Kampagne von Ärzte ohne Grenzen: GSK senkt Preise für Pneumokokken-Impfstoffe

21.09.2016
Ärzte ohne Grenzen hat sieben Jahre in zahlreichen Verhandlungsrunden für niedrigere Preise gekämpft. Die Preisreduktion von GSK ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Schutzes von besonders gefährdeten Kindern.
20.04.2016: Der Dankesgruß an die Unterzeichnenden der Fair Shot-Petition.

Die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) begrüßt die Entscheidung von GlaxoSmithKline (GSK), den Preis seines Pneumokokken-Impfstoffes (PCV) für humanitäre Organisationen, die Flüchtlinge und Kinder in Krisengebieten betreuen, zu senken. Ärzte ohne Grenzen war sieben Jahre lang mit GSK und Pfizer – den einzigen Herstellern des Pneumokokken-Impfstoffes – in Verhandlungen und hat für niedrigere Preise gekämpft. Die Preisreduktion von GSK ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines besseren Schutzes von besonders gefährdeten Kindern, die von Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen versorgt werden. Ärzte ohne Grenzen hofft nun, dass Pfizer es GSK gleichtun wird und dass beide Firmen zusätzlich den Impfstoffpreis für Regierungen in Entwicklungsländern senken werden, die es sich nach wie vor nicht leisten können, die Pneumokokken-Impfung in ihren nationalen Impfplan aufzunehmen.

„GSK hat nun einen wichtigen Schritt für Kinder in Krisengebieten getan”, erklärt Dr. Joanne Liu, internationale Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen. „Mit dieser Preisreduktion werden unsere Teams nun endlich in der Lage sein, mehr Kinder gegen diese tödliche Krankheit zu impfen. GSK sollte nun seine Bemühungen nochmals verstärken und die Kosten des Impfstoffes für die vielen Entwicklungsländer senken, die es sich immer noch nicht leisten können, ihre Kinder gegen Lungenentzündung zu impfen.“

Fast eine Million Kinder sterben jährlich an Lungenentzündung

Lungenentzündung ist die häufigste Todesursache bei Kindern weltweit, jährlich sterben fast eine Million Kinder daran. Kinder in Kriegs- und Krisengebieten sind besonders gefährdet, an Lungenentzündung zu erkranken. Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen sehen sehr oft die tödlichen Folgen von Lungenentzündung – einer Krankheit, die durch Impfung verhindert werden kann.

MSF
In Zusammenarbeit mit den griechischen Behörden impfen unsere Teams Kinder im Alter von sechs Wochen bis zu 15 Jahren in Elliniko.

Bis jetzt konnte weder Ärzte ohne Grenzen noch andere humanitäre Organisationen den Impfstoff zu einem günstigen Preis erwerben. Anfang des Jahres hat Ärzte ohne Grenzen 60 Euro (68,10 US-Dollar) pro Dosis für den Pfizer-Impfstoff bezahlt, um Flüchtlingskinder in Griechenland zu impfen, das ist das 20-fache des günstigsten Preises, den GSK und Pfizer anbieten.

Ärzte ohne Grenzen hat im Mai die Unterschriften von über 416.000 Menschen aus 170 Ländern an Pfizer und GSK übermittelt. Sie alle hatten eine Petition unterschrieben und die Firmen dazu aufgefordert, die Preise für Impfstoffe gegen Pneumokokken auf fünf US-Dollar pro Kind (für alle drei benötigten Impfungen pro Kind) in allen ärmeren Ländern und für Menschen in Konfliktgebieten zu senken.

„Pfizer sollte sich jetzt ein Vorbild an GSK nehmen"

GSK hat nun diese Woche verlautbart, den Preis für humanitäre Organisationen auf  neun US-Dollar pro Kind, das sind 3,05 US-Dollar pro Impfung, zu senken. GSK unterstützt damit den Zugang zu Impfstoffen gegen Pneumokokken maßgeblich. Der von Pfizer produzierte Impfstoff PCV13 ist jedoch in vielen Ländern, in denen Ärzte ohne Grenzen und andere Organisationen im Einsatz sind, ein ebenfalls unverzichtbares Mittel. Dennoch weigert sich Pfizer nach wie vor, Hilfsorganisationen einen leistbaren Preis für ihren Impfstoff gegen Pneumokokken anzubieten.

„Pfizer sollte sich jetzt ein Vorbild an GSK nehmen und ebenfalls dazu beitragen, eine umfassendere Lösung für humanitäre Organisationen zu finden, indem sie ebenfalls den weltweit günstigsten Preis anbieten“, sagt Liu. Anstatt die Preise für Hilfsorganisationen zu senken, hat Pfizer lediglich ein Spendenprogramm angeboten. Ärzte ohne Grenzen bevorzugt jedoch den direkten Zugang zu leistbaren Impfstoffen, um die Gesundheit von gefährdeten Kindern nicht vom Wohlwollen von Unternehmen abhängig zu machen.