Aufgeklärt: Über richtiges Händewaschen und mehr

25.05.2020
Gesundheitsaufklärung ist wichtig. In Zeiten der Corona-Pandemie wurde das auch in Europa wieder richtig bewusst. In unseren Einsatzländern ist das immer der Fall.
HP activities in Beira - Fighting Cholera with street theatre.
Pablo Garrigos/MSF
Following the destruction of Cyclone Idai which tore through Beira in the early hours of the 15th of March, a cholera outbreak was declared on the 27th of March. Since then, MSF has set up three cholera treatment centres (CTCs) as well as smaller cholera treatment unit (CTU). Whilst the proper care for patients is lifesaving in a cholera epidemic, the full response to the outbreak also requires health promotion in the community to inform families how they can protect themselves as well as water and sanitation activities to provide clean clean to everyone. A street theatre group is working with MSF in his campaign of health promotion to help end the cholera outbreak in Beira. They act out a sketch where a child is suffering from cholera and the friends of his mother explain what she has to do to look after him. They act out the sketch in key spots all over Beira City, usually in busy areas like next to health centers and local markets in order to reach as much population as possible. Their loud and funny and provide not only education but some entertainment at the same time.

Gesundheitsaufklärung ist wichtig. In Zeiten der Corona-Pandemie wurde das auch in Europa wieder richtig bewusst. In den Einsatzländern von Ärzte ohne Grenzen ist das immer der Fall.

„Bei meiner Arbeit in vielen Krisengebieten der Welt habe ich ein paar Dinge gelernt, die überall und für jeden anwendbar sind, um eine Krise besser bewältigen zu können.“ Raimund Alber ist Psychologe und war für Ärzte ohne Grenzen bereits in Jordanien, Bangladesch, Kamerun, Irak und im Südsudan tätig – und zuletzt im Coronavirus-Einsatz in Hongkong. „Emotionen wie Ärger, Frust, Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit oder andere Gefühle sind absolut normal in einer abnormalen Situation wie etwa während der Corona-Epidemie. Auch wenn das vielleicht zu einfach klingt, es ist okay, sich auch mal so zu fühlen. Wir sind dadurch weder Schwächlinge noch Verrückte. Wir sind normale Menschen in einer abnormalen Situation.“ Als Psychologe war der Tiroler in Hongkong für psychische Gesundheit verantwortlich. Außerdem hat er die lokalen Behörden unterstützt, die Verbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) durch Gesundheitsaufklärung einzudämmen. Dabei ging es vor allem darum, Menschen am Rande der Gesellschaft wie Obdachlose oder Asylsuchende mit notwendigen Informationen zu versorgen und sie über Hygienevorschriften aufzuklären. „Es war ungewöhnlich, dort im Einsatz zu sein. Eine Gesellschaft, die der unseren in ihrem Reichtum und der technologischen Entwicklung so ähnlich ist.“

Drastische Maßnahmen

Wenn ein Gesundheitssystem von einem Tag auf den anderen überfordert ist, braucht es oft drastische Maßnahmen – wie auch die Menschen in Österreich kürzlich erleben mussten. Besonders wichtig war die rasche Information der Menschen in Österreich, damit sie wissen, wie man sich vor einer Übertragung schützt. Dazu zählten Maßnahmen wie richtiges Händewaschen und auch ausreichend Abstand zueinander zu halten. Als medizinische Nothilfeorganisation ist Ärzte ohne Grenzen in vielen Einsatzländern immer wieder in ähnlichen Situationen. Dort, wo die lokalen Behörden nicht in der Lage dazu sind, etwa nach einer Naturkatastrophe oder im Krieg, sind die Teams gefragt, in Krisenfällen rasch Gesundheitsaufklärung zu leisten, um eine Verbreitung von Krankheiten zu vermeiden. Das ist bei einer Pandemie wie dem Coronavirus ebenso wichtig wie bei Ebola, Cholera oder Masern, wie die Teams von Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo erleben.

