Ein Wunsch wird wahr: Pille gegen die Schlafkrankheit

20.02.2019
Im November letzten Jahres wurde aus einer Utopie Wirklichkeit: Ein neues Medikament gegen die Schlafkrankheit wurde zugelassen. Das Beste: Es ist bezahlbar und hat keine gravierenden Nebenwirkungen mehr.

Im November letzten Jahres wurde aus einer Utopie Wirklichkeit: Die „Initiative für Medikamente gegen vernachlässigte Krankheiten“ (DNDi), die von Ärzte ohne Grenzen mitbegründet wurde, verkündete die Zulassung eines neuen Medikaments gegen die Schlafkrankheit. Dieser Erfolg zeigt, dass sich unser Einsatz für leistbare Therapien lohnt.

Charnelle Mafuta ist eine Bäuerin aus der Demokratischen Republik Kongo. Eines Tages bekam sie Fieber, verlor Gewicht und begann immer öfter mit den Menschen um sich herum zu streiten: „Meine Schwester brachte mich ins Krankenhaus, wo ich gleich mit Fexinidazole behandelt wurde.“ Als sie ins Krankenhaus kam, war sie schon sehr krank: „Ich sang, rollte mich am Boden, tanzte. Ich fühlte mich verrückt.“ Nach nur zwei Wochen Therapie mit dem neuen Medikament war Charnelle wieder gesund. „Meine Krankheit war mir peinlich. Seitdem ich geheilt bin, fühle ich mich jedoch wieder gut, und ich kann meine Aufgaben wieder erfüllen.”

Betroffene beschreiben Schlafkrankheit als “Feuer in den Venen”

Für rund 65 Millionen Menschen weltweit besteht das Risiko, an der Schlafkrankheit zu erkranken. Die Ursache ist eine Infektion, die durch die Tsetsefliege übertragen wird. Mehr als 95 Prozent der gemeldeten Fälle werden durch den Parasiten „Trypanosoma brucei gambiense“ ausgelöst, der insbesondere in West- und Zentralafrika verbreitet ist. Ohne Behandlung kann die Schlafkrankheit tödlich enden. 

Während der ersten Phase ist die Schlafkrankheit zwar relativ einfach zu behandeln, aber schwierig zu diagnostizieren. Denn die Symptome wie Fieber und Schwäche sind wenig spezifisch und werden oft mit Malaria verwechselt. Die zweite Phase beginnt, wenn der Parasit das zentrale Nervensystem angreift. Es kommt zu schlechtem Koordinationsgefühl, Verwirrtheit, Krampfanfällen und der Schlafrhythmus ändert sich, daher auch der Name der Krankheit. Außerdem löst sie aggressives Verhalten und Zeichen von Wahnsinn aus.

Wie das Unmögliche möglich wurde

Mit Fexinidazole hat Ärzte ohne Grenzen in Zusammenarbeit mit DNDi und dem Know-how der Pharmafirma Sanofi eine einfache Therapie in Pillenform entwickelt, die die Schlafkrankheit heilt. Dabei handelt sich um einen therapeutischen Durchbruch. Denn vor 15 Jahren wurde mangels Alternativen noch zu einem Großteil das arsenhaltige Medikament Melarsoprol verwendet. Das furchtbare Resultat: Viele Betroffene überlebten die Injektion nicht.

Danach kam ein weiteres Medikament zur Verwendung: Eflornithin - ursprünglich ein Enthaarungsmittel. Problematisch war, dass es von den lokalen Gesundheitsbehörden oft nur zögerlich eingesetzt wurde. Es war sehr mühsam zu verwenden, da man verschiedene Infusionen brauchte, die korrekte Lagerbedingungen und gut geschultes Personal voraussetzten. Mangels Entwicklung neuer Medikamente musste man aber damit vorliebnehmen.

Das Beste an der neuen Pille Fexinidazole ist, dass sie für alle Betroffenen bezahlbar sein wird und keine gravierenden oder gar tödlichen Nebenwirkungen mehr hat. Unser Team der Medikamentenkampagne arbeitet laufend daran, dass Regierungen mehr tun, um den Zugang zu lebenswichtigen Therapien zu verbessern, und fordern Pharmafirmen auf, leistbare Medikamente herzustellen und in die Forschung zu investieren.

Unser Einsatz für vernachlässigte Krankheiten