen Menschen, Hilfe aufzusuchen, denn sie haben Angst, ihre Häuser zu verlassen. Aufgrund der Straßenblockaden, die von jungen Männern errichtet wurden, ist es gefährlich, sich in der Stadt zu bewegen.

Die Kämpfe haben zudem viele Menschen zur Flucht gezwungen. In den letzten Wochen haben Vertriebene aus Abidjan provisorische Lager an 24 Orten in und außerhalb der Stadt errichtet. Tausende weitere Menschen sind bei Gastfamilien untergebracht. Im Westen des Landes ist die Situation ähnlich: viele Menschen haben im benachbarten Liberia Zuflucht gesucht und das lokale Gesundheitspersonal hat die Gesundheitseinrichtungen verlassen. Zudem herrscht ein Mangel an Medikamenten.

Neutralität des Personals muss respektiert werden

Die unsichere Lage erschwert den Zugang zur Bevölkerung, insbesondere in den Gebieten nahe der Konfliktzone. „In einem solchen Kontext müssen die Patienten Zugang zu medizinischer Hilfe haben und die medizinischen Teams müssen ihre Arbeit verrichten können. Es ist zwingend notwendig, dass die Neutralität des medizinischen Personals sowie der Gesundheitseinrichtungen und Ambulanzen respektiert werden,“ sagt Dr. Terzian.

Zudem haben die wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen gegen Côte d'Ivoire seitens der internationalen Gemeinschaft sowie Transportprobleme zu einem Mangel an Medikamenten und medizinischem Material geführt. In vielen Regionen fehlt es in den Gesundheitsposten an Medikamenten für die Basisversorgung und für die Behandlung von akuten und chronischen Erkrankungen. Die Lieferung von medizinischem Material an die verschiedenen Gesundheitseinrichtungen durch Ärzte ohne Grenzen ist enorm wichtig, kann aber nicht alle Bedürfnisse im Land abdecken.

Ärzte ohne Grenzen ist eine humanitäre Organisation, die unabhängige medizinische Hilfe leistet und sich dabei strikt an das Prinzip der Neutralität hält. Die Hilfseinsätze in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) werden ausschließlich von privaten Spendern finanziert, um eine vollkommene Unabhängigkeit zu gewährleisten. Im Westen des Landes bietet Ärzte ohne Grenzen primäre Gesundheitsversorgung in Duékoué, Guiglo und Bangolo und unterstützt verschiedene Spitäler. Auch in der Region Nimba in Liberia leistet die Organisation medizinische Hilfe.