Syrien: 20 Tote und 99 Verletzte nach Luftangriff auf einen Markt

15.01.2013
Ärzte ohne Grenzen behandelt Verletzte
Syrien 2012
MSF
Azaz, Syrien, 14.01.2012: Das Team von Ärzte ohne Grenzen versorgt ein Opfer des Luftangriffs.

Barcelona/Wien, 15. Januar 2013. Mindestens 20 Menschen wurden getötet und 99 verletzt, als Kampfflugzeuge am 13. Januar einen Markt in der nordsyrischen Stadt Azaz bombardierten, berichtet Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF). Zwanzig der Verwundeten, alle Zivilisten, wurden in einer medizinischen Einrichtung der internationalen medizinischen Nothilfeorganisation behandelt.

Der Angriff auf den Markt Azaz, nahe der türkischen Grenze, war besonders verheerend, da die Gesundheitseinrichtungen der Stadt erst zwei Wochen zuvor bei Luftangriffen getroffen worden waren. Dadurch war es dem medizinischen Personal nicht möglich, einen Notfall dieser Größenordnung zu bewältigen. Die Verletzten mussten deshalb in andere medizinische Einrichtungen in der Region transportiert werden, einschließlich eines Feldspitals von Ärzte ohne Grenzen im Raum Aleppo. Fünf Menschen waren bei ihrer Ankunft im Feldspital bereits gestorben, 20 Verletzte, darunter fünf Kinder, wurden behandelt.

Mehrmals bombardiert

"Die Autos und Krankenwagen hörten nicht auf zu kommen, und das Krankenhaus wurde von Patienten förmlich überschwemmt", berichtet Adriana Ferracin, eine Krankenschwester von Ärzte ohne Grenzen in Syrien. "Wir hatten viele Patienten mit Amputationen, Kopfverletzungen und blutenden Augen und Ohren." Auch andere Krankenhäuser in der Region nahmen Verletzte auf, darunter jenes in Kilis auf der türkischen Seite der Grenze. In den anderen medizinischen Einrichtungen waren 15 Menschen bei der Ankunft gestorben, 79 Verletzte wurden behandelt.

Die Stadt Azaz in der Region Aleppo wurde in den vergangenen Monaten bereits mehrmals angegriffen. Im Dezember bombardierten Kampfflugzeuge ein öffentliches Krankenhaus und ein privates Gesundheitszentrum. Dadurch wurde die Kapazität, die Bevölkerung medizinisch zu versorgen, stark vermindert, zudem haben viele Menschen Angst ein Krankenhaus aufzusuchen.

Einsatz lokaler Helfer

"Trotz der Luftangriffe auf medizinische Einrichtungen in der Region Aleppo geben lokale Ärzte und Krankenschwestern ihr Bestes, die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten und der Bevölkerung zu helfen", sagt Shinjiro Murata, der Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Syrien.

Das Feldspital in der Region Aleppo ist eines von derzeit drei Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen in Syrien und bietet medizinische Notfallversorgung, Geburtshilfe und medizinische Grundversorgung. Ein Schwerpunkt bildet die Versorgung von schwangeren Frauen und Kindern. Im vergangenen Monat wurden 110 chirurgische Eingriffe durchgeführt und 70 Geburten betreut, insgesamt wurden 1.500 Patienten behandelt. Ärzte ohne Grenzen stellt seit dem Einsetzen des Winters eine Zunahme von Erkrankungen fest und ist besorgt darüber, dass Patienten mit chronischen Erkrankungen der Zugang zur Behandlung fehlt.

Ärzte ohne Grenzen in Syrien

Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Norden Syriens in drei Krankenhäusern die sich im Gebiet befinden, das von bewaffneten Oppositionsgruppen kontrolliert wird. Die Teams bieten Notfallversorgung, Chirurgie sowie Geburtshilfe an und führen regelmäßige Konsultationen durch. Zwischen Juni 2012 und Anfang Januar 2013 haben die Teams mehr als 10.000 Konsultationen und über 900 chirurgische Eingriffe durchgeführt. Ärzte ohne Grenzen ist auch für syrische Flüchtlinge in Jordanien, Libanon und Irak tätig.