Mossul: Ärzte ohne Grenzen behandelt Kriegsverletzte und unterstützt Krankenhäuser

Neben der medizinischen Nothilfe für Verletzte unterstützt Ärzte ohne Grenzen nun auch Krankenhäuser.
04.05.2017
Post Operative Care in South Mosul, Iraq
Diego Ibarra Sánchez/MEMO
MSF staff member Patricia, changes 5 year old Faten's bandages. She was injured when she was playing in a garden. At the Medecins Sans Frontieres (MSF) Post Op Hospital South of Mosul, Iraq. Told by her father: “When our neighbourhood in West Mosul was retaken by the Iraqi army we went back to our house. Faten was playing in the garden when a mortar bomb fell in the garden and exploded. Faten was injured in the leg by shrapnel from the bomb. First we took her to MSF in Hammam Al Alil where she received the first aid. From there she was referred to another field hospital in Bartella for further treatment. Now she is here in the post-operative ward in Hamdanyia hospital. Every day the staff here clean her wounds and puts new bandages on. Faten is a brave girl, she likes to play and laugh butt she misses her brothers and sisters at home and at night she cries. All her 7 siblings are doing well, praise to God”.

Neben medizinischer und chirurgischer Nothilfe für Männer, Frauen und Kinder, die in den anhaltenden Kämpfen um Mossul verletzt werden, hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) die Aktivitäten ausgeweitet und unterstützt nun auch Krankenhäuser, die über zu wenig Ressourcen verfügen, um den wachsenden Bedarf zu decken.

“Die meisten Spitäler in Mossul wurden beschädigt oder zerstört” erklärt Marc van der Mullen, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen. „In West-Mossul sind medizinische Leistungen ernsthaft zum Erliegen gekommen, und aufgrund der anhaltenden Kämpfe gibt es viele Verletzte und Tote. In Ost-Mossul gehen medizinische Einrichtungen langsam wieder in Betrieb, aber es gibt noch Lücken bei der post-operativen Betreuung, der Mutter-Kind-Versorgung und in der Pflege stationärer Patienten, daher springt Ärzte ohne Grenzen hier ein.“

Derzeit ist Ärzte ohne Grenzen in sechs medizinischen Einrichtungen in und um Mossul tätig, leistet lebensrettende Nothilfe und chirurgische Versorgung, einschließlich Mutter-Kind-Versorgung und post-operative Betreuung nach größeren chirurgischen Eingriffen. Die Teams behandeln auch mangelernährte Kinder und kümmern sich um die medizinische Versorgung sowie um psychologische Hilfe in den neu entstandenen Lagern für Vertriebene aus Mossul.

West-Mossul

Durch die Bereitstellung spezialisierter Gesundheitsposten, die je nach medizinischen Bedürfnissen schnell auf- und abgebaut werden können, war Ärzte ohne Grenzen in der Lage, den Verwundeten in West-Mossul lebensrettende Hilfe und Nothilfe zu leisten.

Im vergangenen Monat hat Ärzte ohne Grenzen 175 Patienten in den zwei Gesundheitsposten in West-Mossul behandelt und sie in chirurgische Einrichtungen transferiert.

Noch immer sitzen Hunderttausende Menschen in West-Mossul fest. Die Patienten, die es bis zu den Kliniken von Ärzte ohne Grenzen schaffen, berichten von Wasser- und Nahrungsmittelknappheit und von einem extrem eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung.

Ost-Mossul

In Ost-Mossul arbeitet Ärzte ohne Grenzen in einem ehemaligen Altersheim, das in eine Notaufnahme, einen Operationssaal, eine Geburtenstation und in stationäre Abteilungen umfunktioniert wurde. Seit das Krankenhaus Anfang März eröffnet wurde, haben die Teams 4.376 Patienten behandelt, mehr als die Hälfte davon waren Notfälle.

Außerdem hat Ärzte ohne Grenzen am 19. März in Ost-Mossul ein 15-Betten-Spital eröffnet, um eine Mindestversorgung für gebärende Frauen zu gewährleisten. Seit der Eröffnung haben die Teams 130 Babies auf die Welt gebracht.

In einem weiteren Spital in Ost-Mossul hat Ärzte ohne Grenzen eine 24-Stunden-Notaufnahme errichtet, in der bisher 336 Patienten behandelt wurden.

Südlich von Mossul

Seit seiner Eröffnung wurden im Feldspital von Ärzte ohne Grenzen in Hammam al-Alil 1.904 Patienten behandelt. Das Spital war einen Monat lang die nächstgelegene chirurgische Einrichtung für die Menschen aus West-Mossul. 55 Prozent der Patienten waren Frauen und Kinder, 82 Prozent Kriegsverletzte.

Im Krankenhaus in Qayyarah behandelt Ärzte ohne Grenzen medizinische und chirurgische Notfälle. Seit Jänner wurden über 5.657 Patienten in der Notaufnahme behandelt. Das Team behandelt Patienten, die bei Luftangriffen, Explosionen oder durch Granatbeschuss verletzt wurden. Vor kurzem wurde eine Vier-Betten-Intensivstation für Verbrennungsopfer und andere kritische Fälle errichtet.

Als die irakische Armee nach West-Mossul vordrang, konnten viele Familien fliehen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen haben in der Folge Kinder mit akuter Mangelernährung behandelt – eine Konsequenz der Nahrungsmittelknappheit im belagerten West-Mossul. Zur Behandlung mangelernährter Kinder hat Ärzte ohne Grenzen im Krankenhaus von Qayyarah ein 12-Betten-Ernährungszentrum errichtet. In Hammam al-Alil betreibt Ärzte ohne Grenzen ein ambulantes Ernährungsprogramm und überweist schwer unterernährte Kinder in das Qayyarah-Krankenhaus.

Vertriebenenlager

Nach Schätzungen der UNO wurden 500.000 Menschen aus Mossul vertrieben. In 17 Vertriebenenlagern westlich von Erbil bieten die Teams von Ärzte ohne Grenzen eine medizinische Grundversorgung, die Behandlung chronischer Krankheiten und eine psychologische sowie psychiatrische Therapie an. Das psychologische Programm konzentriert sich auf schwere Fälle und beinhaltet psychologische Beratung, Gruppentherapie und Therapien für Kinder. Seit Anfang des Jahres haben die Teams 14.098 medizinische Behandlungen und 8.238 psychologische Beratungen durchgeführt.