Verschlechterung der Versorgungslage von Vertriebenen in Tigray

12.01.2021
Die humanitäre Situation in der äthiopischen Region Tigray ist besorgniserregend. Zehntausende Geflüchtete leben in verlassenen oder unfertigen Gebäuden.
Um Rakuba refugee camp
Thomas Dworzak/Magnum Photos
Refugees are queuing up for a food distribution organised by WFP in Um Rakuba refugee camp. Ethnic Tigray, Ethiopian, refugees who fled the central government's military offensive against what is perceived as separatism by the Tigray regional government and its military branch TPLF. When crossing into Sudan the refugees are transferred and settled in Um Rakuba, which was already a site of camps during the 1984 famine. MSF runs the water supplies and has an emergency clinic in the camp. SUDAN, Gedaref Region, Eastern border with Ethiopia/Tigray Region. Um Rakuba Camp. 2020/12.

Die humanitäre Situation in der äthiopischen Region Tigray ist besorgniserregend. In den Gebieten, zu denen Ärzte ohne Grenzen Zugang hat, leben zehntausende Geflüchtete in verlassenen oder unfertigen Gebäuden. Die Menschen haben kaum Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, Obdach oder gesundheitlicher Versorgung. An manchen Orten gibt es keinen Strom und keine Wasserversorgung mehr, die Telekommunikationsnetzwerke funktionieren nicht und die Banken haben geschlossen. Laut mehrerer Berichte gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstecken sich noch immer viele Bewohnerinnen und Bewohner in den Bergen und auf dem Land. 

Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten an mehreren Orten medizinische Versorgung an. So unterstützen wir im Osten Tigrays das zweitgrößte Krankenhaus der Region in Adigrat, das ursprünglich eine Bevölkerung von einer Million Menschen versorgte. Als die Teams dort am 19. Dezember eintrafen, fanden sie die Klinik teilweise nicht mehr funktionsfähig vor.

Lebensmittel und Sauerstoffflaschen werden geliefert

Angesichts der Dringlichkeit der Situation wurden Sauerstoffflaschen und Lebensmittel für Patientinnen und Patienten und deren Angehörige aus dem 120 Kilometer weiter südlich gelegenen Mekele geschickt. Außerdem überwiesen wir Patientinnen und Patienten an das Krankenhaus Afder in der Hauptstadt der Region.

MSF emergency response in Tigray, northern Ethiopia
MSF

03.01.2021: Ein Ärzte ohne Grenzen Mitarbeiter überwacht Lastwagen, die in Mekele mit Vorräten beladen werden, um sie in andere Teile der Region Tigray in Nordäthiopien zu schicken.

Seit dem 23. Dezember betreibt Ärzte ohne Grenzen die Notaufnahme des Krankenhauses von Adigrat, die chirurgische und die pädiatrische Abteilung sowie die Entbindungsstation. Außerdem bieten wir ambulante Betreuung für Kinder unter fünf Jahren an. Insgesamt wurden vom 24. Dezember bis zum 10. Januar 760 Patientinnen und Patienten in der Notaufnahme des Krankenhauses aufgenommen. Neben Adigrat im Osten von Tigray leisten unsere Teams im Westen zwischen den Städten Humera und Shire, im Zentrum in Adwa und Axum sowie im Süden in Hiwane und Adi Keyih medizinische Hilfe.

Fehlende humanitäre Hilfe

"Über fünf Millionen Menschen haben in der Region Tigray gelebt. Seit die Kämpfe Anfang November begonnen haben, sind Zehntausende geflohen, aber wir wissen auch, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung in Tigray noch in Regionen aufhält, wo es bisher fast keine humanitäre Hilfe gab“ erklärt Karljine Kleiner, Leiterin des Noteinsatzes im Sudan.

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Vor dem Konflikt lebten in Tigray rund 5,5 Millionen Menschen, darunter mehr als 100.000 intern Vertriebene und 96.000 Geflüchtete, die nach UNO-Angaben bereits auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen waren. 

Unsere Aktivitäten in der Region 

Neben ihren Aktivitäten in Tigray haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen seit November Tausende von Vertriebenen an der Grenze zur Amhara-Region medizinisch versorgt. Außerdem unterstützen wir mehrere Gesundheitseinrichtungen mit medizinischen Hilfsgütern und führen Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums in den Bereichen Ernährung und Massenanfall von Verletzten durch. Ärzte ohne Grenzen kümmert sich auch um die humanitären Bedürfnisse der äthiopischen Geflüchtete auf der anderen Seite der Grenze im Sudan.

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