Haiti: Die Behandlung von Cholera geht weiter; Erkundungen auf Norden des Landes ausgedehnt

Fast 60 internationale und mehr als 500 nationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz

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01.11.2010
Haiti 2010
Richard Accidat/MSF
Haiti, 24.10.2010: Cholera-Behandlung im St. Nicholas Krankenhaus in St. Marc

Teams von Ärzte ohne Grenzen behandeln in Haiti weiterhin Patienten im Zusammenhang mit dem aktuellen Cholera-Ausbruch. Bis zum 31. Oktober haben sie fast 3.600 Menschen, die an möglichen Cholerasymptomen – schwerem und akutem Durchfall – litten, medizinisch versorgt. In den fünf medizinischen Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in der Hauptstadt Port-au-Prince sind die Teams auf die Behandlung von Cholera-Patienten vorbereitet. Fast 60 internationale und mehr als 500 nationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen arbeiten momentan in verschiedenen Choleraprojekten in Haiti, weitere Verstärkung wird erwartet.

Derzeit unterstützen Teams von Ärzte ohne Grenzen zwei staatliche Krankenhäuser in der Region Artibonite, wo das Zentrum des Cholera-Ausbruchs liegt. Im St. Nicholas Krankenhaus in der Stadt St. Marc werden täglich ca. 170 Patienten mit Cholerasymptomen aufgenommen, im Krankenhaus der weiter südlich gelegenen Stadt Petite Riviere sind es täglich 150 Menschen.

Bereitschaft in Port-au-Prince

In den fünf medizinischen Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in der Hauptstadt Port-au-Prince sind die Teams auf die Behandlung von Patienten mit Cholerasymptomen vorbereitet. 300 Betten stehen in Cholerabehandlungszentren zur Verfügung, die im Falle einer Ausweitung des Ausbruchs schnell auf 800 Betten aufgestockt werden können. In den vergangenen Tagen wurden einige Dutzend Menschen mit schwerem Durchfall in den Gesundheitseinrichtungen in Port-au-Prince behandelt. Auch in der Stadt Leogane, wo Ärzte ohne Grenzen ein Krankenhaus betreibt, wurde ein Behandlungszentrum mit 20 Betten eingerichtet.

„Für eine effektive Behandlung von Cholera ist es entscheidend, eigene Behandlungszentren zu haben, in denen die Patienten isoliert werden können“, sagt Jean Pletinckx, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Haiti. „Cholera lässt sich ausgesprochen gut behandeln und vermeiden, vor allem wenn Patienten, die Symptome der Krankheit aufweisen, in einer kontrollierten Umgebung, wie sie ein Cholerabehandlungszentrum bietet, behandelt werden. Die Verfügbarkeit von Cholerabehandlungszentren in den von einem Ausbruch betroffenen Gebieten kann den Druck auf die vorhandenen Gesundheitseinrichtungen enorm verringern und das Risiko einer Übertragung nach außen stark verringern.“

Ausweitung der Aktivitäten auf den Norden des Landes

In der Stadt Gonaives wird derzeit ein Cholera- Behandlungszentrum mit 30-Betten vorbereitet. In den Städten Port de Paix, Pont Sonde, Dessaline, Villard, La Chapelle, und Lester führen Teams Erkundungen durch, um festzustellen, ob eine Intervention notwendig ist. Weitere Erkundungen finden südlich und östlich von St. Marc in Archaie, Cabaret und Verrettes statt. In Montrouis hat Ärzte ohne Grenzen an das örtliche Gesundheitszentrum Behandlungsmaterial und Cholerabetten zur Verfügung gestellt. Weitere Erkundungen sind in Gros Morne, Bassin Bleu, and Saint Michel de L’attalaye geplant.

In allen Gegenden, wo Ärzte ohne Grenzen arbeitet, leisten die Teams auch Aufklärungsarbeit in Bezug auf Infektionsvermeidung und Behandlung.

Fast 60 internationale und mehr als 500 nationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen arbeiten momentan in verschiedenen Choleraprojekten in Haiti, weitere Verstärkung wird erwartet. Zwei Transportflugzeuge mit 150 Tonnen an medizinischem Material für Cholera-Einsätze sind bereits angekommen.

Ärzte ohne Grenzen verfügt über große Erfahrung bei der Bekämpfung von Cholera-Ausbrüchen in verschiedenen Regionen der Welt und hat zwischen 2006 und 2009 weltweit 329.000 Cholera Patienten behandelt. Vergangenes Jahr hat Ärzte ohne Grenzen Cholera-Einsätze in Kamerun, Niger, Papua Neu-Guinea, Sambia und im Tschad durchgeführt. 

Die Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen in Haiti im Überblick

Während der Cholera-Einsatz ausgeweitet wird, laufen alle anderen Hilfsprogramme von Ärzte ohne Grenzen in Haiti ohne Unterbrechung weiter. 

Mehr als 3.000 haitianische und internationale Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen leisten derzeit Hilfe für die haitianische Bevölkerung. Sie betreiben sieben Krankenhäuser, in denen kostenlose medizinische Hilfe angeboten wird, und unterstützen zwei staatliche Krankenhäuser in Port-au-Prince mit insgesamt fast 1.000 Betten. Die angebotenen Leistungen reichen von Notfallmedizin, Geburtshilfe, Mutter-Kind-Gesundheit bis zu orthopädischer Hilfe. Außerdem leistet Ärzte ohne Grenzen psychologische Hilfe, Behandlung und Beratung für Opfer sexueller Gewalt.

Außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince unterstützt Ärzte ohne Grenzen Krankenhäuser mit knapp 200 Betten in den Städten Leogane und Jacmel. Zusätzlich hat Ärzte ohne Grenzen im Oktober dieses Jahres ein Container-Krankenhaus in Leogane eröffnet.

Zwischen 12.Jänner und 30.September hat Ärzte ohne Grenzen mehr als 339.000 Menschen behandelt, über 15 700 Operationen durchgeführt und 9 900 Geburten betreut. Außerdem leistet Ärzte ohne Grenzen Vertriebenen, die in verschiedenen Lagern in Port-au-Prince leben, medizinische Hilfe und versorgt sie mit Hilfsgütern. Im Armenviertel Cite de Soleil unterstützen MSF Teams die Wasser- Hygieneversorgung für Vertriebene.