Gummistiefel und Motorrad

Krankenschwester Vera Schmitz hat dort mit ihrem Team in der Provinz Tshuapa in dreieinhalb Wochen fast 18.000 Kinder erfolgreich gegen Masern geimpft. Viele Dörfer sind sehr abgelegen, nur per Motorrad, Boot oder zu Fuß erreichbar: „Ich stehe in Gummistiefeln und Motorradschutzkleidung mitten im Wald am Rande einer kleinen Brücke, improvisiert aus Baumstämmen, und warte darauf, dass es weitergeht. Seit fünf Uhr bin ich auf den Beinen und seit knapp sieben Stunden auf dem Motorrad.“  Schon seit Anfang 2019 herrscht in der Region ein schwerer Masernausbruch. Knapp 332.000 Menschen sind daran erkrankt, davon über 6.200 gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, hat Ärzte ohne Grenzen eine Kampagne gestartet, bei der alle Kinder zwischen sechs Monaten und 14 Jahren geimpft werden. Damit dieses Ziel erreicht wird, ist es wichtig, nicht nur die Kühlkette für die Impfstoffe sicherzustellen, das medizinische Personal wie Vera und ihre Kolleginnen und Kollegen vor Ort zu haben, sondern auch die Menschen, die geimpft werden sollen, rechtzeitig und ausreichend zu informieren. „Ohne diese Aufklärungsarbeit kann die ganze Kampagne – wie man so schön sagt – für die Katz’ sein“, betont Vera Schmitz. „Wenn die Leute nicht wissen, dass wir kommen, welche Altersgruppen wir impfen, oder nicht verstehen, warum es wichtig ist, dass sie sich impfen lassen, oder wenn sie Angst haben und Widerstand leisten, dann können wir  unsere Arbeit nicht tun.“

Richtige Worte

Um alle notwendigen Informationen bestmöglich weiterzugeben, spielt auch Sprache eine wesentliche Rolle. In den rund 70 Einsatzländern weltweit steht Ärzte ohne Grenzen hier immer wieder vor Herausforderungen, da alle Einsatzkräfte zwar meist mehrere Sprachen sprechen, nie aber alle lokalen Sprachen beherrschen. Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht nur darum geht, gemeinsame Worte zu finden, sondern auch ein gemeinsames Verständnis, was damit gemeint ist. Dazu er-läutert  Medizinanthropologin Doris Burtscher aus dem Wiener Büro: „Wenn unser Personal zum Beispiel in Sierra Leone zum ersten Mal in ein Dorf geht und sagt: ‚Wenn Ihr Kind Durchfall oder Malaria hat, sollten Sie ins Krankenhaus gehen‘, und die Menschen kennen das Wort ‚Durchfall‘ oder ‚Malaria‘ nicht, dann wissen sie nicht, was zu tun ist. In dieser Gesellschaft müsste man also sagen: Wenn Ihr Kind einen ‚running belly‘ hat – was wörtlich übersetzt ‚rinnender Bauch‘ heißt – dann ab ins Krankenhaus. Andernfalls wird das nicht verstanden.“ Für die internationalen Teams ist eine enge Zusammenarbeit mit Übersetzerinnen und Übersetzern daher unumgänglich, um möglichst vielen Menschen zu helfen.

Per Megafon

Neben der gemeinsamen Sprache ist auch der richtige Verbreitungsweg ausschlaggebend. Während in den meisten Einsatzländern oft ein Megafon das ideale Werkzeug ist, um Botschaften lautstark zu streuen, sind es gerade im Einsatz zur Bekämpfung des Coronavirus meist digitale Kanäle oder das Fernsehen, die genutzt werden. Und manchmal braucht es noch mehr Kreativität, um sich Gehör zu verschaffen und die Menschen über richtiges Händewaschen oder andere Hygienemaßnehmen zur Vermeidung von Epidemien zu informieren. So hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen nach Zyklon Idai in Mosambik mittels Straßentheater über die Verbreitung von Cholera informiert und damit erfolgreich zur Eindämmung der Krankheit beigetragen: ein gutes Beispiel, wie sich Gesundheitsaufklärung und medizinische Hilfe ergänzen. So kann die Arbeit der Teams gut gelingen.

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Zur Diagnose: Richtig aufgeklärt