Ende März hat ein schweres Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar erschüttert. Nach offiziellen Angaben gibt es über 3.700 Tote und über 5.000 Verletzte. Besonders dramatisch ist die Situation in den Städten Mandalay, Naypyidaw, Sagaing und in der Region Shan. Schätzungen zufolge sind 17 Millionen Menschen betroffen. Unsere Teams sind vor Ort, um Hilfe zu leisten.
Jetzt zählt jede Hilfe, um Menschen vor Ort medizinisch zu versorgen.
Die aktuelle Lage nach dem Erdbeben
Bereits vor dem Erdbeben waren über 4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Etwa 2 Millionen Menschen sind durch das Beben dazu gekommen.
Nachbeben, Stromausfälle, zerstörte Straßen und Zugangsbeschränkungen beeinträchtigen die Hilfsmaßnahmen vor Ort. Zusätzlich machen es unterbrochene Telefon- und Internetverbindungen schwierig, das gesamte Ausmaß des Erdbebens zu erkennen. Vor allem in den Gegenden abseits der größeren Städte ist die Lage noch immer schwer abschätzbar. Wir rechnen mit einer dramatischen Lage in schwer zugänglichen Gebieten und rufen zu Verstärkung der Hilfsmaßnahmen auf.
Aktuell ist die bevorstehende Regenzeit eine zusätzliche Belastung. Bei Starkregen und Überflutungen sind weitere Zerstörungen und Krankheitsausbrüche möglich. Gleichzeitig belastet die Hitze von bis zu 40°C die Betroffenen.
Wir stellen uns auf einen langen und intensiven Noteinsatz ein.
Bei einer Katastrophe in diesem Ausmaß wird besonders viel Hilfe benötigt. Wir sind laufend mit den Behörden vor Ort in Kontakt, um möglichst rasch noch mehr Nothilfe in den betroffenen Regionen leisten zu können. Unmittelbar nach dem Erdbeben haben wir von Ärzte ohne Grenzen bekräftigt, in allen betroffenen Gebieten für umfassende medizinische Nothilfe bereitzustehen.

Wir sind bereits seit 1992 in Myanmar vor Ort und helfen Menschen, die von Gewalt, Vertreibung, lebensgefährlichen Krankheiten oder Naturkatastrophen betroffen sind. Das Land befindet sich seit Jahren in einem anhaltenden bewaffneten Konflikt und einer politischen Krise, die auch das Gesundheitssystem ausgehöhlt hat. Das Erdbeben verschärft die Lage zusätzlich.
Wir sind vor Ort und helfen
Unsere Teams vor Ort erleben derzeit hautnah, welche Auswirkungen das Beben auf die Bevölkerung hat. Sie berichten von Menschen, die aus Angst vor Nachbeben nicht mehr in ihre Häuser zurückkehren wollen, zerstörten Gebäuden und der Suche nach sauberem Wasser oder Sanitäranlagen. Auch medizinische Behandlungen müssen immer wieder im Freien durchgeführt werden. Sie berichten aber auch von einer unglaublichen Solidarität innerhalb der Bevölkerung. In Myanmar gibt es seit jeher ein starkes Netz aus zivilen und gemeinschaftlichen Organisationen, die in Notsituationen eine wichtige Rolle spielen.
Unser Fokus liegt darauf, Menschen mit sauberem Trinkwasser, Sanitäranlagen, Notunterkünften, Hilfsgütern, psychologischer und medizinischer Hilfe zu unterstützen. Wir arbeiten mit bestehenden, lokalen Einrichtungen zusammen, um eine nachhaltige Versorgung zu sichern.
Mandalay und Umgebung
Nach den Erkundungsmaßnahmen in Mandalay stellen wir sauberes Trinkwasser in großen Wassertanks bereit, installieren neue Rohrleitungen und Pumpen und unterstützen das Abfallmanagement. In Ba Le Ba konnten unsere Teams etwa 140 Wasserstellenwiederherstellen.
Sauberes Wasser und eine stabile Energieversorgung sind für Gesundheitseinrichtungen unbedingt notwendig. Unsere Erkundungsteams vor Ort bestehen deshalb aus medizinischem Personal, Logistiker:innen und Wasser-, Sanitär- und Hygiene-Expert:innen.
![]()
Der Aufbau einer Gesundheitsversorgung, die die Bedürfnisse der Menschen abdecken kann, ist eine enorme Aufgabe. Vor allem in Regionen, die von langjährigen Krisen schwer gezeichnet sind.
![]()
Viele Krankenhäuser in der betroffenen Region sind nicht funktionsfähig. Über 190 Einrichtungen wurden beschädigt oder zerstört. Das betrifft auch Operationssäle für Notfälle und wichtige Eingriffe wie Kaiserschnitte. Etwa im Kyuakse Krankenhaus, wo Patient:innen derzeit im Freien untergebracht sind. Ihnen konnte ein provisorisches Dach aufgebaut werden, doch es gibt keine Wände für weiteren Schutz.
Im Allgemeinen Krankenhaus von Mandalay unterstützen wir außerdem mit Wasserpumpen und bei der Stromversorgung. Für zwei provisorische Stationen konnten wir bereits die Arbeiten an der Elektrik fertigstellen. Außerdem verteilen wir Ventilatoren, um den Patient:innen bei der bestehenden Hitze von bis zu 40°C Abkühlung zu bieten.
Gleichzeitig haben wir in Mandalay und Umgebung mobile Teams im Einsatz, um medizinische Hilfe zu leisten. Auch in Sagaing und vier weiteren Orten am Inle-See sind wir mit mobilen medizinischen Teams unterwegs.









