Somalia: MSF verurteilt die Angriffe auf humanitäre Mitarbeiter scharf und fordert die Freilassung der entführten Kolleginnen

09.01.2012
Angriffe gefährden lebensrettende medizinische Projekte.

Zürich, 9. Januar 2012. Letzte Woche waren zwei Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen (MSF), die Ärzte Philippe Havet und Andrias Krael Keiluhuo, während ihres Nothilfe-Einsatzes in Mogadischu von einem Mann erschossen worden.Drei Monate zuvor waren im kenianischen Flüchtlingslager in Dadaab die beiden MSF-Mitarbeiterinnen Montserrat Serra und Blanca Thiebaut entführt worden, die sich dort im Rahmen eines Nothilfe-Einsatzes um somalische Flüchtlinge kümmerten.

MSF verurteilt diese Angriffe auf humanitäre Mitarbeiter aufs Schärfste. 

Diese gefährden lebensrettende medizinische Projekte, die bereits ohne derartige Zwischenfälle die medizinischen Bedürfnisse der somalischen Bevölkerung nur knapp abzudecken vermögen.MSF steht in Somalia vor dem Dilemma, dass einerseits der Bedarf an medizinischer Hilfe enorm ist, andererseits die Mitarbeiter einem extrem hohen Sicherheitsrisiko ausgesetzt sind. Angesichts dieses Dilemmas fordert MSF von allen Beteiligten, insbesondere von den zuständigen Behörden in den somalischen Gebieten, wo unsere entführten Kolleginnen zurückgehalten werden, dass sie alles in ihrer Macht stehende tun, um die sichere Freilassung von Blanca Thiebaut und Montserrat Serra zu erwirken.Seit 1991 kümmert sich MSF in Somalia kontinuierlich um Menschen, die Hilfe benötigen – ungeachtet ihrer Herkunft oder ihrer Zugehörigkeit zu den Parteien in diesem Konflikt. In den vergangenen sechs Monaten hat MSF in Somalia insgesamt 225'000 Patienten behandelt, 110'000 Kinder geimpft und im Rahmen von 14 Projekten 30'000 mangelernährte Kinder betreut. Zudem unterstützt die Organisation somalische Flüchtlinge in insgesamt neun Projekten in Kenia und Äthiopien. Gerade dort werden die Einsätze von MSF zunehmend zu einem Balanceakt zwischen den enormen medizinischen Bedürfnissen der Menschen und den Risiken, denen sich die MSF-Teams bei ihrer Arbeit aussetzen. Die Konsequenz daraus ist, dass die Bevölkerung im krisengebeutelten Somalia – gezeichnet von 20 Jahren Bürgerkrieg, internationalen Interventionen und dem Zusammenbruch der staatlichen Institutionen – weniger Hilfe erhält, als sie eigentlich benötigen würde.„Damit wir unsere humanitäre Arbeit in Somalia weiterführen und den vom Konflikt betroffenen Menschen weiterhin helfen können, sind wir auf die Unterstützung sämtlicher Parteien angewiesen – sowohl der Führungskräfte wie auch der zivilen Bevölkerung. Das ermöglicht uns, die Sicherheit unserer Mitarbeiter zu gewährleisten“, erklärt der Internationale Präsident von MSF, Dr. Unni Karunakara. „Bei unseren Kollegen Philippe und Kace ist das kläglich gescheitert. Im Fall von Blanca und Montserrat liegt es nun in der Verantwortung der somalischen Führung und der Bevölkerung, dass die Entführung zu einem baldigen und sicheren Ende kommt.“

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