19 Todesopfer nach Luftangriff auf Krankenhaus in Abs

Spital teilweise zerstört - verbliebene Gebäude wurden evakuiert, PatientInnen und Teams in Sicherheit gebracht. Angriffe auf medizinische Einrichtungen müssen aufhören!
16.08.2016
Abs, Jemen, 15.08.2016: Das Krankenhaus nach dem Luftangriff.

Im Nordwesten des Jemen wurde am Nachmittag des 15. August um 15:45 Uhr lokaler Zeit ein von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) unterstütztes Krankenhaus bei einem Luftangriff getroffen. Mittlerweile sind bereits 19 Todesopfer zu beklagen (Stand: 18. August), darunter ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen. Mindestens 19 Personen wurden verletzt. Das Krankenhaus in Abs (Hadscha), welches Ärzte ohne Grenzen seit Juli 2015 unterstützt, wurde teilweise zerstört. Die verbliebenen Gebäude wurden evakuiert und Patienten und Mitarbeiter in Sicherheit gebracht. Die GPS-Koordinaten des Krankenhauses waren wiederholt allen Konfliktparteien mitgeteilt worden, auch der von Saudi-Arabien geführten Militärallianz. Dies ist im Jemen der vierte Angriff in weniger als zwölf Monaten auf eine von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Einrichtung.

„Wieder einmal erleben wir heute die tragischen Folgen der Bombardierung eines Krankenhauses. Wieder einmal wurde ein funktionierendes Krankenhaus voll mit Patienten und lokalen und internationalen Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen in einem Krieg bombardiert, der keinen Respekt vor medizinischen Einrichtungen oder Patienten zeigt. Eine Fliegerbombe hat das Krankenhaus getroffen. Elf Menschen haben ihr Leben verloren ", sagt Teresa Sancristóval, Koordinatorin der Notfalleinsätze im Jemen, in einem Statement am 16. August. Die Zahl der Todesopfer ist mittlerweile auf 19 angestiegen.

Angriffe auf Krankenhäuser sind nicht akzeptabel

„Auch die jüngste Resolution der Vereinten Nationen, die ein Ende der Angriffe auf medizinische Einrichtungen fordert, und die Verpflichtungserklärungen zum internationalen humanitären Recht, scheinen nicht dazu beizutragen, dass Konfliktparteien im Jemen medizinisches Personal und Patienten respektieren. Wenn nicht danach gehandelt wird, sind diese öffentlichen Gesten für die Menschen sinnlos. Ob Absicht oder das Ergebnis einer Fahrlässigkeit, dies ist nicht akzeptabel“, sagt Sancristóval. „Menschen werden getötet und verletzt, während sie medizinische Hilfe suchen. Erneut müssen wir Familien von getöteten Patienten und eines Mitarbeiters unser Beileid bekunden, dabei hätten diese in dem Krankenhaus sicher sein sollen.“

Ärzte ohne Grenzen fordert von allen Konfliktparteien und insbesondere von der Allianz unter saudi-arabischer Führung, die für den Angriff verantwortlich ist, Garantien, dass es einen solchen Angriff nicht noch einmal geben wird. Seit Juli 2015 wurden im Krankenhaus in Abs, dem wichtigsten verbliebenen funktionierenden Krankenhaus im Westen des Regierungsbezirks Hadscha, 4.611 Patienten und Patientinnen behandelt. Es verfügte über eine Notaufnahme mit 14 Betten sowie über Abteilungen für Schwangere und chirurgische Eingriffe. In den vergangenen Wochen kamen vermehrt Verwundete in das Krankenhaus, die meisten von ihnen Opfer von Kämpfen und Luftangriffen.

13 Neugeborene zur Zeit der Bombardierung im Spital

Als das Krankenhaus getroffen wurde, wurden gerade 23 Menschen operiert, 25 waren in der Entbindungsstation, darunter 13 Neugeborene. Auf der Kinderstation waren zwölf Patienten. Im Krankenhaus waren an diesem Tag mehrere Kriegsverletzte aufgenommen worden. Wie viele Patienten und Patientinnen sich zur Zeit des Angriffs in der Notaufnahme befanden, ist noch unklar.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet im Jemen in elf Krankenhäusern und Gesundheitszentren. 18 weitere Krankenhäuser in acht Regierungsbezirken (Aden, Al-Dhale, Tais, Saada, Amran, Hadscha, Ibb and Sanaa) werden von der internationalen Hilfsorganisation unterstützt. Derzeit arbeiten mehr als 2.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Ärzte ohne Grenzen im Jemen, darunter 90 internationale.