Ärzte ohne Grenzen behandelt nach dem Erdbeben in Pakistan zahlreiche Verwundete

Leben retten während der ersten Stunden – jetzt geht es um die Ermittlung weiteren Bedarfs.

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28.10.2015
Bajaur, Pakistan, 27.10.2015: Eingestürzte Häuser in einem Dorf in Salarzai Tehsil in den FATA-Stammesgebieten unter Bundesverwaltung in Pakistan.

Am Nachmittag des 26. Oktobers 2015 erschütterte ein Erdbeben zwischen 7,6 und 8,1 auf der Richterskala Teile des Nordostens Afghanistans und des Nordwestens Pakistans. In den ersten Stunden danach wurden in unsere Projekte der betroffenen Region in Pakistan sehr viele Patienten eingeliefert und behandelt. Nun soll untersucht werden, welchen Bedarf an Hilfe es noch gibt, um gegebenenfalls darauf reagieren zu können.

In Timergara (Bezirk Lower Di, Provinz Khyber Pakhtunkhwa) wurde nach dem Erdbeben schnell eine Notfallroutine in Gang gesetzt, die für Situationen bestimmt ist, in denen eine große Zahl Schwerverletzter gleichzeitig eingeliefert wird. Am Tag des Bebens haben unsere Teams, die die Notaufnahme im Krankenhaus von Timergara betreiben, von 15 Uhr nachmittags bis um 8 Uhr morgens des Nachfolgetags 172 Patienten behandelt. 55 von ihnen waren in kritischem Zustand – leider überlebte einer dieser Patienten nicht.

#Erdbeben in #Pakistan: #MSF Notaufnahme in Timergara versorgt Schwerverletzte, bisher 133 PatientInnen und 1 Todesfall #PakistanEarthquake

— Ärzte ohne Grenzen (@MSF_austria) 26. Oktober 2015

Wir unterstützen auch die Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums bei der Nachsorge für schwer verletzte Patienten, die zunächst in der Notaufnahme behandelt wurden. Eine Station für Dengue-Fieber-Patienten, die wir in dem Krankenhaus betreiben, wurde vorübergehend in eine zusätzliche Akutstation umgewandelt, um die hohen Patientenzahlen zu bewältigen. Wir kümmern uns zudem darum, den erhöhten Bedarf an sterilen Materialien besser abzudecken.

Auch im Khar Krankenhaus in Bajaur (Stammesgebiete unter pakistanischer Bundesverwaltung/FATA), wurden mit unserer Hilfe am Montag 72 verletzte Patienten behandelt. Um dies zu unterstützen, kam umgehend unser Team aus der Stadt Nawagai angereist.

Leben retten während der ersten Stunden

In Afghanistan meldete nach dem Erdbeben keines unserer Teams eine Notlage. Allerdings ist es für eine abschließende Bedarfseinschätzung für Gebiete, die näher am Epizentrum in Badakhshan liegen, zu früh.Nachdem der erste große Zustrom von Patienten vorüber ist, verschaffen sich unsere Teams nun einen umfassenderen  Überblick, so prüfen sie beispielsweise, ob Hygiene-Material oder Zelte benötigt werden. Zudem wird die medizinische Versorgung weiter evaluiert

„In einigen Regionen waren die Auswirkungen des Erdbebens dramatisch. Aber bevor wir sagen können, was genau wir jetzt brauchen, müssen wir uns einen besseren Überblick verschaffen”, sagt unsere Landeskoordinatorin in Pakistan, Shelagh Woods. „Erste Einschätzungen lassen vermuten, dass Schutz und Hygiene zu den wichtigsten Bedürfnissen gehören. In einigen Bergregionen hat es bereits begonnen zu schneien. Wir sind vorbereitet, um mit Zelten und Hygiene-Material zu helfen. Während der ersten Stunden konnten wir Leben retten, aber jetzt müssen wir schnell einigen weiteren Bedarf evaluieren, bevor wir den zweiten Schritt gehen.”

Seit 1986 hilft Ärzte ohne Grenzen der pakistanischen Bevölkerung und afghanischen Flüchtlingen, die durch bewaffneten Konflikte und Naturkatastrophen in Not geraten sind oder keinen Zugang zu einer medizinischen Versorgung haben. Teams von Ärzte ohne Grenzen bieten zurzeit kostenlose medizinische Versorgung in Kurram und Bajaur (FATA), Khyber Pakhtunkhwa, Belutschistan und in den Provinzen von Sindh an.