Tansania: Flüchtlinge aus Burundi strömen in überfülltes Lager

20.07.2015
Wöchentlich fliehen 2.000-3.000 Menschen aus Burundi in das benachbarte Tansania - das stark überfüllte Flüchtlingslager Nyarugusu erreicht seine Kapazitätsgrenzen.
Nyarugusu camp - Tanzania
Louise Annaud/MSF
Nyarugusu, Tansania, 13.07.2015: Zwischen den Zelten im Flüchtlingslager befinden sich Feuerstellen, wo die Frauen traditionelle burundische Gerichte wie Ugali zubereiten.

Genf/Wien, am 20. Juli 2015 – 2.000 bis 3.000 Menschen fliehen pro Woche vor den politischen Unruhen in Burundi und suchen Zuflucht im benachbarten Tansania. Die große Anzahl an Flüchtlingen bringt das bereits stark überfüllte Flüchtlingslager Nyarugusu an seine Kapazitätsgrenzen, wie Sita Cacioppe, die Nothilfekoordinatorin der internationalen medizinischen Organisation Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) berichtet.

Durch den Zustrom steigen die Bedürfnisse stetig an. Die Hilfsorganisationen vor Ort haben Mühe, ausreichend Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte für die Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen und die medizinische Versorgung zu gewährleisten.

Flüchtlingslager fast dreifach überbelegt

Jeden Tag überqueren 2.000 bis 3.000 Menschen die bewaldete Grenze zwischen Burundi und Tansania. Viele davon flüchten zu Fuß im Schutz der Dunkelheit, ohne persönliche Sachen. Zurzeit befinden sich etwa 78.000 Burundier im Lager Nyarugusu. Im gleichen Lager befinden sich bereits 64.000 kongolesische Flüchtlinge, die 1997 vor dem Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo geflohen sind. Das damals errichtete Flüchtlingslager war für maximal 50.000 Flüchtlinge vorgesehen. Heute beherbergt es fast dreimal so viele Menschen.

„Wegen des Platzmangels werden die Flüchtlinge teilweise monatelang in Massenunterkünften untergebracht, die eigentlich als Übergangszonen gedacht waren, bis ein Zelt für sie verfügbar wird“, berichtet Sita Cacioppe. „Unsere Teams haben mehr als 200 Menschen gesehen, die zusammengepfercht in einem 8 mal 22 Meter großen Zelt lebten – das ist weniger als ein Quadratmeter pro Person.“

Trinkwasser und medizinische Hilfe für die Menschen

Im Mai hatte Ärzte ohne Grenzen ein Cholera-Behandlungszentrum im Lager errichtet, nachdem die Krankheit, die sich durch Wasser überträgt, ausgebrochen war. Seither hat Ärzte ohne Grenzen über 107.000 Menschen gegen Cholera geimpft und verteilt täglich 270.000 Liter Trinkwasser an fünf Ausgabestellen im Lager.

Neben dem Tansanischen Roten Kreuz bieten auch Teams von Ärzte ohne Grenzen den Flüchtlingen mit mobilen Kliniken medizinische Grundversorgung und überweisen schwer kranke Patienten ins Spital. Die häufigsten Beschwerden sind Malaria, Durchfall und Atemwegserkrankungen, da die Nächte kalt sind und das Camp sehr staubig ist. Im Spital des Lagers, das vom Tansanischen Roten Kreuz betrieben wird, betreibt Ärzte ohne Grenzen eine therapeutische Ernährungsstation mit 30 Betten. Das Angebot richtet sich an Kinder, die an schwerer akuter Mangelernährung leiden.

„Den Flüchtlingen müssen dringend neue Gebiete zugewiesen werden, wo sie sich niederlassen können, damit sie unter humaneren Bedingungen leben können“, betont die Nothilfekoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen.