Schon wieder im Kongo!

Kommentar von Ricardo Baumgarten
14.01.2016
Architekt Ricardo Baumgarten berichtet von der überbelegten Kinderstation in unserem Krankenhaus in Baraka, der einsetzenden Regenzeit und Bauprojekten mit viel Handarbeit.

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Architekt Ricardo Baumgarten ist bereits zum dritten Mal mit Ärzte ohne Grenzen im Einsatz. Nachdem er bereits 2015 sechs Monate in Baraka der Demokratischen Republik Kongo verbracht hat, ist er nun erneut für einige Wochen dorthin gereist. Hier berichtet er, was sich vor Ort getan hat:

Ja, schon wieder im Kongo! Und auch im gleichen Projekt wie in der ersten Jahreshälfte. Lange bleibe ich nicht mehr, schon Mitte Januar geht es nach Argentinien zu meiner Familie. Die Regensaison hat wieder angefangen, was einen Anstieg an Malaria-Patienten mit sich bringt.

Ricardo Baumgarten/MSF
Regen im Kongo...

Wie schon im letzten Jahr haben wir Überbelegung im Krankenhaus. Meistbetroffen ist, wie immer, die Pädiatrie, also die Kinderstation. Wir haben wieder mehr als ein Kind pro Bett:

Anzahl der Betten = 186
Patienten am 14.12. = 390!

Dazu kommt noch, dass ein Elternteil, meistens die Mutter, mit dabei ist und auch im gleichen Bett (oder auf dem Boden) schläft. Auch die Anzahl der Betten wurden etwas erhöht, d.h. weniger Abstand dazwischen und manchmal sogar zwei Betten nebeneinander. Und das alles in einem Pavillon mit zwanzig oder mehr Betten.

Ricardo Baumgarten/MSF
Eingang zu unserem Krankenhausgelände in Baraka

Um die Situation etwas mehr in den Griff zu bekommen, wurde beschlossen, eine Art Feldlazarett zu bauen. Auf einem Grundstück am Rande der Stadt haben wir Zelte aufgebaut, um die etwas „stabileren“ Patienten unterzubringen – und das Krankenhaus und auch das dortige Personal zu entlasten.

Das klingt sehr einfach und schnell machbar – aber so einfach ist es nicht. Der geeignete Platz zu finden ist schon schwer. In der Stadt selber ist es ein Problem, eine Fläche zu finden, die groß genug ist. Zu nah am See darf es nicht sein, wegen der Probleme in der Regenzeit. Etwas weiter weg ist es schon zu hügelig und nicht geeignet. Zu weit darf es auch nicht sein, wegen der Erreichbarkeit für Mitarbeiter, Patienten und Besucher. Aber die nächste Malaria Hochsaison lässt auf sich nicht warten!

Wir haben uns also für ein Grundstück entschieden, wo die Zufahrtsmöglichkeit halbwegs gegeben war, auf einem eher flachen Hügel am Rande der Stadt. Dann kommt noch dazu, dass wir im Kongo sind. Es ist kein Urwald, aber auch keine grüne Wiese, die von einem Bauern regelmäßig gepflegt wurde. Mit Baggern oder einer anderen Art von Großmaschinen kann man hier nicht arbeiten. Also viel Handarbeit…

Ricardo Baumgarten/MSF
Das neue Feldspital

Aber es geht nicht nur um die Zelte, man muss auch Latrinen, Waschstellen und auch Kochstellen bauen, dazu Wasserversorgung und Strom mit einplanen und auch Zäune und Sicherheitseinrichtungen. Einmal fertig gehört der Personal- und Patiententransport sowie auch die Kommunikationsmöglichkeit organisiert. Wie man sieht, viel logistische Arbeit!

Um das Ganze zu bewältigen wird auch mehr Personal benötigt. Vor sechs Monaten waren wir zwischen zehn und zwölf internationale Mitarbeiter – jetzt sind wir zwischen fünfzehn und achtzehn. Auch die einheimischen Mitarbeiter sind mehr geworden. Was für mich heißt, noch mehr Schlaf- und Arbeitsplätze zu schaffen. Aber weil es alles nicht nur Arbeit ist, habe ich wieder ein bisschen gespielt: Oberhalb der zwei Zimmer habe ich einen Aufenthaltsraum geschaffen, um es etwas gemütlicher zu haben – und auch um die Möglichkeit zu haben, nicht immer auf die Mauern mit Stacheldraht zu schauen. Deswegen eine „Sky bar“…

Ricardo Baumgarten/MSF
Unsere "Skybar" in luftiger Höhe!

Also, wie immer gibt es viel Arbeit, aber ich versuche mich auch auf die viele Bilder, Impressionen und Momente, die ich erlebe, zu konzentrieren – denn man weiß nie, ob man die Möglichkeit haben wird, das wieder zu erleben. Und vergessen möchte ich es auch nicht! Fotos könnte ich unendlich viele machen. Worüber ich immer staune, sind die LKWs, die vorbeifahren. Wie die voll beladen sind und dann noch die Menschen und auch Tiere drauf.

Ricardo Baumgarten/MSF
Voll beladene LKWs, die mich immer wieder staunen lassen...

Ich wünsche euch alles, alles Gute für 2016 hoffe, dass unsere kurvenreichen Wege sich wieder treffen :-)

Ricardo Baumgarten/MSF
Verschlungene kongolesische Hügel

Liebe Grüße,
Ricardo

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18.01.2016
20:12
Verena Schuster

Hallo Ricardo! Spannend, über diese neuen Entwicklungen in Baraka zu lesen, und Deine Fotos zu sehen (ich war dort 2014 für 9 Monate Supply Log). Ich wünsch Dir gute Erholung nach der tollen Arbeit!

18.01.2016
16:09
Magdalena Fruhmann

Lieber Ricardo!
Schön von deiner Arbeit zu lesen. Du hast wieder einmal vielen Menschen sehr geholfen. DANKE!!!
Und die cerise sur le gâteau- eure Sky bar- habt ihr wohl verdient! Da hast du siesta und fiesta gelungen kombiniert :-D
Hab eine schöne Zeit in Argentinien und hoffentlich bis bald,
Magdalena

18.01.2016
14:38
Birgit Schönharting

Hallo Ricardo, ein toller Bericht... Und natürlich eine tolle Arbeit!! Alles Gute für Dich und einen schönen Aufenthalt in Argentinien! Hoffe auch sehr, dass unsere Wege in 2016 mal wieder eine gleiche Kurve einschlagen! Würde mich freuen Dich (z.B. bei einer MSF Ausstellung??) wieder zu sehen! LG

14.01.2016
21:52
Claudia Walder

Hallo Ricardo!
Danke für deinen Einsatz im Kongo.
Wünsche dir alles Gute für das neue Jahr und eine schöne Zeit mit deiner Familie in Argentinien. GlG Claudia

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