Gute Nachrichten: Malaria-Ausbruch in Haut-Uélé unter Kontrolle

Nothilfeteams bekämpften außergewöhnlich heftigen Malaria-Ausbruch - 82.000 Malaria-Kranke versorgt. Florent Uzzeni berichtet von den größten Herausforderungen.

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29.08.2016
DRC: MSF responds to malaria outbreak in Pawa and Boma-Mangbetu
Laetitia Martin/MSF
Children arrive in hospitals with severe malaria and multiple complications. Little Mary, 5 months old, has been urgently admitted in the emergency room of Boma hospital. She needs oxygen and rehydration.

Vier Monate lang bekämpfte Ärzte ohne Grenzen in der Provinz Haut-Uélé im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo einen außergewöhnlich heftigen Malaria-Ausbruch. Am 20. August konnte die Organisation die beiden Gesundheitsbezirke Pawa und Boma-Mangbetu wieder verlassen, da der Ausbruch unter Kontrolle ist. Der stellvertretende Leiter der Notfalleinsätze Florent Uzzeni berichtet im Interview von den größten Herausforderungen:

Ist der Malaria-Ausbruch in Haut-Uélé beendet?

Die kritische Phase ist vorbei, der Ausbruch nun unter Kontrolle. Seit mehreren Wochen sind die Patientenzahlen in den Gesundheitszentren und Spitälern rückläufig. Anfang Mai starteten wir einen Notfall-Einsatz, nachdem die medizinischen Einrichtungen komplett überfordert waren – sie konnten die große Zahl an Malaria-Patienten nicht mehr im Alleingang bewältigen. Innerhalb von drei Monaten behandelten unsere medizinischen Teams in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Personal fast 82.000 Malaria-Kranke, die Mehrheit davon Kinder unter fünf Jahren. Rund 3.000 litten an einer schweren Verlaufsform der Krankheit und mussten stationär betreut werden. Insgesamt wurden 1.100 Bluttransfusionen vorgenommen. Als sich die Lage allmählich entspannte, zogen wir uns nach und nach zurück und versorgten die lokalen Einrichtungen weiterhin mit Medikamenten.

Bereits 2012 bekämpfte Ärzte ohne Grenzen in dieser Region einen Malaria-Ausbruch. Wurde die Krise dieses Mal besser bewältigt?

2016 funktionierte das Frühwarnsystem gut, und die Gesundheitsbehörden von Pawa und Boma-Mangbetu machten sich bereits im Dezember wegen der Zunahme der Malaria-Erkrankungen Gedanken. Als sich die Epidemie im März rasant ausbreitete, alarmierten sie das Gesundheitsdepartement der Provinzhauptstadt Isiro. Die Warnung ging zwar frühzeitig raus, doch die Reaktion folgte verzögert, weshalb Ärzte ohne Grenzen um Hilfe gebeten wurde. Der Vorteil im Vergleich zu 2012 war, dass unsere Teams schon viel früher eingreifen konnten und dadurch eine Katastrophe wie vor vier Jahren verhindert werden konnte.

Eines der Hauptprobleme, mit denen wir konfrontiert waren, war die Verfügbarkeit von Medikamenten. Als wir Anfang Mai ankamen, gab es sehr viele Erkrankte, und die Medikamentenvorräte in den Kliniken und lokalen Gesundheitsposten in Pawa und Boma-Mangebtu waren komplett aufgebraucht – in einigen schon seit mehreren Wochen. Trotz der frühen Warnung gelang es den Gesundheitsbehörden nicht, umgehend die benötigten Malaria-Medikamente in ausreichender Menge zu beschaffen. Mangels Behandlungsmöglichkeiten kam es vermehrt zu schweren Malaria-Verlaufsformen. Die Spitäler waren überlastet und auch die Zahl der Todesfälle nahm zu.

Könnte es erneut zu einem so schweren Ausbruch kommen?

Ja. Malaria ist in dieser Region endemisch. Betrachtet man zudem die Ausbrüche von 2012 und 2016, kann man sich gut vorstellen, dass es erneut dazu kommen könnte. Um dafür gewappnet zu sein, sind zwei Maßnahmen besonders wichtig: Die Medikamente müssen möglichst nahe bei der Bevölkerung verfügbar sein, denn viele Menschen haben nicht die Mittel, um ein Spital oder Gesundheitszentrum aufzusuchen. Zweitens muss sichergestellt werden, dass die Behandlung kostenlos ist.

Schnelle Einsatzbereitschaft und Flexibilität aller Beteiligten sind entscheidend bei einem Malaria-Ausbruch. In Pawa und Boma-Mangbeta fanden unsere Teams ein Gesundheitssystem vor, das mehr schlecht als recht funktionierte. Und das, obwohl die Gesundheitseinrichtungen über gut ausgebildetes Personal verfügten, die den Ausbruch rechtzeitig erkannten. Wären gleich nach der herausgegebenen Warnung die benötigten Maßnahmen getroffen worden, hätte die Sterblichkeit unter Kontrolle gebracht werden können – selbst ohne die Nothilfe von Ärzte ohne Grenzen.

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