Unsere Arbeit vor Ort umfasst auch psychologische Hilfe. Durch das Erdbeben wurden Menschen traumatisiert und erfahren enormen psychischen Stress. Derzeit schulen wir Personal und studentische Freiwillige zu psychologischer Nothilfe. Über 200 Helfer:innen sind bereits im Einsatz. Sie führen Gespräche mit Patient:innen auf chirurgischen, orthopädischen und Trauma-Stationen in örtlichen Krankenhäusern, um psychologische Erste Hilfe zu leisten.
Auch in Orten außerhalb von Mandalay unterstützen wir mit Wasser und sanitärer Hilfe und verteilen lebenswichtige Hilfsgüter. Die betroffenen Krankenhäuser sind teilweise zerstört, Menschen werden im Freien behandelt und es fehlt an wichtiger medizinischer Ausrüstung. In Tada U konnten wir bereits mit einem großen Zelt für Patient:innen und 10 Spitalsbetten aushelfen. Außerdem stellen wir in verschiedenen Krankenhäusern über 15 Wassertanks bereit.
Naypyidaw und Shan
Neben Mandalay sind unsere Teams seit Beginn des Hilfseinatzes auch in Naypyidaw vor Ort. Die Anzahl der Krankenhausbetten ist stark reduziert und die Versorgung der vom Erdbeben betroffenen stellt eine große Herausforderung dar. Wir sind in Kontakt mit dem Gesundheitsministerium und haben unsere Hilfe angeboten.
Am Inle-See in Süd-Shan sind bis zu 90% der Häuser zerstört. Die größte Herausforderung ist sauberes Wasser. Für die Versorgung der Bevölkerung müssen Wasser- und Sanitäranlagen wieder aufgebaut werden.
In einigen Regionen sind unsere Teams noch dabei, das volle Ausmaß der Schäden zu untersuchen. So können wir unsere Hilfe anpassen und gezielt Unterstützung bereitstellen.
Regenzeit bringt Gefahren
Große Sorgen bereitet unserem Team vor Ort auch die bevorstehende Regenzeit. Es kann zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen, wodurch nicht nur weitere Zerstörungen, sondern auch Krankheitsausbrüche möglich sind. Gerade durch Wasser übertragbare und andere Infektionskrankheiten wie Cholera und Dengue-Fieber sind eine Gefahr für die betroffenen Menschen.
Wichtig sind jetzt Sofortmaßnahmen wie die verstärkte Bereitstellung von sauberem Wasser, hygienischen sanitären Einrichtungen, die Verteilung von Moskitonetzen und die Förderung von Hygienemaßnahmen. Wir konnten bereits über 2.000 Hygiene-Pakete verteilen. Darin enthalten sind wichtige Gegenstände wie Decken, Handtücher, Zahnbürsten, Menstruationsartikel und Seife.
Schnelle Hilfe jetzt entscheidend
In den ersten Stunden und Tagen nach dem Erdbeben ist es besonders entscheidend, mit Erkundungsteams schnell die Lage zu erfassen und dringende medizinische Hilfe zu leisten. Auch die Versorgung mit Wasser und Sanitäranlagen ist wichtig, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern.
Viele Gesundheitseinrichtungen wurden beschädigt und müssen jetzt repariert werden. Teilweise werden provisorische Stationen errichtet, um Patient:innen zu behandeln.
Auch die regelmäßige Versorgung von Patient:innen mit chronischen Erkrankungen, wie etwa HIV/AIDS, Tuberkulose, Diabetes oder Bluthochdruck muss sichergestellt werden.
Das schwere Erdbeben hat schlimme Folgen für die Menschen - viele haben ihr Zuhause verloren, haben keinen Zugang zu medizinischer Hilfe oder zu sauberem Trinkwasser.
Unsere Hilfe nach Naturkatastrophen
Der erste Schritt der Hilfe nach Naturkatastrophen ist die Lage vor Ort zu kennen. Wir kontaktieren lokale Behörden und schicken unsere Erkundungsteams mit Einsatzleiter:innen, Notfallmediziner:innen und Logistiker:innen.
Sie klären den Hilfsbedarf und planen, wie wir am besten helfen können. Dazu sammeln sie wichtige Informationen – zur Zahl der Verletzten, zur Ausbreitung von Krankheiten und zur Situation von Überlebenden. Dann schicken wir unsere Teams und Hilfsgüter auf den Weg.
Aus unserer Erfahrung sind folgende Schritte notwendig:
- Schnelle medizinische Hilfe: Lebensnotwendige Versorgung wie Operationen, die Behandlung von Verletzungen und Wunden.
- Lokale Gesundheitseinrichtungen unterstützen und wiederherstellen.
- WASH-Maßnahmen (Wasser, Sanitär und Hygiene): Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen und Sanitärmaßnahmen ergreifen, um Krankheitsausbrüche zu verhindern.
- Psychologische Hilfe: Erdbeben sind eine psychische Ausnahmesituation. Psychologische Betreuung ist kurz-, mittel- und langfristig wichtig.
- Logistische Unterstützung: Um medizinische Ausstattung und Zelte in die betroffenen Regionen zu bringen.
Mit einer Spende für unseren Katastrophenfonds sind unsere Teams jederzeit einsatzbereit.
Im Falle einer Notsituation können wir auf diese Ressourcen zurückgreifen und Menschen in Not schnell helfen.