Die aktuelle Situation im Jemen
Seit Anfang Februar 2022 werden die Kämpfe in verschiedenen Teilen des Landes erneut stärker. Viele Zivilist:innen sind von wahllosem Beschuss betroffen, darunter viele Frauen und Kinder. Nach Gewalt zu Beginn des Monats in der Stadt Abs und einem Bombenangriff in der Nacht des 21. Februar in Hadscha haben unsere Teams viele Verletzte in den dortigen Krankenhäusern aufgenommen und versorgt. Die Sicherheit der Menschen, die bereits von jahrelangen Konflikten und Vertreibung betroffen sind, ist stark beeinträchtigt.
In der Stadt Marib stieg die Gewalt sprunghaft an und Tausende flohen aus ihren Häusern in umliegende Camps. Grundlegenden Dinge wie Nahrung, sauberes Wasser und sichere Unterkünfte fehlen. Seit März bauen wir im Allgemeinkrankenhaus in Marib die Kapazitäten aus, um so der wachsenden Zahl an Verletzten gerecht zu werden. Auch in Mokka mussten unsere Teams im November auf eine Vielzahl Verletzter reagieren, da die Kämpfe an der Front immer heftiger wurden.
Die Lage im Jemen hat sich zu einer der größten humanitären Krisen entwickelt. Es mangelt an Schutz, Nahrung, Wasser und Medikamenten. 65 Prozent der Bevölkerung sind auf Hilfe angewiesen. Besonders die Jüngsten leiden unter dem Krieg. Die Hälfte der Kinder unter fünf Jahren sind laut UN von akuter Mangelernährung bedroht – das sind circa 2,3 Millionen Kinder.
Wie wir im Jemen helfen
- Wir betreiben 10 eigene Krankenhäuser im Land und unterstützen 20 weitere in 14 Gouvernements.
- In mehr als acht mobilen Kliniken und einem primären Gesundheitszentrum in Marib und Umgebung stellen wir die medizinische Grundversorgung für Vertriebene und marginalisierte Bevölkerungsgruppen sicher.
- In der Stadt Abs behandeln wir mangelernährte Patient:innen in unserem therapeutischen Ernährungszentrum.
- In al-Huban, einem Vorort von Tais unterstützen wir das große Mutter-Kind-Krankenhaus al-Jamhouri und leisten Geburtshilfe.
- Zudem kümmern wir uns im Jemen um die Eindämmung von Krankheitsausbrüchen wie Cholera und Masern.
1986
Beginn der Arbeit
89,6
Mio. EUR
Ausgaben (Vorjahr)
2879
Einsatzkräfte
Ländervergleich Österreich & Jemen
Warum wir im Jemen helfen
Die Republik Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel und ist Heimat von knapp 30 Millionen Menschen. Seit 2015 herrscht dort Krieg und mehr als 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Infrastruktur zerstört, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren. Die Lebensmittelpreise sind so stark gestiegen, teilweise um das 500-fache, so dass die Bevölkerung Hunger leidet. Mehr als die Hälfte der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen sind ganz oder teilweise funktionsunfähig. Einige der Einrichtungen, die noch geöffnet sind, stehen kurz vor der Schließung, da es an Medikamenten, Personal und Geld fehlt.
Aus Angst vor Angriffen, oder weil sie die Kosten des Transports nicht tragen können, treten viele Patient:innen den Weg zu einem Krankenhaus gar nicht erst an. So bringen Schwangere ihre Kinder zu oft ohne medizinische Begleitung auf die Welt, was ein hohes Risiko für das Leben von Mutter und Kind bedeutet.
Hinzu kommt das erhöhte Infektionsrisiko aufgrund der hygienischen Bedingungen in Geflüchtetenlagern im Jemen. Immer wieder gibt es Ausbrüche von Cholera, Masern und anderen Krankheiten.
Fokus auf Schwangere und Neugeborene
Auch im siebten Kriegsjahr setzten wir landesweit unsere medizinische und psychologische Unterstützung für Kriegsverwundete fort. Unsere Teams arbeiteten im Krankenhaus in Mocha, in Marib sowie in Hadscha. Mit einem besonderen Fokus auf die Mutter-Kind-Versorgung betreuten wir weiterhin Aktivitäten im Krankenhaus in al-Kanawes, in Abs sowie in Tais al-Huban. In der Stadt Tais übernahmen wir ab Juni die Geburts- und Säuglingsstation im al-Jomhuri-Hospital.
Natürlich kann man zu einer schwangeren Frau nicht sagen: „Oh, die Station ist voll. Wir können Sie nicht aufnehmen. Sie müssen leider woanders hingehen."
Zunahme von mangelernährten Kindern
In Abs, Gouvernement Hadscha, stellten wir eine alarmierend hohe Anzahl an mangelernährten Kindern fest. Wir behandelten in unserem stationären Ernährungsprogramm weit mehr schwer mangelernährte Kinder – teilweise mit medizinischen Komplikationen - als im Vorjahr. Als im Frühling und Herbst die Covid-19-Zahlen stiegen, eröffneten wir in Sanaa, Aden und Ibb Behandlungszentren mit Intensivstationen.