Erdbeben in Japan: Hilfe in Kumamoto gestartet

21.04.2016
Ärzte ohne Grenzen startet medizinische Aktivitäten in der Region Minami-aso

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Kumamoto, Japan, 20.04.2016: Unser Arzt Hiroyuki Kato untersucht ein vierjähriges Mädchen mit Bauchschmerzen in einer temporären Klinik.

Ärzte ohne Grenzen startet medizinische Aktivitäten in der Region Minami-aso in der Präfektur Kumamoto, wo es derzeit keine Grundversorgung gibt. Unser Team besteht aus drei Ärzten, drei Pflegefachkräften, einem Apotheker, einem Psychologen, einem Logistiker und einem Administrator.

Seit den Erdbeben in Japan ist beinahe eine Woche vergangen, doch in den Präfekturen Kumamoto und Oita bebt der Boden immer noch ab und zu. Rund 103.000 Menschen mussten in Kumamoto aus ihren Häusern fliehen (Stand: 20. April), dazu rund 600 in Oita. Schätzungen zufolge sind bisher 58 Todesopfer zu beklagen, und alleine in den beiden Präfekturen gibt es ca. 1.100 Verletzte – die Behörden sind immer noch auf der Suche nach Vermissten. Aufgrund der schweren Regenfälle am 21. April und dem darauffolgenden Risiko von Erdrutschen werden die rund 240.000 Menschen in den Städten und Dörfern in Kumamoto und Oita evakuiert.

Yuna Cho/MSF
Dieses Haus in Tateno wurde durch das Erdbeben zerstört.

Mangel an medizinischer Versorgung

Ein Team von Ärzte ohne Grenzen reiste am 17. April in die Präfektur Kumamoto und stellte fest, dass es in Minami-aso an einer grundlegenden medizinischen Versorgung mangelt. Dort wurden Häuser und medizinische Einrichtungen schwer beschädigt und die Menschen leben seit dem 14. April in Notunterkünften. Am 20. April besuchte unser Team die behelfsmäßigen Unterkünfte, die in allen Ortsteilen errichtet worden waren, und erhob die hygienischen Bedingungen und sammelte Erfahrungsberichte aus erster Hand. Eine Empfehlung des Teams lautet, die Unterkünfte zu verbessern.

Yuna Cho/MSF
Kumamoto, Japan, 20.04.2016: Unser Team erhebt die Lage in Tateno in Minami-aso, um das Ausmaß der Zerstörung und die Bedürfnisse der Betroffenen einschätzen zu können.

Ärzte ohne Grenzen steht auch für die pädiatrische Betreuung in Minami-aso beratend zur Verfügung, da es momentan in dieser Region keine Kinderärzte gibt. Eine der Unterkünfte, die unser Team aufsuchte, befindet sich in der Nishi Grundschule in Minami-aso, wo derzeit fünf Familien mit kleinen Kindern leben. „Es ist für uns sehr beruhigend, zu wissen, dass es hier einen Kinderarzt gibt“, sagt eine Mutter von zwei Kindern. Sie war während des Erdbebens gerade zu Besuch aus Großbritannien in ihrer Heimatstadt.

Unterstützung bei der Eröffnung einer Klinik

Aufgrund der Erfahrungen von Ärzte ohne Grenzen bei der Bereitstellung von Nothilfe nach Katastrophen unterstützte unser Team im lokalen Regierungsbüro in Hakusui eine andere Organisation bei der Eröffnung einer Klinik in Minami-aso. Die Einrichtungen ist seit dem 20. April geöffnet; die umliegenden Regionen wurden informiert.

Shumpei Tachi/MSF
Krankenpflegefachkraft Tomoyuki Hatai verabreicht eine Infusion in einer Notunterkunft in Hakusui in Minami-aso.

Ärzte ohne Grenzen führte auch medizinische Untersuchungen im Evakuierungszentrum im Bezirk Tateno im nördlichen Minami-aso durch. Dort ist für die Menschen wegen der größtenteils unpassierbaren Straßen medizinische Hilfe kaum erreichbar. Am 20. April konnte auch der Aufbau einer Zeltklinik abgeschlossen werden. Doch aufgrund der schweren Regenfälle und der Gefahr von Erdrutschten waren alle Menschen im Evakuierungszentrum gezwungen, weiter nach Ozu zu reisen. Ärzte ohne Grenzen wird in der Stadt Unterstützung leisten und den Klinikplan evaluieren.