D.R. Kongo: Zivilbevölkerung gerät zwischen die Fronten

23.05.2013
Ärzte ohne Grenzen muss Arbeit in zwei Vertriebenenlagern aussetzen.

Goma/Wien, 23. Mai 2013. In der kongolesischen Provinz Nord-Kivu sind zahlreiche Vertriebene zwischen die Fronten der kongolesischen Armee und der Rebellengruppe M23 geraten. Westlich der Provinzhauptstadt Goma lieferten sich die beiden Konfliktparteien am Dienstag erneut schwere Kämpfe. „Die Vertriebenenlager in Mugunga, Lac Vert und Buhimba, die an der Straße zwischen Goma und Sake liegen, gerieten dadurch mitten in die Schusslinie“, beschreibt Thierry Goffeau, Koordinator der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Nord-Kivu.

Granaten und schweres Artilleriefeuer

Sechs Granaten schlugen am Dienstag im Bereich der Vertriebenenlager in Mugunga ein und verletzten mindestens vier Personen. Ein Team von Ärzte ohne Grenzen konnte die Verletzten in ein nahes Krankenhaus bringen, das vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes unterstützt wird. Dörfer in der Region wurden von schwerem Artilleriefeuer getroffen, mehrere Personen wurden verletzt. Im Bezirk Ndosho nahe Goma war der Beschuss am heftigsten, mindestens drei Menschen wurden hier getötet und mehr als ein Dutzend Personen verwundet.

Auf der Suche nach Schutz flohen die Bewohner des Vertriebenenlagers Mugunga III in andere nahe gelegene Lager oder nach Goma. „Ein Viertel des Lagers ist leer“, berichtet Goffeau. „Weitere Menschen verlassen das Lager aus Angst, dort festzusitzen. Jene, die bleiben, sind verzweifelt. Sie wissen nicht, wohin sie gehen oder wie sie reagieren sollen. Die Menschen haben Panik.“ Die Kämpfe haben Ärzte ohne Grenzen gezwungen, die Arbeit in den Lagern in Mugunga und Bulengo auszusetzen. Die Teams beobachten, wohin die Bevölkerung flieht, und sind auf einen erneuten Hilfseinsatz vorbereitet.

Mehrmals vertrieben

Im vergangenen November griff die Rebellengruppe M23 die Städte Goma und Sake erstmals an. Viele Menschen mussten fliehen und suchten Schutz in den Vertriebenenlagern im Westen Gomas. Zehn Tage später fiel Goma und es begannen Verhandlungen mit der Regierung Joseph Kabilas. Die erneuten Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und M23 finden im Vorfeld des Besuches von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Land und der Aufstellung einer UN-Interventionseinheit statt. Diese hat erstmalig ein Mandat, gezielte Offensiven gegen Rebellengruppen im Osten der Demokratischen Republik Kongo durchzuführen. Ärzte ohne Grenzen ruft alle Parteien auf, keine Waffen in der Nähe von Vertriebenenlagern oder in der Nähe anderer Unterkünfte von Zivilisten einzusetzen.