Bericht belegt negative gesundheitliche Folgen der US-Politik

12.02.2020
MEXIKO
Die Migrationspolitik der USA und Mexikos hält viele Menschen in einem Kreislauf der Gewalt gefangen - mit schweren Folgen für ihre körperliche und psychische Gesundheit. Das zeigt ein nun von Ärzte ohne Grenzen veröffentlichter Bericht.
MSF on the migration route to Mexico
Juan Carlos Tomasi
Doctors Without Borders assists migrants, asylum seekers and deported Mexicans in two shelters in the border city of Nuevo Laredo, Tamaulipas.

Die Migrationspolitik der USA und Mexikos hält viele Menschen in einem Kreislauf der Gewalt gefangen. Dies hat oft schwere Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit der Menschen, wie ein von Ärzte ohne Grenzen veröffentlichter Bericht belegt.


Der Report mit dem Titel „No Way Out“ basiert auf 480 Interviews und Zeugenaussagen von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten aus Zentralamerika, auf den Erfahrungen der Mitarbeitenden von Médecins sans frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) sowie medizinischen Daten von mehr als 26.000 Menschen, die von Januar bis September 2019 von Teams der Hilfsorganisation in Mexiko versorgt wurden.

Gewalt wie in Kriegsgebieten

All diese Informationen belegen das hohe Maß an Gewalt und Misshandlungen, unter denen Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten in ihren Heimatländern, entlang der Migrationsroute und in Gewahrsam der US-amerikanischen und mexikanischen Behörden leiden. Das Gewaltniveau in El Salvador, Guatemala und Honduras ist vergleichbar mit dem in Kriegsgebieten, in denen Ärzte ohne Grenzen tätig ist. Diese Gewalt ist einer der Hauptgründe für die Menschen, nach Mexiko und in die USA zu fliehen.

„Diese Menschen verdienen Schutz, Fürsorge und zumindest eine faire Chance, Asyl zu beantragen“, sagt Sergio Martin, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Mexiko. „Stattdessen erleben sie auf der Flucht noch mehr Gewalt, sind an gefährlichen Orten gefangen und haben keinerlei Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen.“

Erpressung, sexualisierte Gewalt, Folter

61,9 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den zwei Jahren vor der Ausreise aus ihrem Heimatland Gewalt ausgesetzt waren. Fast die Hälfte der Befragten nannte diese als einen Hauptgrund für die Flucht. Von den Personen, die mit Kindern reisen, gaben mehr als drei Viertel an, dass sie aufgrund von Gewalt, einschließlich der Zwangsrekrutierung durch Banden, ihr Heimatland verlassen haben. Auch auf der Flucht durch Mexiko haben 57,3 Prozent der Befragten irgendeine Form von Gewalt erlebt. Es gab Fälle von Erpressung, sexualisierter Gewalt und Folter.

Unsicherheit, Gewalt und der Mangel an Schutzmechanismen haben deutliche Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit der Patientinnen und Patienten von Ärzte ohne Grenzen. Die Teams in Mexiko behandeln Gesundheitsprobleme, die Menschen auf der Flucht häufig aufweisen, wie Atemwegs- und Hauterkrankungen oder akute Probleme des Bewegungsapparates. Sie behandeln zudem Patientinnen und Patienten mit Verletzungen durch Waffen sowie infolge von Entführungen, sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigungen. Zu den Gründen, aus denen Menschen eine psychologische Unterstützung suchen, zählen Angst, Depressionen und posttraumatische Belastungszustände, die durch ein Gewalterlebnis ausgelöst wurden.