COVID-19: Ärzte ohne Grenzen eröffnet Behandlungszentrum in Indien

19.06.2020
Die Zahl der bestätigten Coronafälle in Indien steigt kontinuierlich. Wir haben daher im Bundesstaat Bihar im Nordosten von Indien ein Behandlungszentrum mit 100 Betten für Patientinnen und Patienten mit COVID-19 eröffnet.

Themengebiete:

Dr Nisha Mohan explaining safety protocols
Garvit Nangia/MSF
One of the main priorities for MSF is the safety of health workers, and that is why all the staff must follow strict protocols in terms of safety and security

Die Zahl der bestätigten Coronafälle in Indien steigt kontinuierlich. Die medizinische Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen/ Médecins Sans Frontières (MSF) hat daher im Bundesstaat Bihar im Nordosten von Indien ein Behandlungszentrum mit 100 Betten für Patientinnen und Patienten mit COVID-19 eröffnet.

„Während die Corona-Epidemie in Europa glücklicherweise langsam abnimmt ist dies in vielen unserer Einsatzländer – wie Indien – nicht der Fall“, betont Laura Leyser, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen Österreich. „Wir sind äußerst besorgt um das Wohl unserer Patientinnen und Patienten. Die Auswirkungen von COVID-19 in Ländern mit schwachem Gesundheitssystem sind gravierend. Wer sieht, welche schwerwiegenden Folgen COVID-19 auf die fortschrittlichsten Gesundheitssysteme der Welt hat – etwa in Europa – kann sich vorstellen, wie stark die Auswirkungen in schwächeren Ländern sein können.“

Das COVID-19-Behandlungszentrum von Ärzte ohne Grenzen ist in einer umgewidmeten Sporthalle in Patna, der Hauptstadt des Bundesstaats Bihar, untergebracht. Die Teams in der vollständig von Ärzte ohne Grenzen geleiteten Einrichtung werden zunächst Patientinnen und Patienten mit leichten oder mittelschweren Symptomen medizinisch versorgen, um die Maßnahmen der Behörden zur Isolierung von bestätigten COVID-19-Fällen zu unterstützen und die Ausbreitung von COVID-19 in der Region zu verringern.

Bei Bedarf wird Ärzte ohne Grenzen in weiterer Folge den Schwerpunkt der Hilfe auf High-Flow-Sauerstofftherapie von mittelschweren Fällen und auf Palliativpflege verlagern. Ärzte ohne Grenzen arbeitet mit den Gesundheitsbehörden von Bihar zusammen, die die Patientinnen und Patienten an das Behandlungszentrum überweisen. Dadurch sollen behördlich betriebene COVID-19-Behandlungskliniken entlastet werden.

Mit 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen wird das Behandlungszentrum auch stationäre Versorgung, Gesundheitsaufklärung, und psychologische Betreuung sowie alle essenziellen Medikamente und medizinische Ausrüstung anbieten, die für die Behandlung mittelschwerer Fälle benötigt werden.

Wissen und Erfahrung im Management von Epidemien

„Die Reaktion auf medizinische Notfälle ist der Kern der Arbeit von Ärzte ohne Grenzen", erklärt Prince Mathew, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in der Region. „Wir setzen unser Wissen und unsere Erfahrung im Management der Epidemie ein, um die Auswirkungen von COVID-19 im Bundesstaat Bihar abzuschwächen.“

Die Zahl der bestätigten registrierten Fälle von COVID-19 in Indien liegt derzeit bei über 380.000 Personen. Die seit März geltenden Bewegungseinschränkungen wurden in den letzten Wochen in vielen Gebieten gelockert. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Fälle weiter steigen. Einige Gebiete des Landes wie Bihar gelten als Hotspots.

Die derzeit höchste Zahl an registrierten COVID-19-Fällen in Indien verzeichnet der Bundesstaat Maharashtra. Ärzte ohne Grenzen hat hier in Mumbai Präventionsmaßnahmen und Aktivitäten zur Verbesserung der Wasserversorgung und der sanitären Einrichtungen gestartet. Auch hier werden Teams von Ärzte ohne Grenzen mit der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 beginnen.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1999 in Indien tätig und bietet kostenlose medizinische Grundversorgung in Andhra Pradesh, Bihar, Chhattisgarh, Delhi, Jammu, Kaschmir, Jharkhand, Maharashtra, Manipur, Telangana und Uttar Pradesh.

Im Bundesstaat Bihar betreibt Ärzte ohne Grenzen im Distrikt Darbhanga Ernährungsprojekte und in Hajipur Programme zur Behandlung von Kala Azar. Die Teams behandeln auch Menschen mit fortgeschrittenen HIV-Erkrankungen.